Deutsch
Gamereactor
Vorschauen
Wolfenstein: The New Order

Wolfenstein: The New Order

B. J. Blazkowicz lag 14 Jahre lang im Koma und erwacht nun in einer psychiatrischen Anstalt. Und in Wolfenstein herrscht eine neue Weltordnung.

HQ

Versteht mich nicht falsch: Aber kann man eigentlich überhaupt genug von Nazis bekommen? Es ist doch wie bei Zombies und Aliens, die trotz aller Arten von pop-kulturellen Neuinterpretationen noch immer hervorragende Protagonisten abgeben. Seit der Zweite Weltkrieg das Action-Genre weitgehend bestimmte, ist reichlich Zeit ins Land gezogen. Die großen Serien Medal of Honor und Call of Duty haben längst neue und andere Zeitepochen für sich entdeckt. Trotzdem: Gerade jetzt scheint die Zeit reif, um auch dem Dritten Reich wieder einen Besuch abzustatten und vor allen Dingen den Staub vom alten Wolfenstein zu klopfen. Historisch korrekt aufgearbeitete Fakten solltet dabei allerdings niemand erwarten.

In Machine Games erstem Teaser-Trailer zum neuen Wolfenstein entführt uns unser alter Bekannter B. J. Blazkowicz in eine alternative Version unserer Realität, in der die Alliierten den Zweiten Weltkrieg verloren haben. "Ich war viel zu lange fort", flüstert er. "So viel hat sich verändert."

Wir schreiben das Jahr 1960. Auf dem Bildschirm werden die Geschehnisse der Nachkriegszeit gerade in einer schicken Infografik zusammengefasst. Immer wieder flackern Bilder nuklearer Vernichtungswaffen über den Bildschirm. 1948 entwickelte Deutschland eine eigene Atombombe und sechs Jahre später landet der erste Deutsche auf dem Mond. Die Parade in Berlin ist noch pompöser als gewöhnlich und wohin wir uns auch wenden, erblicken wir Hakenkreuze, die in einer in Deutschland veröffentlichten Version fehlen werden. Wenn die denn überhaupt je offiziell veröffentlicht wird.

HQ
Werbung:
Wolfenstein: The New OrderWolfenstein: The New Order
Doch glaubt man B.J. Blazkowicz, dann ist der Krieg noch lange nicht vorbei - selbst wenn Deutschland das glauben mag.

Auf den Straßen Londons, die jetzt deutsche Straßen sind, schlägt ein drei Meter großer Mech Oppositionelle zusammen. Doch glaubt man Blazkowicz, dann ist der Krieg noch lange nicht vorbei - selbst wenn Deutschland das glauben mag. Auf dem Bildschirm erscheint in der klassischen Wolfenstein-Schrift der Schriftzug Wolfenstein: Third Reich. Der eigentliche Untertitel ist aber The New Order, wie mir die Entwickler später erklären.

Nach einem Unfall lag B. J. Blazkowicz 14 Jahre lang im Koma und erwacht zu Beginn des Spiels in einer psychiatrischen Anstalt. Schnell erreicht ihn die Nachricht, die Nazis hätten den Krieg gewonnen - ein Schock, selbst für hartgesottene Gemüter wie seines. Durch Blazkowiczs verwirrte Augen erleben wir, wie die Geschichte der Menschheit von nun an neu geschrieben wird. Wir werden zu B. J. und spielen ihn nicht nur, so zumindest formuliert es Machine Games.

Zwei Gesichter flimmern über den Bildschirm: das einer Frau und das eines Mannes. Letzteres zeigt unseren Helden, für dessen Kopf sich Machine Games das pixelige Original als Grundlage genommen hat. Der Name der Frau ist Anya, sie ist Krankenschwester. Während des gesamten Abenteuers ist sie immer wieder an Blazkowiczs Seite.

Werbung:
Wolfenstein: The New Order
Wie schon im Original wird es aber auch wieder viele Geheimnisse und Sammelgegenstände zu entdecken geben.

Als wir das erste Mal selbst Hand an den Titel legen, findet sich der etwas verwirrte B. J. mit einem Kaffee in der Hand in einem luxuriösen Zugabteil wieder. Kurze Zeit später lernen wir zwei zentrale Antagonisten des Spiels kennen: Frau Engel und Bubi. Während die erste ein hochrangiger Nazi-Offizier ist, übernimmt Bubi die Rolle als ihr verweichlichter Spielball mit dubiosem Errol Flynn-Schnauzer. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass beide blond sind.

Trotz ihrer reichlich merkwürdigen Beziehung zueinander sind beide unheimlich unterhaltsam. Allein der Name Bubi lässt mich schon schmunzeln. "Stellen Sie den Kaffee auf den Tisch", weist mich Engel an. Erstaunlicherweise spricht sie auch während des gesamten Spiels nur Deutsch, egal in welcher Sprache auf der Konsole gezockt wird. Engel starrt mich an und lobt meine arische Erscheinung. Bubi hingegen gefallen meine Augen. Um aber herauszufinden, ob in meinen Adern reines Blut fließt, muss ich mich einem Test unterziehen.

Eilig fegt Engel ihre futuristische Tasche vom Tisch und platziert dort zwei Fotos. Auf dem einen ist ein Auge, auf dem anderen ein Mund abgebildet. Ich muss entscheiden, welches schöner ist - und wähöe das Auge. Zwei weitere Bilder werden auf den Tisch gelegt. Dieses Mal nehme ich den Schmetterling, später einen Schädel und dann eine Spinne. Zuletzt muss ich entscheiden, was mich am meisten anwidert. Bevor ich aber die Chance habe zu wählen, zieht Engel ihre Waffe aus dem Halfter und zielt auf meinen Kopf. "Wären Sie nicht arisch, hätten Sie sich bereits für die Waffe entschieden", sagt sie und beendet den Test mit irrem Gelächter.

Wolfenstein: The New Order
Während der gesamten Mission weißt uns Caroline Becker, eine unserer Verbündeten, über Funk den richtigen Weg zum eigentlichen Ziel.

Klar liegt die Vermutung nahe, dass die getroffenen Entscheidungen Auswirkungen auf den späteren Spielverlauf haben werden. Die Entwickler bestätigen das und erklären: "Der zeitliche Verlauf und das Gameplay werden sich je nach den getroffenen Entscheidungen der Anfangssequenz verändern. Wählen wir beispielsweise das eine, geht es stärker ums Schleichen, während die Entscheidung für das andere Bild zu einem actionlastigeren Erlebnis führt." Auf diese Art soll die Langlebigkeit des Spiels erhöht werden. Wie schon im Original wird es aber auch wieder viele Geheimnisse und Sammelgegenstände zu entdecken geben, versprechen die Entwickler.

Wir springen jetzt ein wenig in der Zeit nach vorn und betrachten eine Sequenz, die uns nach etwa einem Drittel der Spielzeit erwartet. Schauplatz des Geschehens ist London. Hier treffen wir auf die Vertreter der Widerstandsbewegung und sollen in ein Forschungslabor eindringen. Dann geht alles ganz schnell und unser neuer, ziemlich stämmiger Freund fährt uns zur London Nautica. Vor dem Gelände des fraglichen Labors setzt er uns ab. Erstes Ziel der Mission ist ein Funkturm. Plötzlich wird eine Explosion ausgelöst und eine herunterfallende Statue erschlägt uns beinahe.

Mit gezogener Waffe schleichen wir durch die Trümmer, doch wie aus dem Nichts springt ein hundeartiger Mech auf uns zu. "Du siehst hungrig aus", mault B. J. und schleicht in die andere Richtung. Mit einer Hightech-Waffe schneiden wir einen Weg durch den Zaun und pumpen auf der anderen Seite die von der Explosion schon verstümmelten Nazis mit Blei voll. Während wir so eine Schneise der Verwüstung ziehen, finden wir auf dem Weg eine noch mächtigere Waffe.

Wolfenstein: The New Order
Ein völlig überzogenes Abschlachten weckt Erinnerungen an das abwechslungsreiche Waffenarsenal des letzten Wolfenstein-Titels.

Während der gesamten Mission weißt uns Caroline Becker, eine unserer Verbündeten, über Funk den richtigen Weg zum eigentlichen Ziel. Das zu erreichen, ist aber gar nicht so leicht, denn schon wieder werden wir von einem Mech überrascht. Das Ungetüm mit rotem Cyber-Auge greift mit Elektroschocks an und zwingt uns in ein wildes Feuergefecht. B. J. duckt sich hinter einem Felsen und feuert immer wieder auf den blechernen Feind, bis der besiegt am Boden liegt.

Schließlich im Labor angekommen, werden wir von einer Bande Nazis attackiert und ballern den Lauf heiß. Immer wieder wird etwas in Deutsch geschrien und die Musik nimmt Fahrt auf. Wir eilen zu einem montierten Maschinengewehr und erledigen die Nazis wie am Fließband. Das Tolle an der Waffe ist, dass wir den Schusswinkel höher und tiefer ansetzen können schon während wir feuern. Nachdem alles niedergemäht ist, erreichen wir eine Ausstellung über das Nazi-Raumfahrtprogramm. Etwa in der Mitte des Raumes befindet sich eine riesige Nachbildung des Mondes. Um den künstlichen Himmelskörper herum wurde ein Duzend strahlender Statuen in Raumanzügen postiert.

Das erinnert alles stark an Iron Sky und passt hervorragend in das Wolfenstein-Universum. "Du ... ein Nazi auf dem Mond. Verdammter Mond", murrt B. J. mit irgendwie deplazierter Wut. Übrigens murmelt unser Held immer wieder in sich hinein. Nur einige leichte Rätsel später bahnen wir uns den Weg durch einen Fahrstuhlschacht. Während wir dabei ungehindert weiter auf Nazis ballern, ducken wir uns und weichen so herunterfallenden Trümmern aus. Kurzentschlossen schießt B. J. auf die Bremsen des Aufzugs und meint lässig: "Was soll schon schief gehen?"

Wolfenstein: The New Order
Die Action-Elemente werden klug mit tiefgründigen Charakteren und lustigen Waffen verknüpft.

Im Forschungszentrum finden wir schließlich einen Raum mit dicker Glaswand, in dem sich einige Super-Laser befinden. Klar wollen wir genau die in unsere Hände bekommen. Nach einigen Umgebungsrätseln verschaffen wir uns Zugang zum gläsernen Käfig. Die alte Waffe wir noch mit einem letzten Blick gewürdigt, dann zur Seite gelegt und gegen die Laser-Knarre ersetzt. Wie man erahnen kann, tummeln sich schon bald massenhaft Nazis in dem Raum und wir bekommen ausreichend Gelegenheit, das gerade gestohlene Tötungsinstrument zu testen. Ein völlig überzogenes Abschlachten beginnt und weckt Erinnerungen an das abwechslungsreiche Waffenarsenal des letzten Wolfenstein-Titels. Ein einziger Schuss reicht gelegentlich schon aus, um einen Rechtsextremisten in Ketchup zu verwandeln.

Insgesamt fühlt sich Wolfenstein: The New Order schon jetzt richtig vielversprechend an. Die Action-Elemente werden klug mit tiefgründigen Charakteren und lustigen Waffen verknüpft. Geht man wirklich großzügig an die Einschätzung des Spiels, könnte man sogar leichte Ansätze eines The Chronicles of Riddick erkennen. Schafft es Machine Games, das hohe Level an Qualität aus der kurzen Demo zu halten, erwartet uns tatsächlich die triumphale Rückkehr des bisher besten Nazijägers.

Wolfenstein: The New OrderWolfenstein: The New OrderWolfenstein: The New OrderWolfenstein: The New Order

Ähnliche Texte

1
Wolfenstein: The New OrderScore

Wolfenstein: The New Order

KRITIK. Von Jonas Mäki

Und wieder lehnen wir uns ins einer alternativen Realität gegen die fiese Nazi-Herrschaft auf. Mal schauen, wie sich Machine Games mit Wolfenstein geschlagen haben.

1
Bethesda arbeitet an neuem Wolfenstein

Bethesda arbeitet an neuem Wolfenstein

NEWS. Von Christian Gaca

Alicja Bachleda-Curuś spricht die böse Anya Oliwa in Wolfenstein: The New Order. Und nun hat sie die Frage danach, ob sie noch für Bethesda arbeitet, mit dieser Antwort...



Lädt nächsten Inhalt