Kaum eine Spiele-Reihe für Nintendo Wii war so dermaßen erfolgreich wie Wii Fit. Als der Titel zusammen mit der Konsole veröffentlicht wurde, bekam man beinahe das Gefühl, die Sportstudios der Nation seien überflüssig geworden. Jung und Alt rackerten sich plötzlich vor den Fernsehern im Wohnzimmer ab. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch auf der Wii U das ehemalige Zugpferd nicht fehlen darf. Das heißt jetzt ganz einfach Wii Fit U.
Ob der Titel nun auch die letzten Sportmuffel erreichen wird, wollen wir bei der Präsentation in Berlin herausfinden. Es ist mein erster Kontakt mit der neuen Konsole und gleichzeitig mit einem Fitnessspiel. Als bekennender Sportstudio-Fan konnte ich mir schon bei Wii Fit nicht vorstellen, dass ein paar Übungen vor dem Fernseher ein richtiges Workout ersetzen. Doch ich will der neuen Konsole eine Chance geben, mich zu begeistern. Daher beginnen wir mit den vier Übungen der Demo-Version. Zur Auswahl stehen Trampolinspringen, Bobfahren, Kellnern und das Abschießen einer Wasserkanone.
Beim Trampolinspringen stellen wir uns auf das Balance Board und gehen in die Hocke. Dabei darf übrigens das bereits gekaufte Plastikbrett der Nintendo Wii genutzt werden, denn es ist voll kompatibel. Simuliert werden bei diesem Spiel Kniebeugen. Während wir diese ausführen, springt unser Mii auf einem Trampolin auf und ab. Dabei versuchen wir, das Figürchen auf einem speziellen Punkt auf dem Trampolin landen zu lassen. Das geht nach einigen Minuten bei richtiger Ausführung ziemlich auf die Oberschenkelmuskulatur.
Das Bobfahren beansprucht hingegen die Bauchmuskeln. Dazu setzen wir uns auf das Board, strecken die Beine aus und verlagern unseren Schwerpunkt nach hinten. Dadurch entsteht eine starke Spannung in der oberen Bauchpartie. Da merkt man gleich, wenn man eine Weile nichts gemacht hat. Mit den Händen am Untersatz und dem Verlagern des Schwerpunktes manövrieren wir nun das Mii durch die Bobbahn ins Ziel. Das ist gar nicht so leicht, denn immer wieder holen wir zu viel Schwung und prallen an die Bande, wodurch wir langsamer werden und noch länger in dieser Position verharren müssen. Von allen Spielen ist dieses hier für Untrainierte sicher die anstrengendste Übung. Denn das Halten der Position ist nicht nur anstrengend, die abzufahrende Bahn ist auch noch fürchterlich lang.
Entspannender ist dagegen das Kellnern. Hier stellen wir uns in aufrechter Position auf das Board und nutzen das Gamepad als Tablett. In der Rolle des Kellners laufen wir nun auf der Stelle, um uns vorwärts zu bewegen und balancieren mit dem Gamepad ein virtuelles Tablet aus. Auf dem befinden sich allerlei Köstlichkeiten, die zu einem bestimmten Gast im Raum gebracht werden müssen. Das ist selbst nach längerer Zeit nur mäßig anstrengend. Die Steuerung mit dem Gamepad funktioniert allerdings sehr präzise und jeder kleinste Wackler kann den Kuchen aus dem Gleichgewicht bringen.
Das Abschießen der Wasserkanone beansprucht Arm- und Beinmuskulatur. Wir stehen hinter dem Balance Board und schauen auf ein Haus, von dem aus uns alle möglichen Figuren versuchen, mit Matsch zu beschießen. Das Gamepad halten wir ausgestreckt vor unserem Körper, denn es richtet die Kanone zum Ziel aus. Das funktioniert erstaunlich gut. Mit einem gezielten Ausfallschritt auf das Board ballern wir die kleinen Männchen von der Bildschirmfläche. Die Übertragung klappt nicht immer reibungslos und manchmal müssen wir stark auftreten, damit das Board bemerkt, dass wir noch da sind. Durch das Auftreten variieren wir den Druck und Länge des Auftretens den Wasserstrahl und die damit verbundene die Kraft unseres Angriffs.
Sind alle Strecken abgefahren, alle Desserts ausgeliefert und jeder Schleimklumpen beseitigt, ziehen wir Bilanz. Nachdem zumindest der Bauch schmerzt, stellt sich das gute Gefühl ein, etwas getan zu haben. Die restlichen Körperpartien sind allerdings fast tiefenentspannt, denn so lustig die Übungen auch sind, so wenig anstrengend sind sie. Das muss aber nicht heißen, dass Wii Fit U kein ausgewogenes Sportprogramm bieten kann. Wir haben lediglich vier der etwa 20 Übungen angespielt, also bleibt noch viel Luft nach oben, um die Schwierigkeit zu erhöhen und Aufgaben jenseits der Mini-Spiele zu bieten.
Meine anfängliche Skepsis weicht dabei der Vorstellung, was alles aus Wii Fit U und der dazugehörigen Ausrüstung werden könnte. Denn zumindest die Kombination aus Balance Board und Wii U-Gamepad funktioniert bereits in der Demo-Version fehlerlos und wird einige weitere interessante Übungen ermöglichen. Die sollten nur etwas besser erklärt werden, um auch wirklich die richtige Körperstellung zu erreichen.
Es ist noch schwierig, Wii Fit U richtig einzuschätzen, da wir lediglich vier Mini-Spiele ausprobieren konnten. Für wen das Fitnessstudio ein gruseliger Ort voller übermotivierter, schwitzender Menschen ist, der sollte Wii Fit U im Auge behalten. Denn selbst wenn man Ende nicht das härteste Training kriegt, ist es immer noch besser als gar nichts zu tun. Und am Ende gilt wohl hier wie so oft im Leben: Wer bei den Übungen schummelt, betrügt am Ende nur sich selbst.