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Udraw Studio

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Eigentlich könnte man meinen, es gäbe langsam wirklich genug Zubehör für die Wii. Lenkräder, Golfschläger, Angelruten, Schrotflintenaufsätze und viele weitere Peripheriegeräte dürften mittlerweile fast jeden Spielerwunsch erfüllen. Eine Lücke haben sie bei THQ dann aber doch noch gefunden: ein ordentliches Grafiktablet.

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So will also Udraw Studio sowohl kritzelnde Kids als auch anspruchsvolle Künstler beglücken. Bleibt die Frage: Braucht die Welt so etwas wirklich? Heutzutage skizzieren Künstler und Designer trotz des technischen Fortschritts immer noch gerne auf Papier. Dabei bietet die Welt der Unterhaltungsindustrie so viel bessere Zeichenerlebnisse - zumindest meint das THQ. Aber nicht jeder teilt die Meinung, seinen Kindern einen weiteren Grund zu liefern, noch mehr Zeit vor der Konsole zu verbringen.

Auch wir sind erstmal skeptisch. Klar, das Kritzeln auf dem DS ist schon längere Zeit möglich. Doch das ist tatsächlich nichts im Vergleich zu dem, was Udraw kann. Das Grafiktablet aus weißem Plastik wird mit einem druckempfindlichem Stylus bedient, mit dem wir eine knapp 12,5 x 15 Zentimter großen Zeichenfläche bearbeiten. Die Resultate der Arbeit werden auf dem Fernseher sichtbar.

Aller Bedenken zum Trotz: Das Gerät liegt beinahe perfekt in der Hand, was nicht zuletzt dem optimalen Verhältnis zwischen Größe und Gewicht des Tablets zu verdanken ist. Das Hauptaugenmerk der Entwickler richtet sich dessen Chef Luis Gigliotti zufolge auf eine intuitive und unproblematische Bedienung. Und tatsächlich: Nach einiger Zeit der Eingewöhnung gehen einfache Figuren und Objekte schon relativ spielerisch von der Hand. Die Betonung liegt auf einfachen Figuren, denn mehr als eine unfreiwillig lustige Grimasse haben wir nicht hinbekommen. Kinder werden vermutlich auf noch größere Schwierigkeiten stoßen, da die eigentliche Zeichnung nicht auf dem Tablet vor ihnen ersichtlich ist und es daher einer ziemlichen Augen-Hand-Koordination bedarf. Wie lange es also schlussendlich dauert, bis man mühelos eine Palme auf die Flimmerkiste zaubert, lässt sich noch nicht beurteilen.

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Kinderzeichnungen wie diese gehen schnell von der Hand, aber wer virtuoser werden will, muss üben, üben, üben...
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Obwohl der mitgelieferte Stylus einen Drucksensor enthält und die Liniendicke je nach Krafteinsatz der Stiftführung ermittelt, darf das Malinstrument natürlich auch manuell anhand zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten den individuellen Bedürfnissen angepasst werden. So wählen wir nicht nur zwischen Linienfarbe und -dicke aus, sondern auch aus einer großen Zahl vorgegebener Radier- und Pinselspitzen. Das Interface macht einen aufgeräumten Eindruck. Alle Optionen sind in übersichtlichen Reitern untergebracht. Wer sein begonnenes Projekt zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen möchte, kann natürlich alle relevanten Daten speichern, sogar auf einer beliebige SD-Karte, die in die Unterseite des Grafiktablets eingeführt wird.

Auf der SD-Karte lassen sich fertige Gemälde sogar auf dem heimischen Computer, dem Fernseher oder auch in ausgedruckter Form am Kühlschrank anschauen. Apropos Anschauen: Das Spiel unterstützt eine Art Replay-Funktion in drei Geschwindigkeitsstufen, um das Entstehen der Arbeit zu verfolgen. Denn Zusehen fördert auch das Lernvermögen, sagt Luis Gigliotti. Der malwütige Nachwuchs soll so seine Fähigkeiten nach und nach verbessern, indem er sich den Zeichenvorgang immer wieder vor Augen führt. Die Idee zieht auch auf einer anderer Ebene: Kinder können sich so problemlos gegenseitig ihre Zeichentechniken präsentieren und voneinander lernen. Wir waren vom Vor- und Zurückspulen jedenfalls ziemlich angetan.

Neben der Möglichkeit des unbefangenen Drauflosmalens bietet Udraw Studio auch eine ganze Fülle einsteigerfreundlicher Tutorials, die Malbegeisterten eine Technik vorgeben, die es dann in den einzelnen Abschnitten nach und nach zu studieren und zu meistern gilt. Und wo wir gerade beim Meistern sind: Udraw Studio präsentiert sich zwar als quietschbunter, kinderfreundlicher Farbmalkasten, trotzdem werden auch fortgeschrittene Künstler ihren Spaß haben. Welch detaillierte Kunstwerke möglich sind, präsentierte THQ schon vor einiger Zeit in einem beeindruckenden Trailer. Zweifel, dass der Titel nur ein weiterer Abklatsch anspruchsloser Zeichenkurse darstellen könnte, sollten damit vollends aus dem Weg geräumt sein.

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Die Menüs sind aufgeräumt und übersichtlich. Sie bieten umfangreiche Einstellmöglichkeiten.
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Obwohl das Design des Produktes mehrfach verworfen und unter Argusaugen bewacht wurde, bleibt hinsichtlich des Grafiktablets eine gespaltene Meinung. Einerseits gibt's für geplante knapp 55 Euro ein wirklich gut verarbeitetes Produkt. Nichts wackelt, nichts knackt und das Material gibt bei festerem Druck nicht nach. Andererseits ist das altbekannte Weißplastik nicht unbedingt die modernste Verkleidung für eine Zeichenunterlage und verschiedene Farben wird es vorerst wohl nicht geben. Eine Wiimote, für die eine akkurat ausgestanzte Passform angefertigt wurde, um sie in das Tablet zu drücken, ist indes nicht im Lieferumfang enthalten. Diese versorgt das per Wlan mit der Konsole verbundene Malwerkzeug aber nicht nur mit Strom, sondern bietet all die Vorzüge, die die Bewegungssteuerung der Wii mit sich bringt.

Die Bewegungssteuerung findet zwar bei Udraw Studio selbst keine wirkliche Anwendung, aber THQ werkelt bereits fleißig an zusätzlichen Spieletiteln, welche sich der Peripherie bedienen. Pictionary wird eine Art lustiges Brettspiel aus einem Sammelsurium witziger Zeichnungen, wohingegen das Jump'n'Run Dood's Big Adventure auf die Fähigkeiten des Zeichners setzt, den Helden unbeirrt durch die Spielwelt zu lotsen. So wird das Tablet mit der Zeit beständig mit neuen Abenteuern gefüttert - Fans wird es freuen. Allerdings hängt der Erfolg des Projekts auch davon ab, inwieweit andere Publisher daran interessiert sind, das Udraw-Konzept zu unterstützen. Immerhin haben wir schon viele Vorhaben scheitern sehen, was zahlreiche Produktleichen im Händlerregal beweisen.

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VORSCHAU. Von Mirco Ruppelt

Eigentlich könnte man meinen, es gäbe genug Zubehör für die Wii. THQ findet das nicht und bringt ein ordentliches Grafiktablet raus.



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