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Tomb Raider

Tomb Raider

Die Videospiel-Ikone der neunziger Jahre erfindet sich neu, denn Tomb Raider soll nicht nur einfach das Prequel zu Lara Crofts Abenteuern werden.

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Eine Generalüberholung hat die Serie vermutlich auch bitter nötig gehabt. Videospiele haben sich in den vergangenen sechzehn Jahren stark weiterentwickelt und Lara musste schon längst die Krone der Schatzjäger an Nathan Drake und die beliebte Uncharted-Reihe weiterreichen. Ihre übermäßige Medienpräsenz jenseits von Videospielen und der lange allgegenwärtige Gender-Diskurs um ihre Rolle als Heldin oder eben doch nur Objekt pubertärer Phantasie, haben der englischen Schatzjägerin über die Jahre nicht gut getan. Andererseits ist Lara Croft vermutlich fast so bekannt wie das Coca Cola-Logo und eine moderne Variante der Heldin kann sicher immer noch begeistern. Zumal auf dem Genre-Thron zur Zeit noch ein exklusiver Playstation-Titel sitzt.

Das neue Tomb Raider stellt uns die junge Lara Croft vor. Nach ihrem College-Abschluss geht die junge Archäologin auf ihre erste große Fahrt mit dem Forschungsschiff Endurance und erleidet bei einem heftigen Sturm im Pazifik Schiffbruch. Der Level, den uns Karl Steward von Crystal Dynamics präsentiert, ist der direkte Anschluss an die Geschehnisse, die uns im letzten Jahr präsentiert wurden und dient im weitesten Sinne als Tutorial. Lara hat sich von ihren Häschern befreit und sucht auf der tropischen Insel nach der restlichen Besatzung der Endurance. Verängstigt und verletzt bahnt sie sich ihren Weg entlang einer Steilküste, als erneut ein tropischer Sturm einsetzt. Zitternd findet sie unter einem Überhang Schutz und entzündet ein wärmendes Feuer. Während sie verängstigt am Lagerfeuer kauert, wird schnell klar: Zur todesmutigen Draufgängerin, die Flic-Flac schlagend zwei Pistolen im Anschlag hat, ist es für die junge Lara noch ein weiter Weg.
Das neue Tomb Raider soll zeigen, wie Lara zu der Figur wird, die wir kennen.

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Lara geht im atmosphärisch sehr schönen tropischen Dschungel mit Pfeil und Bogen auf die Jagd.
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Am nächsten Tag findet Lara ihre neue Waffe und geht im atmosphärisch sehr schönen tropischen Dschungel mit Pfeil und Bogen auf die Jagd. Kurze Zeit später weidet sie mitleidig ihren ersten Hirsch aus, der röchelnd vor ihr im Unterholz liegt. Immer wieder zeigen kleine Zwischensequenzen ihre Leiden und Schmerzen. Das braunäugige Wild zu erlegen, zehrt ihr sichtbar an den Nerven und sie ahnt noch nicht, dass sie in wenigen Tagen zum ersten mal einen Menschen töten wird. Einsam ist die Insel nicht, auf der die Crew der Endurance gestrandet ist. Es scheint andere, extrem gewalttätige Gruppen von Schiffbrüchigen zu geben. Insgesamt erinnert das Szenario an die Fernsehserie Lost. Schon an der Steilküste hat Lara mehrere Schiffswracks aus verschiedene Epochen entdeckt und im Wasserfall hing ein abgestürztes Flugzeug. Außerdem finden sich überall auf der Insel behelfsmäßige Hütten mit merkwürdigen Zeichnungen und rituellen Altaren, die nichts gutes verheißen.

Für das Erlegen und Ausweiden von Wild oder das Durchstöbern von Kisten erhält Lara Erfahrungspunkte beziehungsweise Material, um ihre Waffen zu verbessern. An den kleinen Lagerfeuer-Camps auf der Insel können die so erlangten Punkte dann in kleine Upgrades der Waffen und ihrer Fähigkeiten investiert werden. Tomb Raider wird mit Sicherheit kein Rollenspiel, aber so wird auch schön verdeutlicht, wie Lara nach und nach neue Fähigkeiten erlernt und von einer eingeschüchterten jungen Frau zu einer echten Überlebenskünstlerin wird. Die provisorische Axt wird mit gefundenen Gegenständen so stabil, dass sie jetzt stark genug ist, um einen Tür-Mechanismus zu aktivieren. Ihre Erfahrungspunkte ermöglichen es ihr, wilde Tiere einfacher zu entdecken oder ihre abgeschossenen Pfeile wieder zurück zu erlangen.

Die Umgebung der Camps ist offener gestaltet als die eigentlichen Level und lädt zu Erkundungstrips ein, auf denen kleine Geheimnisse und Artefakte auf Entdeckung warten. Die kleinen Areale sehen selbst in dieser frühen Version des Spiels schon wirklich großartig aus und mit schicken Effekten wird wahrlich nicht gegeizt. Die Fackeln flackern realistisch im Wind und die ganze Pflanzenwelt des tropischen Dschungels beeindruckt. Bei dem Tropensturm spürt man förmlich die schwüle Luft. Als Lara später durchnässt am Feuer sitzt, will man sich fast selbst die Hände an ihrem Lagerfeuer wärmen.

Die Präsentation und Atmosphäre von Tomb Raider hat defintiv Kinoqualität, aber wie es um das Gameplay steht, lässt sich nach der Vorführung nur schwer sagen. Kleine, wenig komplexe Quicktime-Events überzeugen nicht wirklich. Der Bogen scheint zwar keine automatische Zielerfassung zu haben, aber bietet selbst mit der Möglichkeit zum Jagen nichts wirklich Neues. Fordernde Kletterpassagen, die eigentlich fast ein Markenzeichen von Tomb Raider waren, sind erstaunlicherweise gar nicht zu sehen. Am Ende des Levels kommt es noch zu einer kleinen Schleich-Einlage im Camp von feindlichen Inselbewohnern, die aber auch nicht überzeugend genug ist, dass es einen wirklich in den Fingern juckt, selbst das Pad zu übernehmen.

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Tomb Raider
Optisch ist Tomb Raider ein Spektakel und die Geschichte der kleinen Insel hat viel Potenzial

Optisch ist Tomb Raider ein Spektakel und die Geschichte der kleinen Insel hat viel Potenzial - gerade weil es nicht um die klassische einsame Insel handelt und der Fokus jenseits von Laras früheren Alleingängen auch auf der Interaktion mit anderen Personen liegt. Der Survival-Horror ohne Aliens oder Zombies ist gut in Szene gesetzt. Man kann gespannt sein, ob sich die junge Lara Croft in eine überzeugendere Variante der britischen Draufgängerin verwandelt, denn den britischen Landsitz und die archäologische Ausbildung konnte man der Ur-Lara nie wirklich abnehmen - dazu war sie dann doch einfach zu vulgär. Allen, die eher den weiblichen Reizen von Lara erlegen sind, werden allerdings auch in der Neuauflage mehr als genug Kamerafahrten ins Dekolleté der jungen Heldin geboten.

Bis zum geplanten Erscheinungstermin im März 2013 dürfte noch einiges passieren, aber in Bezug auf das eigentliche Gameplay von Tomb Raider lässt einen die Präsentation relativ ratlos zurück. Zum Abschluss wurden noch Ausschnitte aus einem der späteren Level gezeigt, die es auch auf der E3-Pressekonferenz von Microsoft zu sehen gab. Aber auch da sahen die Kampfszenen sehr linear aus und die Rutschpartie im Fluss oder die Sequenz am Fallschirm erinnerten schon fast an Kinect-Minispiele.

Tomb Raider hat dank seiner filmreifen Präsentation, die von einer angenehm dezenten Benutzeroberfläche ohne störende Anzeigen noch mal unterstützt wird, absolutes Hitpotenzial. Damit das gelingt, braucht es aber auch überzeugendes und eigenständiges Gameplay. Passt das zusammen, steht Lara ein furioses Comeback bevor.

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