Samsung Note 20 Ultra 5G

Samsungs Note-Serie wurde schon immer als ernstzunehmendes Geschäftstelefon angesehen und das ist eigentlich schade, da die Geräte viele großartige Funktionen bieten. Samsung hat vergangene Woche beim „Galaxy Unpacked"-Event überraschend viel Zeit damit verbracht, uns zu zeigen, dass ihr neues Exemplar nicht nur für langweilige Geschäftsleute etwas Spannendes ist. Mit dem Teil bekommt ihr einerseits einen Dual-Screen, ihr dürft aber auch Spiele, Fotos und Videos genießen, sodass dieses Telefon eine ernstzunehmende Auswahl für euer nächstes Upgrade sein könnte.

Ich persönlich bin ein großer Fan des eleganten Note 10, das ein starkes Design, ein großartiges Display und eine anständige Klangqualität bietet. Vor diesem Hintergrund war ich etwas überrascht zu sehen, dass das Unternehmen die Gestaltung des Note 20 Ultra 5G buchstäblich umgekehrt hatte. Der S Pen befindet sich jetzt auf der linken Seite statt auf der rechten Seite, dafür wurden die Lautstärketasten und der Ein/Aus-Knopf auf die andere Seite getauscht.

Das Telefon ist trotz einer massiven 108-Megapixel-Kamera schlank und ein echtes Leichtgewicht. Wäre die Farbe nicht so prägnant, würde es sogar subtil wirken, was mir sehr gefällt - die meisten Telefone sind aktuell so mollig, dass sie nicht mehr gut in der Hand liegen. Das Note 20 könnt ihr selbst in einer Röhrenjeans tragen, ohne dass Leute auf die falschen Gedanken kommen. Samsung verkauft das Gerät in Ultra- und als Nicht-Ultra-Version, in der die 108-Megapixel-Kamera fehlt. Ein weiterer Aspekt, den ihr beim Kauf beachten müsst, ist der Unterschied zwischen 4G und 5G (5G gibt es nur in der Ultra-Version). Beim Speicher bleibt die Wahl zwischen 256 GB und 512 GB.

Das Ultra-Modell startet bei einem empfohlenen Verkaufspreis von 1266 Euro für die 5G-/256-GB-Version (für unseren Test haben wir die Variante mit mehr Speicher erhalten). Es gibt Dual- und E-Sim-Unterstützung, auch der Dienst Bixby scheint das letzte Update überlebt zu haben. Normalerweise kann ich mit solch aufgezwungenen Anwendungen nicht viel anfangen, aber die KI durchsucht unsere Fotos immerhin ziemlich effektiv nach Motiven, wenn wir sie danach fragen. Da bekomme selbst ich Skynet-Flashbacks, aber das Feature ist tatsächlich ziemlich cool. Da in meiner Umgebung noch kein 5G-Netz angeboten wird, konnte ich die entsprechende Netzwerkfunktion des Note 20 Ultra 5G nicht testen. Die 4G-Geschwindigkeit war jedoch exzellent und übersteigt die Erfahrung aller Geräte, die ich in diesem Jahr getestet habe. Es unterstützt zudem WiFi 6.

Das 6,9-Zoll-Display verwendet Gorilla Glass Victus vom Hersteller Corning. Dieses Produkt ist erst einen Monat alt und soll laut Herstellerangabe die doppelte Kratzfestigkeit von Gorilla Glass 6 bieten, sowie Stürze auf eine harte Oberfläche aus einer Entfernung von zwei Metern überleben. Samsung ist das erste Unternehmen, das dieses Schutzglas verwendet, aber auch das habe ich nicht eingehender getestet. Wer die Verzweiflung eines völlig kaputten Bildschirms bereits einmal verspürt hat, spielt mit solchen Dingen nicht herum und deshalb solltet ihr es ebenfalls nicht provozieren. Auch beim Note 20 setzt Samsung wieder auf den Edge-Infinity-O-Display, in das via Punch-Hole-Verfahren ein Loch für die Selfie-Cam gestanzt wurde. 208 Gramm wiegt das Smartphone.

Das Display kann dank des Dynamix-AMOLED2X-120-Hz-Panels 1500 Nits mit sehr kräftigen Farben liefern. Aufgrund des intensiven Sommerwetters in Nordeuropa hatte ich sogar die Möglichkeit, das Gerät bei starkem Sonnenlicht zu testen. Das klingt vielleicht dumm, aber eine überraschend hohe Anzahl moderner Telefone ist bei Tageslicht nahezu unbrauchbar. Das Note 20 funktioniert während der hellen Stunden aber super. Die grafische Benutzeroberfläche ist das Interface des Samsung One - das ist einfach zu bedienen und man gewöhnt sich schnell daran. IP68-Wasserbeständigkeit ist eine weitere, schöne Ergänzung, falls ihr mit dem Telefon baden gehen wollt. Die Gesichtserkennung funktioniert hervorragend, doch der Fingerabdruckscanner ist fast ein bisschen zu genau. Jedenfalls musste ich manchmal mehrfach neu ansetzen, um die richtige Position zum Entsperren zu finden.

Im Bauch des Tieres befindet sich eine Exynos990-Plattform, die eine ARMv8-CPU mit vier 2,0-GHz-Kernen, zwei 2,5-GHz-Kernen und zwei 2,73-GHz-Kernen verwendet. 12 GB Arbeitsspeicher werden zusammen mit einer Mali-G77-GPU mit 11 Recheneinheiten verwendet. Der Antutu-Wert beträgt 522,9132 und teilt sich zwischen CPU (151780) und GPU (210827) auf. Der Akku hat 40 Grad nie überschritten und das Telefon selbst blieb auch unter hoher Last bei nicht mehr als 51 Grad. Ich weiß nicht, welche Kühlung das Gerät verwendet, aber das Teil funktioniert einwandfrei. Der Geekbench-5-Score beträgt 633 für Single-Core- und 2726 in puncto Multicore, der OpenCL-Compute-Score entspricht 5540 (was dem Doppelten des Note 10+ oder des OnePlus 7 Pro entspricht).

Die Lautsprecher scheinen keine wesentlichen Änderungen gegenüber dem Note 10 erhalten zu haben, aber da die Dinger eh gut waren, ist das kein wirkliches Problem. Ihr könnt große Lautstärke in Dolby Atmos erwarten, aber kein Kinoerlebnis. S Pen wurde hingegen verbessert, obwohl ich damit persönlich schon ziemlich zufrieden war. Das Programm kann Notizen direkt in PDF, Word und PowerPoint aufnehmen und funktioniert im Grunde wie eine Zauberstabfernbedienung. Ich muss zugeben, dass S Pen selbst einfache private Notizen, wie das Erstellen einer Einkaufsliste, so viel einfacher macht. Samsung hat sicher viel Geld für die Microsoft-Word-Integration bezahlt, aber noch beeindruckender ist, dass es dem Gerät tatsächlich gelungen ist, meine Kritzeleien mit großer Genauigkeit in Text umzuwandeln - das Gerät kann sogar meine Handschrift erkennen. Beängstigend und beeindruckend zugleich.

Xbox hat eine Kooperation mit Samsung am Laufen, die hauptsächlich auf das 5G-Netz des Note 20 abzielt. Wer das Haus aus aktuellem Anlass eh nicht verlässt (oder wie ich in einem Gebiet lebt, in der 4G-Netzabdeckung das Höchste der Gefühle ist), für den ist das Thema Cloud-Gaming weniger relevant. Dennoch: Microsofts großer Flaggschiff-Dienst, der Xbox Game Pass, wird bald mehr als 100 Xbox-Spiele via Cloud auf euer Handy bringen. Die Aktion wurde stark vermarktet und scheint mit 5G einen Teil der Google-Stadia-Erfahrung zu bieten, die wir nie bekommen haben. Aber auch mit den normalen Spielen, die ihr im App Store findet, hat das Gerät keinerlei Probleme. Das Note 20 Ultra ist leistungsstark genug, um solche Anwendungen zu stemmen und ich muss zugeben, dass das 120-Hz-AMOLED einen großartigen Job macht.

Die Kamera bietet einen 5-fachen optischen Zoom und einen 50-fachen Digitalzoom. Die 108MP-8K-Kamera ist natürlich der interessanteste Teil, denn die Bilder sind gestochen scharf und klar. Ihr erhaltet viele Details, selbst wenn ihr zu Zoomen beginnt. Noch wichtiger ist jedoch, dass der Nachtmodus tatsächlich funktioniert, was eine angenehme Überraschung ist. Bilder verlieren in dunklen Umgebungen zwar schnell an Detailgenauigkeit, vor allem wenn ihr zoomt, doch das ist immer noch besser als die Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen. Ohne Nachtmodus werden hier alle schwarzen und grauen Farben miteinander gemischt (der Nachtmodus definiert diese Farbtöne genauer). Dafür zahlt ihr aber natürlich einen Preis, denn Aufnahmen einer 108-MP-Kamera sind jeweils 28 MB groß. Noch schlimmer wird es bei Videos in 8K/24fps (Video in 120 fps laufen noch nicht mit 8K-Auflösung), die in der Sekunde 10 MB an Daten aufnehmen. Die flüssige Bewegung der Aufnahmen ist ebenfalls sehr beeindruckend, aber wenn ihr damit zu oft herumspielt, fressen die farbenfrohen, hochauflösenden Videos euren Speicher in Rekordzeit.

Wenn ihr einen zweiten Bildschirm verwenden möchtet, dann eignen sich neuere Samsung-Modelle, da wir dadurch Samsung DeX verwenden können. Dadurch wird eurer Samsung-Fernseher im Wesentlichen in einen zweiten Monitor verwandelt, der vom Telefon aus gesteuert wird. Es ist wie immer sehr beeindruckend, aber ich denke, Samsung überschätzt möglicherweise, wie viel Bearbeitung auf einem Telefon möglich ist. Der Akku hat eine Kapazität von 4500 mAh und lädt ungefähr 70 Prozent in 50 Minuten (für 50 Prozent braucht das Note 20 eine halbe Stunde). So funktionieren Akkus, aber der Akku hält den ganzen Tag und ihr könnt via kabellosem Laden bequem kleinere Ladeintervalle einlegen. Das mitgelieferte Schnellladegerät ist jedenfalls ziemlich gut.

Tatsächlich habe ich eigentlich nichts, was ich am Note 20 nicht mag. Obwohl es sich um ein seriöses Geschäftstelefon handelt, hat es beim Thema Gaming nur wenige Konkurrenten, die dieses Telefon schwach aussehen lassen. Auch die Kamera ist bei weitem die beste, die ich bisher ausprobieren durfte, selbst bei dunklen Umgebungen und Filmaufnahmen. Die Implementierung von On-the-Fly-Text-/Präsentationsbearbeitung und externen Mikrofonen in den Galaxy-Earbuds sind ebenfalls brillante Ergänzungen. Ich hatte befürchtet, dass das Telefon teurer wird, deshalb kann ich mich auch nicht mal groß über den Preis beschweren.