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R.U.S.E.

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Schon bald soll sich ein neuer Stern am Himmel der Strategiespiele erheben und mit einigen neuen Ideen für einen frischen Wind sorgen. R.U.S.E. heißt das gute Stück und es wird von Eugen Systems entwickelt. Doch was steckt hinter den vollmundigen Versprechen?

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Eigentlich hätte das Spiel ja schon längst erscheinen sollen, doch nach einer umfangreichen Betaphase wurde das gute Stück auf den September verschoben. Der Grund war Kritik seitens der Spieler, welche einige Stellen noch als wenig rund empfanden und mit der Gesamtsituation nur bedingt zufrieden waren. Also setzten sich die Entwickler noch einmal an den Programmiertisch und bastelten und löteten munter fleißig an allen Ecken und Enden des Spiels. Wir haben uns wenige Wochen vor dem Release den aktuellen Stand noch einmal angeschaut.

Zusehen waren alle Versionen von R.U.S.E. - sprich, nicht nur die bisher bekannte PC-Version, nein, auch Xbox 360 und Playstation 3 gaben sich die Ehre. Das Besondere dabei war, dass auf dem PC nun endlich selbst Hand an die Touchscreen-Unterstützung gelegt werden durfte und auf der Playstation 3 gezeigt wurde, wie sich der Titel in Kombination mit Move spielt. Wenngleich Sonys neues Eingabegerät bisher oft etwas merkwürdig herüberkommt, hier konnte es richtig überzeugen - dazu aber später mehr.

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In R.U.S.E. verfolgt man das Geschehen oft aus der Vogelperspektive. Die Karten sind riesig.

Neben den erweiterten Steuerungsmechanismen wurden aber auch andere Neuheiten vorgestellt. So gewährte Ubisoft einen tiefen Blick in die umfangreiche Kampagne des Spiels, wobei vier Missionen zum Anspielen bereitstanden - und allein die waren in ihrer Dauer länger, als unserer Aufenthalt andauerte. Doch auch die neue und stark verbesserte künstliche Intelligenz fand Beachtung, war sie doch einer der schärfsten Kritikpunkte der Spieler gewesen. Damit aber nicht genug, auch ein neuer Spielmodus, genannt Operation, wurde gezeigt.

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Für all jene, die R.U.S.E. bisher noch gar nicht kennen, sei das Spiel noch einmal kurz erklärt, bevor wir auf all die Details zu sprechen kommen: Bei dem Titel handelt es sich um ein Strategiespiel, angesiedelt im zweiten Weltkrieg. Das Besondere ist, dass es quasi überdimensional ausgefallen ist. Die Schlachtfelder sind gigantisch, die Zoomstufen astronomisch und die Ausmaße der Gefechte beeindruckend. Zu Beginn einer Runde wollen in der Regel einige Geld einbringende Lager eingenommen und einige Produktionsstätten errichtet werden. Allzu komplex ist das Bausystem dabei nicht, dient es am Ende doch lediglich dazu, um Einheiten zu produzieren. Die kosten natürlich Geld und ein schwerer Panzer kostet logischerweise mehr, als eine kleine Gruppe Infanterie. Das Repertoire reicht von Haubitzen über Flugzeuge bis hin zu experimentellen Einheiten. Und im Laufe des Spiels wird es auch Atombomben geben - und das sogar auf Seiten der Deutschen.

Da die Karten wirklich gigantisch sind, betrachtet der Spieler das Geschehen meist von ganz weit oben und dirigiert seine Truppen wie auf einer taktischen Karte hin und her, plant Hinterhalte und Verteidigungslinien, fühlt sich dabei wie ein echter General und setzt die titelgebenden Ruses. Das ist, zumindest für die deutsche Fassung möglicherweise die Krux: Während der Begriff Ruse sowohl in Frankreich, als auch in den USA ein durchaus geläufiger Begriff ist und so viel heißt wie List oder Trick, verstehen die meisten Spieler in Deutschland wohl nur Bahnhof. In R.U.S.E. steht der Begriff für Spielkarten. Über die Zeit gibt es automatisch Nachschub an Karten und jede Karte steht für eine beliebig wählbare Aktion, von denen jede interessante Möglichkeiten bietet. So können Gebiete ausgespäht oder aber getarnt werden. Auch Täuschungsangriffe oder Rückzugsverweigerungen für eigene Truppen sind möglich. Während der frühen Betaphasen kristallisierte sich jedoch heraus, dass nur wenige der Aktionen, welche frischen Taktikwind bringen sollten, wirklich sinnvoll waren. Glaubt man den Entwicklern ist das jetzt anders, auf die kurze Zeit ließ sich das aber im Detail nur schwer beurteilen.

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Im Spiel werden auch schwere Geschütze aufgefahren. Auch die Atombombe ist mit dabei.

Was dafür umso mehr auffiel, das war die stark verbesserte künstliche Intelligenz. War sie auf der leichtesten Stufe ein annehmbarer Gegner, ganz nett zum Aufreiben, so war sie schon auf mittlerer Stufe eine knüppeldicke Herausforderung. Und auf er höchsten Stufe kam ein Kampf einem Selbstmordkommando gleich, wenn nicht peinlichst jeder Fehler vermieden wurde. R.U.S.E. wirkt dabei zunächst ein wenig weichgespühlt, wie für Casual-Spieler gedacht, doch entfaltet nach und nach seine taktischen Tiefen. Es gilt auf jeden Angriff, auf jede Einheit, auf jede aufkeimende Idee, den passenden Gegenschlag zu entwickeln. Und das ist bei Leibe kein einfacher Job.

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Interessant war hierbei auch der neu eingeführte Operation Modus, welcher es ermöglicht, kooperativ gegen die Intelligenz zu spielen. Ebenfalls kein leichter Brocken, müssen sich die Spieler doch gut absprechen, wer auf welche Einheiten setzt und wer welche Ruses zum Einsatz bringt. Spaßig ist es aber auch, hier und da mal eine Niederlage einzustecken. Die Kampagne machte derweil auch klar, dass sie einen hohen Anspruch hat. Gerade die späteren Missionen hatten einen richtig knackigen Schwierigkeitsgrad und erforderten nicht nur taktische Finesse, sondern auch noch schnelles Handeln - selbst wenn das, auf Grund der recht niedrigen Bewegungsgeschwindigkeit der Einheiten, kaum vorstellbar ist. Die Zwischensequenzen waren übrigens recht nett, mehr aber auch nicht.

Zum Ausprobieren gab es außerdem die Move- und Touchscreen-Funktionalität, wobei gerade die Touch-Steuerung noch nicht ganz final war. So ließen sich zum Beispiel noch keine Einheiten verschiedenen Types in der Gruppe anwählen. Auch sonst wirkte das Ganze mehr wie eine technische Spielerei, die mehr als Experiment angesehen werden darf. Zwar waren die Befehle mit den Fingern durchaus eingänig, doch tat auf Dauer der Arm ein wenig weh. Davon ab, wer besitzt schon so einen Touchscreen Computer mit genügend Rechenpower? Aber eine nette Idee ist es auf jeden Fall, auch wenn schon einige Witze über eine mögliche Iphone-Version die Runde machen.

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Einheiten mit Playstation Move zu befehligen geht ziemlich gut von der Hand.

Interessanter war da schon die Playstation 3-Fassung, welche mit Move-Unterstützung aufwartete. Das verkümmerte Lichtschwert sorgte dabei für einen angenehmen Spielfluss, die Bewegungen wurden präzise übertragen und die Bedienung war sehr durchdacht. Klar, das Spiel wirkt dadurch ein wenig mehr auf Casual-Spieler zugeschnitten, doch verbirgt sich nach wie vor das gleiche Spiel für Hadcore-Strategen hinter der Bewegungssteuerung. Auf die Frage hin, ob Move vielleicht genau das optimale Gerät wäre, um Strategiespiele auch auf der Konsole zum Erfolg zu führen, fand Creative Director Alexis Le Dressay von Eugen Systems die passenden Worte: "Move bietet großartige Möglichkeiten, was das Genre angeht. Und ich sehe hier große Möglichkeiten, die Konsolen um ein weiteres Genre zu bereichern." - nur Kinect wird, zumindest bei Veröffentlichung im September, nicht unterstützt.

Technisch hat sich seit der letzten Version von R.U.S.E. dagegen nicht allzu viel verändert. Nach wie vor ist das Spiel ansehnlich, wenn auch kein absoluter Kracher. Hier wurde eindeutig Optik zu Gunsten der Größe der Karten geopfert, was aber auch nicht verkehrt ist. Klar ist auch, dass der Titel auf dem PC die beste Figur macht. Auf den Konsolen nerven nämlich Popups und ein Flimmern auf Dauer dann doch etwas. Aber damit steht das Spiel aus dem Hause Ubisoft ja nicht alleine da.

Ja, zusehen gab es zahlreiche Verbesserungen. Verbesserungen, für die sich die Verschiebung um ein knappes halbes Jahr rentiert hat. Bleibt nur zu hoffen, dass R.U.S.E. bei Veröffentlichung auch seine Käufer findet, denn spieltechnisch hat das Teil eine Menge auf dem Kasten. Jetzt sind wir nur noch gespannt, wie sich die Geschichte der Kampagne wohl entwickelt und welche Überraschungen uns da erwarten.

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