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Overwatch

Overwatch

Blizzards neuer Genre-Vorstoß ist farbenfroh und funktionert, aber thematisch ist er noch unklar. Wir haben den Teamshooter in der Beta und auf der Blizzcon getestet.

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Ich sollte eingangs erwähnen, dass ich etwa 800 Stunden Spielzeit in Team Fortress 2 angesammelt habe. Es ist so ziemlich das einzige Spiel in dem Genre, dem es jemals gelungen ist, mein Interesse bei der Stange zu halten. Moderne Militärshooter hingegen interessieren mich dagegen nicht die Bohne. Das ist der Grund, warum ich mich seit der Ankündigung im letzten Jahr auch für Overwatch interessiere. Ein farbenfroher Teamshooter ist genau das, was mir der Doktor verschrieben hat, nachdem Team Fortress 2 sich in die Teeparty des verrückten Hutmachers verwandelt hat.

Wir fischen bei Overwatch noch immer etwas im trüben, was das Thema und die Welt angeht. Die dem Spiel ihren Namen gebende Organisation wurde irgendwann in der Zukunft gegründet und soll eine aggressive Lösung für die Roboter-Rebellion finden. Nachdem der Krieg gewonnen wurde, zerbröckelte Overwatch allmählich unter Korruptionsvorwürfen, bis schließlich das Hauptquartier ausgebombt wurde. Nun führen die früheren Agenten einen Krieg gegeneinander, weil die Welt anscheinend Helden braucht.

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Die Riege von Charakteren fühlt sich wie eine Mischung aus The Avengers, Power Rangers und Donald Duck an.
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Blizzard ist traditionell ziemlich gut darin, Welten zu erschaffen. Die bisher bekannten Informationen zu Overwatch allerdings, deuten auf keinen besonders starken Auftritt hin. Die Frage ist natürlich, ob für einen Teamshooter wirklich eine aufwendige Welt nötig ist. Für mich zumindest aber war das einer der Gründe, warum ich so lange mit Team Fortress 2 beschäftigt war.

Die Charaktere machen ohnehin einen eher unzusammenhängenden Eindruck. Es gibt von Anime inspirierte Verrückte, verführerische Sci-Fi-Babes, grimmige Soldaten genauso wie Gorillas und einen Zwerg. Der einzige Weg, und diesen seltsamen Haufen zu einem einheitlichen Team zu formen, ist sie als Superhelden zu betrachten. Und das Ergebnis fühlt sich wie eine Mischung aus The Avengers, Power Rangers und Donald Duck an. Es gibt kein einheitliches Thema.

Vom technischen Standpunkt aus, schaut Overwatch wirklich gut aus. Blizzard weiß, wie eine tolle Grafik gezaubert wird und man hält sich hier nicht zurück. Die Effekte gehen so weit, dass im Nahkampf im Grunde blind gekämpft wird.

Die Karten sind bunt und besitzen viele Details. Manchmal ist es dadurch schwer, alles richtig zu erfassen. Das gilt besonders dann, wenn man die simplen Umgebungen von Team Fortress 2 gewohnt ist. Es gibt außerdem mysteriöse tote Enden, die zu keinen neuen Wegen führen - selbst für die etwas mobileren Helden. Die Design-Philosophie scheint etwas sonderbar, wenn man es gewohnt ist, dass alle Wege auch irgendwo hinführen.

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Vom technischen Standpunkt aus, schaut Overwatch wirklich gut aus.

Davon abgesehen, dass die Karten studiert werden müssen, sollte man sich als Spieler auch mit den rund zwanzig Charakteren auseinandersetzen, die alle eigene Spezialfähigkeiten und Wege haben, wie sie herumkommen. Es ist natürlich nett, Vielfalt zu haben, aber für Anfänger ist das eine gewaltige Auswahl. Dazu kommt, dass das Spiel aktiv dazu ermutigt, die Charaktere während einer Partie zu wechseln. Es ähnelt sehr eine sehr komplizierten Version von Stein-Schere-Papier.

Ich weiß, dass ich in dieser Hinsicht ein Dino bin, denn eine solche Vielfalt gehört zur Grundlage von modernen MOBA-Titeln (Multiplayer Online Battle Arena). Und weil Blizzard gar nicht möchte, dass die eigenen Spiele einfach sind, sollte der Entwickler sich mehr Mühe damit geben, die Charaktere dem Spieler zu erklären. Der bisher beste Weg, um sich an die Charaktere zu gewöhnen, ist es alle Charaktere, einer nach dem anderen, gegen Computergegner zu testen. Das allerdings ist eher eine Bremse.

Zum Ausgleich für die komplizierten Karten und die üppige Charakterauswahl gibt es ein paar sehr einfache Missionstypen. Dazu gehören der klassische Payload und Point Capture. Es wird keinen Deathmatch-Modus in Overwatch geben. Blizzard möchte, dass wir uns voll und ganz auf Teamziele statt auf Kills konzentrieren.

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Zum Ausgleich für die komplizierten Karten und die üppige Charakterauswahl gibt es ein paar sehr einfache Missionstypen.

Die tolle Grafik wird von ein paar sehr schön abgestimmten Tönen und Musik unterstützt. Es ist durchaus möglich, dass wir einen Gegner allein an seinen Schritten erkennen. Die großen Typen unter den Charakteren machen deutlich mehr Lärm. Man sollte es also gar nicht erst versuchen, mit einem Tank jemanden zu überraschen. Wer das Spiel ernsthaft spielen will, sollte also in ein paar gute Kopfhörer investieren.

Die Action fühlt sich sehr nett und flüssig an. Mir sind keine wirklichen Fehler beim Spielen aufgefallen. Blizzard ist noch dabei, dem fertigen Produkt den letzten Schliff zu geben, die Charaktere auszubalancieren und so weiter. Aber es fühlt sich schon ziemlich fertig an. Ich persönlich würde mir wünschen, dass die Karten noch etwas auf Vordermann gebracht werden.

Alles in allem fühlt sich Overwatch wie ein ein technisch aufwendiger Teamshooter an, der ein wenig von seinem diffusen Thema und einer Welt zurückgehalten wird, die noch nicht wirklich existent ist. Ich persönlich mag zumindest ein wenig Kontext in Spielen wie diesen. Aber für eher Technikbegeisterte ist Overwatch bereits ein kleines Juwel.

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Die Action fühlt sich sehr nett und flüssig an und Blizzard gibt dem Spiel nun noch den letzten Schliff.

Eindrücke von der Blizzcon 2015

Die Blizzcon war für Overwatch ein wichtiges Ereignis. Blizzard hat schließlich erstmals die Veröffentlichungsdetails, den Preis und das letzte Trio von Charakteren für das Spiel enthüllt. Wir wissen nun, dass das Spiel für Playstation 4 und Xbox One zur gleichen Zeit erscheint wie für den PC und zwar irgendwann im kommenden Frühling. Auf der anderen Seite gab es schlechte Nachrichten für Spieler auf dem Mac, denn Blizzard hat verraten, dass es technisch nicht möglich ist, das Spiel auf Apple-Rechner zu portieren. Zur gleichen Zeit wurde bestätigt, dass Overwatch kein Free-to-Play-Titel wird. Es erscheint auf allen Plattformen als normales Bezahlspiel - auf dem PC für 50 Euro und auf Konsole für 60 Euro.

Inhaltlich hat Blizzard drei neue Charaktere angekündigt, welche die Gesamtzahl auf 21 bringen. Laut dem Entwickler sind keine weiteren geplant, das Team kann sich also nun darauf konzentrieren, die Karten, Modi und anderen Features fertigzustellen. Es wird keine Solo-Kampagne geben, aber der Multiplayer von Overwatch fühlt sich bereits unglaublich ausgefeilt und sehr gut ausbalanciert an.

Auf der Blizzcon habe ich viel Zeit mit den neuen Charakteren und der neuen Karte namens Hollywood verbracht. Die Karte ist eine nette Hommage an legendäre Filmsets und bietet eine Menge lustiger Kulissen von Studiogeländen. Die Map ist außerdem ziemlich gut für den Payload-Modus konzipiert, in dem wir den Roboter-Regisseur Halfred Glitchbot sicher eskortieren müssen, während das gegnerische Team versucht, uns zu stoppen.

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Mei ist ein defensiver Charakter mit diversen auf Frost basierenden Waffen und Fähigkeiten.

Die erste neue Figur, die ich ausprobiert habe, war Mei-Ling Zhou, oder einfach Mei. Sie ist ein defensiver Charakter mit diversen auf Frost basierenden Waffen und Fähigkeiten. Der Hauptangriff verlangsamt den Gegner und bringt ihn mit weiteren Attacken für einen kurzen Moment komplett zum Erliegen. Sie kann sich auch verteidigen, un dem sie sich selbst mit einem Eisblock umgibt. Während sie davon eingehüllt ist, wird sie geheilt und ist gegen Angriff immun. Danach ist sie allerdings verwundbar. Die Eiswand-Fähigkeit auf der anderen Seite erzeugt eine riesige Eisfläche, die dazu benutzt werden kann, um Gegner für einen Moment zu blockieren oder um Freunde auf höhere Positionen zu hieven. Ich hatte viel Spaß mit Mel, aber sie ist auf jeden Fall ein herausfordernder Charakter und braucht Unterstützung im Nahkampf.

Der perfekte Begleiter für Mei ist Genji Shimada, der Cyborg-Ninja-Krieger und Bruder von Hanzo. Er ist mit seinem Katana schnell und tödlich auf kurze Distanz, das außerdem zur Verteidung genutzt werden kann, um ankommende Geschosse auf den Gegner zurückzuschleudern. Einer der wunderbarsten Momente beim Anspielen war das Ausschalten mehrerer Gegner durch das Geschützfeuer vom gegnerischen Bastion selbst. Allerdings sind die weiteren Distanzangriffe von Genji wiederum nichts Besonderes. Die einfachen Shuriken sind langsam und brauchen eine hohe Genauigkeit, obwohl alternativ auch drei auf einmal in einem Bogen abgeworfen werden können. Mit seinem Kletterfähigkeiten ist Genji bestens dafür geeignet, um hinter Feinden herzuschleichen oder Mei zu folgen. Ihr Einfrieren und Genjis Schwertangriffe waren mehr als einmal eine verheerende Kombo.

Der letzte im Bunde der neuen Charaktere ist der Tank D.VA (Hana Song). Sie ist eine Pro Gamer-Diva aus Korea und sitzt in einem riesigen Mech-Roboter, der trotz seiner Größe kinderleicht durch die Luft gleiten und angreifen kann. Der Mech ist ist zwei Schusswaffen ausgestattet, die wie eine Schrottflinte funktionieren. Sie haben ein breites Schussfeld, aber nur kurze Reichweite. Bei der Verteidigung kann der Mech gegnerisches Feuer für einen kurzen Moment abfangen und sogar ohne einen Kratzer einstecken. Es eignet sich also bestens dafür, um ultimative Attacken des Gegners zu zerstören. Das einzige Problem ist, dass es dafür ein perfektes Timing, was in der Hitze des Gefechts nicht leicht ist.

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Genji Shimada ist ein Cyborg-Ninja-Krieger und Bruder von Hanzo mit einem Katana.

Der ultimative Angriff von D.VA ist die Selbstzerstörung. Das sorgt für eine riesige Explosion, die jeden in der Umgebung plattmacht. Es fühlt sich fast zu mächtig an, aber natürlich sind wir dadurch für einen Moment auch ohne Mech-Anzug. Das gleiche passiert, wenn die Lebensenergie vom Mech aufgebraucht ist. Zu Fuß ist sie sehr schwach und hat nur eine einfache Pistole. Es ist nur eine Frage, ob sie lang genug überlebt, bis der Ersatz-Mech gerufen werden kann. D.VA ist meiner Meinung nach der interessanteste der neuen Charaktere. Es ist ziemlich herausfordernd mit ihr zu spielen, weil man immer einen Schritt voraus sein und sich überlegen muss, wohin man sich zurückzieht, wenn der Mech für eine Weile verloren ist.

Für mich war Overwatch einer der Höhepunkte im Herbst. Obwohl die geschlossene Beta nur ein paar Wochen lief, war das Spiel in einer grandiosen Form. Mir macht es nichts aus, dass dafür ein Kauf des Spiels nötig ist, selbst wenn Free-to-Play auch eine interessante Option gewesen wäre. Blizzard hat immer noch viel Zeit, um dem Spiel für den Start im kommenden Jahr den letzten Schliff zu verleihen. Wenn sie das Tempo für Overwatch halten, dann könnte es einer der besten Veröffentlichungen im nächsten Jahr werden. Und dabei bin ich noch nicht einmal ein besonders großer Freund von reinen Multiplayer-Titeln.

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D.VA ist eine Pro Gamer-Diva aus Korea und sitzt in einem riesigen Mech-Roboter.

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