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Next Car Game

Wer auf der Suche nach ruchlosem Spielspaß und fetten Unfällen ist, sollte den spirituellen Nachfolger von Flatout auschecken. Warum? Einfach mal lesen...

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Es gibt Rennspiele, die einen für das Finden der Idealinie belohnen. Und es gibt Rennspiele, die genau das Gegenteil machen. Für viele lieferte das originale Flatout von Bugbear eine nahezu perfekte Balance zwischen diesen beiden Welten. Da waren diese Destruction Derby-Rennen gepaart mit einer irren Ragdoll-Physik, während das Fahrerlebnis realistisch genug war, um uns ein Rally-Gefühl in rostigen Schrottkisten zu schenken.

Aber Flatout ist lange tot. Als dessen Publisher und Rechteinhaber Empire Interactive im Jahr 2009 pleite ging, wurde die Serie an den unerfahrenen Entwickler Team 6 versteigert. Die haben Flatout Wii und das schreckliche Flatout 3: Chaos & Destruction für PC produziert. Bugbear konnte nur von der Seitenlinie aus zusehen, wie der Ruf der Serie schlimmer zerstört wurde als jedes Auto im Spiel. Die Finnen gaben derweil Ridge Racer eine "moderne Interpretation des klassischen Franchise". Aber Ridge Racer Unbounded floppte. Die Fans des Entwicklers wollten lieber ein neues Rally-Spiel. Nun werden sie es endlich bekommen.

Next Car Game - übrigens nicht der endgültige Name des Spiels - ist im Wesentlichen eine Rückkehr zu den Wurzeln von Flatout. Genau wie damals fahren wir alte Schrottautos auf Hinterwäldler-Rennbahnen, kämpfen mit schmutzigen Tricks um die Führung und crashen so viel es geht. Das hier ist kein auffällig schnelles Rennspiel wie die geistigen Nachfolger der Flatout-Idee namens Burnout und Need for Speed es sind. Muss es auch nicht sein, da Bugbear das Spiel direkt für und mit den Fans entwickelt und nicht für einen Publisher. Die Early Access-Version ist für jeden zugänglich, der via Steam oder über die Website des Spiels zugreift. Das frühe Mitmachen lohnt sich, denn Bugbear hört dabei sehr genau auf das Fan-Feedback.

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Wer zu eilig aus der Kurve will, verbrennt in einem Dreher in der Mitte einer amtlichen Rauchwolke.

Das irre Rennspiel unterstützt bis zu 24 Autos gleichzeitig im Rennen. Es bedeutet vor allen Dingen, dass da immer eine Herausforderung oder ein Gegner ist und der Sieg nie sicher. Ein kleiner Fehler kann viele Plätze kosten, aber der nächste Gegner ist nie zu weit weg. Der Wettbewerb ist sehr nah und persönlich, sogar mit den derzeit ausschließlich als Bots agierenden Mitfahrern. Wir können nur erahnen, wie krass sich das alles in echtes Multiplayer-Gaming übersetzt, wenn das Spiel weiterentwickelt ist.

Es gibt jede Menge Chaos. Autos crashen ineinander mit lauten metallischen Schlägen. Wer zu eilig aus der Kurve will, verbrennt in einem Dreher in der Mitte einer amtlichen Rauchwolke. Massenkollisionen sind der Standard. Autos fliegen über Zäune und zerkleinern sogar Betonwände in feine Stücke. Metall verformt sich auf Basis der Geschwindigkeit und der Richtung des Aufpralls. Zurück bleibt ein vierrädriger Haufen Schrott, der kaum als Auto zu erkennen ist. Diese zerstörerische Physik haben Bugbear mit ihren neuen Romu-Engine erzeugt (übrigens das finnische Wort für Schrott). Das Ergebnis ist unübertrefflich und wird sicherlich epische Unfälle am Fließband erzeugen.

Aber nicht reine Aggressivität führt zum Sieg, sondern es braucht auch einen Hauch von Strategie. Man muss versuchen, die schlimmsten Unfälle zu vermeiden und von der Konkurrenz davonzukommen, während die gegeneinander kämpft. Bugbear versuchen derweil erst gar nicht, einen Fahrsimulator zu erschaffen. Aber Next Car Game ist eben auch kein reiner Arcade-Funracer. Man wird weder auf der Strecke bleiben noch ein Rennen gewinnen, wenn man gedankenlos das Pedal durchtritt. Die Autos geben uns ein gutes Gewichtsgefühl, man kann sie mit gut getimten Bremsen, schlauer Gewichtsverlagerung und einem gefühlvollen Gasfuß prima steuern. Braucht man alles auch, um mutige Powerslides auf der rumpeligen Strecke zu überstehen. Neu ist die optionale Cockpitansicht, die der Flatout-Serie stets fehlte. Wenn man aber jemandem ordentlich ins Heck brät, wird man hinter der geknickten Motorhaube nicht mehr viel sehen. Ist also eher eine Spiel der Außenperspektive.

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Die Autos geben uns ein gutes Gewichtsgefühl, man kann sie mit gut getimten Bremsen, schlauer Gewichtsverlagerung und einem gefühlvollen Gasfuß prima steuern.

Derzeit gibt es nur wenige Strecken und drei Autos (US-Limousine, American Muscle Car und Euro-Mini), die im wesentlichen auf Geröll, Asphalt oder im Staub rumdüsen. Wir spielen zu unterschiedlichen Tageszeiten und dürfen Tuning-Teile installieren und auszuprobieren. Der Fortschritt ist Mitte Februar immer deutlicher sichtbar und sehr vielversprechend. Das Balancing zwischen Gamepads und Lenkrädern ist leider immer noch ein bisschen ein Problem. Man fährt zwar mittlerweile am Controller durch einige Justierungen etwas konkurrenzfähiger, aber am Lenkrad ist das Fahrgefühl einfach deutlich besser.

Was ich definitiv nicht aus Flatout vermisse, ist die dort benötigte Top-3-Platzierung, um neue Rennen freizuschalten. In diesem Stadium ist es zwar noch zu früh, um zu beurteilen, wie der Karriere-Modus im Detail funktionieren wird. Zudem kann man in der Early Access-Version nur einzelne Rennen fahren und keinerlei Erfahrungspunkte oder ähnliches sammeln. Eine anständige Einzelspieler-Erfahrung steht aber hoch auf der Tagesordnung von Bugbear, gekoppelt an das Versprechen, eigene Autos bauen zu dürfen und frei Rennen aus einem Endlos-Kalender wählen zu dürfen. Teile des Autos müssen innerhalb der gesamten Karriere getauscht werden, da sie sich abnutzen oder zerstört werden. Und die Lieblingsteile können auf dem Markt verfügbar sein oder eben nicht, wenn man sie gerade benötigt.

Dennoch ist es die Menge der Inhalte, die mir die größten Zweifel an einer geplanten Veröffentlichung im Sommer liefert. Der Spielspaß ist ohne Zweifel schon jetzt spürbar. Autos zu zerlegen, es fühlt sich in Next Car Game einfach brutaler und besser an als zuletzt in Dirt Showdown. Das gilt auch deshalb, weil es den Realismus ausklammert und ein Motor nicht nach dem ersten Volltreffer gleich kaputt ist wie im echten Leben. Das gleiche gilt für Fahrphysik, die immer den Spielspaß in den Vordergrund rückt. Bugbear weigert sich derweil, eine bestimmte Anzahl von Strecken oder Autos zu versprechen. So können wir nur hoffen, dass das Endergebnis bullig genug, um das Spiel über Wasser zu halten.

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