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Inversion

Inversion

Spätestens nachdem uns das Butterbrot aus der Hand gleitet und auf der bestrichenen Seite landet, wünscht sich jeder, er könne die Gravitation beeinflussen. Ob man mit der Kraft der Gravitation auch noch sinnvollere Dinge anstellen kann, haben wir beim Anspielen von Saber Interactives Inversion herausgefunden.

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Eigentlich kann sich Davis Russel nicht beklagen. Er ist Polizist und hat eine hübsche Frau und ein Kind. Doch als er sich eines Tages mit seinem Kollegen auf Streife befindet, beginnt plötzlich die Erde zu beben und nichts ist mehr wie zuvor. Wir finden uns mitten im völligen Chaos wieder. Der Boden scheint sich aufzulösen, Häuser stürzen ein und Gegenstände schweben schwerelos in der Luft. Wir bahnen uns denn Weg durch die Straßen, während schreiende und hilflose Menschen an uns vorbei rennen.

In einer Nebenstraße treffen wir auf einen besonders schießwütigen Zeitgenossen, der scheinbar mitschuldig an der Verzweiflung der Bevölkerung ist. Klar, ein um sich schießender Muskelmann, dessen Gesicht durch eine Art Kriegsbemalung verziert wird, erzeugt nicht gerade Vertrauen. Nachdem wir ihn mit einigen gezielten Treffern aus dem Weg räumen, nehmen wir seine neuartige Waffe auf und begeben uns auf die Suche nach unserer Familie. Denn noch ist völlig unklar, wer diese furchtbar hässlichen Zeitgenossen sind, die uns immer wieder auflauern und angreifen. Nur eines scheint im Moment für Davis Russel klar zu sein: Das Einzige, was ihm in dieser kaputten Welt noch bleibt, sind seine Frau und seine Tochter, die er unter allen Umständen finden und beschützen muss.

Vermittelt werden uns die Bruchstücke dieser Geschichte in kleineren Zwischensequenzen. Wer denkt, er könne nach dem Intro sofort in den Action-Titel eintauchen und mit Gravitations-Kraft um sich werfen, täuscht sich. Zunächst heißt es, einen stetigen Wechsel von Zwischensequenzen und Spielszenen zu überstehen. Das macht die Stimmung kaputt und ist einfach nur anstrengend. Wir erfahren so zwar etwas mehr über die Invasoren namens Lutadores, die stark an die Widersacher in Rage erinnern, doch kaum etwas über unseren Hauptcharakter.

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Unsere Gegner sind schießwütige Muskelmänner, deren Gesichter durch Kriegsbemalungen verziert sind und stark an die Widersacher in Rage erinnern.
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Davis Russel bleibt zunächst blass und auch seine Trauer über das Verschwinden seiner Frau und seines Kindes will man ihm nicht so recht abkaufen, viel zu emotionslos bleibt seine Miene. Charismatischer wirkt da sein Begleiter, der zwar auch nicht so wirklich eine Hintergrundgeschichte mitbringt, dafür aber ein paar unterhaltsame Sprüche. Im Koop, leider nicht im Splitscreen, kann der Polizist online auch von einem Freund gesteuert werden. Dann schlagen wir uns gemeinsam durch die grafisch teilweise wirklich ansehnliche Stadt, die mit jedem Tag, der verstreicht, noch verwüsteter wirkt.

In Teamarbeit wird die Stadt von den feindlichen Invasoren, die seltsamer Weise auch untereinander gebrochenes Englisch reden, gesäubert. Dabei verhalten sich die Gegner mal mehr und mal weniger intelligent. Während die einen geschickt Deckung suchen und diese mehrfach gegen andere Verstecke eintauschen, laufen andere einfach nur von links nach rechts. Getötete Feinde lassen neben ihrer Waffe auch Munition und später Batterien für unseren Gravlink fallen.

Das Gravlink ist die zentrale Waffe in Inversion. Durch das wundersame Teil können wir die Gesetze der Physik kurzweilig außer Kraft setzen. Mit einem gezielten Schuss entlassen wir einen anvisierten Gegenstand oder Gegner in die Schwerelosigkeit. Schwebende Lutadores befördern wir so ungehindert ins Jenseits, da sie zwar noch schießen, aber sich nicht mehr bewegen können. Fässer, Autos, leblose Gegner - alles, was schwerelos durch den Raum gleitet, wird potenziell als Waffe nutzbar.

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Fässer, Autos, Steine, leblose Gegner - alles, was schwerelos durch den Raum gleitet, ist potenziell als Waffe nutzbar.
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Mit dem Gravlink erlangen wir Kontrolle über die Gegenstände und werfen sie gezielt auf unsere Feinde. Das verursacht oft einen größeren Schaden als Schüsse in die Magengrube. Und es macht nebenbei auch noch unheimlich viel Spaß. Interessant wird das Ganze auch durch die Tatsache, dass wir die Waffe den Lutadores abgenommen haben. Das bedeutet, sie besitzen teilweise dieselbe Fähigkeit und so finden wir uns, sollten wir zu langer hinter der gleichen Deckung verharren, schnell in der Luft wieder und sind unserem Feind schutzlos ausgeliefert. Das bringt auch eine gesunde Dynamik ins Spiel und verhindert langweilige Stellungskämpfe.

Als wir das erste Mal mit der Veränderung dieser Gravitationskräfte konfrontiert werden, befinden wir uns gerade in einem alten Hauskomplex. Voll konzentriert schleichen wir über die Flure, jeder Zeit bereit alles und jeden hinter der nächsten Ecke zu durchlöchern. Und dann fallen auch die ersten Schüsse. Doch so sehr wir unsere Knarre auch nach links und rechts schwenken, vor uns will sich kein Feind zeigen. Mit Schrecken erkennen wir dann, dass sich der Lutador an der Decke entlang bewegt. Damit wird bereits zu Beginn eine angespannte Atmosphäre erzeugt, die durch die passende Musik unterstützt wird. Später machen wir selbst Gebrauch von der Möglichkeit, nicht nur auf der Straße unseren Weg durch die Stadt zu finden, sondern auch an Häuserwänden entlang.

Das erinnert ein wenig an den Indie-Titel VVVVVV - nur dass wir nicht jederzeit die Gravitationskräfte ändern können, sondern auf blau leuchtende Gravitationspunkte treten müssen. Teils überzeugend cineastisch wechseln wir dann die Perspektive, etwa indem wir durch eine Glaswand brechen. Das bringt nicht nur ungemein Abwechslung, sondern macht auch Spaß. Mit jedem Wechsel können wir unsere Umgebung anders nutzen und Gegenstände, die uns vorher den Weg versperrten, werden zu Brücken für neue Wege. Leider fehlt die Möglichkeit, die Spielwelt genauer zu untersuchen und selbst zu entdecken. Inversion führt uns strikt linear den Weg entlang und wenn es möglich ist, den Hauptweg ansatzweise zu verlassen, gibt es bis auf Munition nichts zu entdecken.

Die Geschichte fesselt zunächst genug, um einen Ansporn zu bieten, das Spiel nicht aus der Hand zu legen. Wer sind die Lutadores? Woher stammen sie und was ist ihr Ziel? Warum entführen sie Kinder und was geschieht mit ihnen? Wie haben sie die Gravitation beeinflussbar gemacht? Inversion wirft eine Menge Fragen auf. Bis zur Klärung dieser Fragen, müssen wir wohl aber auf das fertige Spiel warten. Dann gelingt es Inversion hoffentlich auch, die Atmosphäre gespannt und stimmungsvoll zu halten und die Geschichte sinnvoll voran zu treiben.

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