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Infinite Space

Infinite Space

Nudemaker, die Macher vom hervorragenden Nischentitel Steel Battalion, und Platinum Games, bekannt für Bayonetta. Sie stehen hinter dem Weltraum-Taktikshooter-Rollenspiel Infinite Space. Wirklich etwas zusammenreimen kann man sich daraus nicht. Abgesehen davon, dass die beiden ein Gespür für Qualität haben.

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Der Weltraum ist unbeschreiblich groß. Wäre man sich seiner Größe bewusst, man würde wahrscheinlich dem Wahnsinn verfallen. Aber genau das ist es, was uns an ihm fasziniert. Unbekannt und endlos. Ein Ort, an dem es kein Ziel gibt, sondern es irgendwie einfach immer noch weiter geht. Zumindest aus heutigen Gesichtspunkten.

Der Traum der Menschen ist es, irgendwann einmal ein ganz klein wenig Licht in diese dunkle, schwarze Masse zu bringen. Den Weltraum zu erkunden, dass muss doch irgendwie möglich sein. Es gilt herauszufinden, ob wir wirklich nicht die einzigen sind, die es so weit gebracht haben. Obwohl allein der Gedanke daran ziemlich arrogant und einfältig ist.

Yuri will auch raus. Raus ins Weltall, das Universum entdecken und all die Vielfalt anderer Welten. Leider lebt Yuri auf Rose, einem Planeten, dessen Herrscher dies trotz technischer Möglichkeiten nicht zulässt. Der tyrannische Diktator verbietet es seinen seinen Bewohnern, in die faszinierende neue Welt abzutauchen - dabei war er selbst einmal ein Zero-G-Dog. Ein Streuner im Sternenmeer, der irgendwann beschlossen hat, sesshaft zu werden.

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Sparsame Optik mit hübschen Manga-Charakteren im Stil der 80er Jahre.
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Der sechzehnjährige Yuri will trotzdem fort und setzt alles daran, seinen Trip in den Kosmos umzusetzen. Und tatsächlich findet sich irgendwann mit Nia eine gut aussehende Kommandatin, die sein Angebot erwidert und das Abwehrsystem des Planeten überwindet. Gegen Bezahlung nimmt sie ihn mit und zeigt ihm, wonach er sich so lange sehnte.

Doch lange vergönnt ist es ihm sein Hochgefühl nicht. Dieser miese Diktator hat seine Schwester Chelsea in Gefangenschaft genommen und will Yuri erpressen und ihn zur Rückkehr nach Rose zwingen. Doch statt einfach nachzugeben und heim zu reisen, will er kämpfen. Er hat den Duft der Freiheit schnuppert und rüstet sich für einen Kampf gegen seinen eigenen Planeten. Sein eigenes Raumschiff ist der erste Schritt zur Verwirklichung diesen Plans, an dessen Ende immer noch sein Traum steht, irgendwann völlig frei durchs All zu segeln.

Diese fantastische Geschichte beruht auf dem Die letzte Generation von Arthur C. Clarke. Es thematisiert viele philosophische Fragen, die auch in Infinite Space stets eine Rolle spielen werden. Dafür gibt es immer wieder Punkte, an denen man sich für eine Seite entscheiden muss, die am Ende auch die Geschichte des Spiels beeinflussen werden. Eine lange Reise steht an, in der Yuri vom Kind zum Mann reift.

Doch neben einer gut erzählten Geschichte, in der nicht nur Piraten und Diktatoren bezwungen werden wollen, sondern auch gleich das ganze Universum auf dem Spiel steht, gibt es natürlich auch knallharte Weltraumaction. Und wo die Grafik sonst sehr schlicht und einfach gehalten ist, erwarten uns im Gefecht strategische Schlachten in 3D.

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Die schlichten 3D-Weltraumschlachten stehen im Fokus des Spiels.

Der obere Schirm liefert einen kleinen Einblick ins Geschehen sowie eine Statusübersicht über die gegnerische Flotte. Außerdem gibt es eine Leiste, die sichtbar macht, in welchem Abstand man sich zum Feind bewegt. Die Waffen haben schließlich nur eine bestimmte Reichweite und je näher man am Gegner dran ist, desto höher ist die Trefferrate.

Bei der Vertiefung strategischer Raffinessen liegt das Hauptaugenmerk ebenfalls auf den eigenen Weltraumdampfern selbst. Mehr als 150 verschiedene Schiffe wird es im Spiel geben. Jedes kann noch einmal mit hunderten von Modulen aufgerüstet werden. Bastlern wird wirklich ein großer Spielplatz zum Austoben geboten. Auch die Flottencrew beeinflusst das Schiff, so dass jeder Spieler seine persönlichen Präferenzen verwirklichen kann.

Gut gerüstet sollte man jedenfalls immer in einen Kampf starten, denn diese laufen in Echtzeit ab und wer seinen Spielstand nicht gesichert hat, muss vom letzten Speicherpunkt neustarten. Das kann, wie ich beim Anspielen feststellen durfte, sehr schmerzlich sein. Das nächste Mal werde ich jedenfalls ganz sicher von der jederzeit möglichen Speicherung des Spielstandes Gebrauch machen.

Neben der Annäherung an und dem Entfernen von feindlichen Schiffen stehen drei Manöver zur Verfügung: Ausweichen, ein normaler und ein starker Angriff. Eine Leiste lädt sich hierfür langsam auf und legt ein Manöver nach dem anderen frei. Auf dem oberen Schirm ist ebenfalls sichtbar, welche Aktion der Gegner theoretisch ausführen könnte. Es ist sinnvoll, immer einen Blick darauf zu haben, um beispielsweise rechtzeitig ein Ausweichmanöver einzuleiten.

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Die vielen Raumschiffe bieten noch einmal ebenso viele Anpassungsmöglichkeiten.

Die ersten Schlachten spielen sich noch recht träge. Mit der Zeit wachsen jedoch die gegnerische Flotte und die eigenen Flotte und damit auch der Spannungspegel. Bis zu fünf Schiffe wird man im Verlauf gleichzeitig kommandieren können, da gibt es reichlich zu tun. Persönlich finde ich, dass 3D auf dem Nintendo DS nicht gut funktioniert. Dafür ist der kleine Handheld einfach nicht gemacht. Entsprechend häßlich sehen die Schlachten aus.

Aber Infinite Space versucht ohnehin nicht optisch zu überzeugen, denn trotz der hübschen Anime-Charaktere reißt die Grafik einen auch sonst nicht vom Hocker. Man könnte sogar behaupten, dass das Game wegen seiner Vielschichtigkeit deutlich besser auf einer PS3 oder einer Xbox 360 aufgehoben wäre. Vorstellen kann ich mir das sogar richtig gut, aber glaube auch, dass man sich schnell mit dem Stil des Spiels anfreunden wird.

Die Tiefe des Spiels kommt sicher nicht sofort zum tragen, allenfalls lässt sie sich erahnen. Nein, anfangs dominiert die Verwirrung und die Ernüchterung. Die Kämpfe mit anderen Raumschiffen sind zentrales Spielelement, trotz ein paar Minidungeons, dessen muss man sich bewusst sein. Zeit und Raum, beides versucht das Spiel elegant auch mit den limitierten, technischen Möglichkeiten rüberzubringen.

Als Arthur C. Clarke 1953 seine düstere Zukunftsvision entwickelte, konnte er sich sicherlich kaum vorstellen, was heute technisch möglich ist. Raumschiffe, dass ging schon irgendwie. Aber Videospiele? Virtuelle Welten als ein neuer Weg, Geschichten zu erzählen? Das entzog sich wohl den meisten. Doch so anders ist Infinite Space gar nicht. Auch dieses Spiel liefert ein mögliches Zukunftsszenario. Erzählt ausführlich eine Geschichte. Und wie schon bei Clarke geht es am Ende nur indirekt um einen Blick in die Zukunft, sondern viel mehr um jene Konflikte, die zeitlos sind.

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