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Far Cry 3: Blood Dragon

Far Cry 3: Blood Dragon

Es ist der wahr gewordene Aprilscherz. Die Ubisoft-PR hat ganze Arbeit geleistet, um ihrem gewollt billigen Arcade-Ableger von Far Cry 3 Aufmerksamkeit zu verschaffen.

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Dabei sind sie mit der am 1. April aufgetauchten offiziellen Seite zum Spiel inklusive Onlineshop, der Kassetten mit dem Soundtrack verkauft, dicht beim Thema geblieben. Denn die Blaupause für Far Cry 3: Blood Dragon sind die zahlreichen, unglaublich billigen Actionfilme, die Ende der Achtziger die Videotheken überschwemmt haben und später gerne auf den Sendern mit einer II oder einem Super im Namen in der Dauerrotation liefen. Eben der ganze schnell und billig produzierte Schrott, der am Erfolg von Terminator teilhaben wollte. Kennt man einen, kennt man alle: Tiefgaragen mit Trockeneisnebel, in denen Typen in Overalls und Motorradhelmen den Cyborg mimen und dazu ein Held, der sich minutenlang seine Ausrüstung anlegt und in markigen Einzeilern kommuniziert.

Creative Director Dean Evans kann sich bei seiner Powerpoint-Präsentation kaum selbst beherrschen, als er ein mieses und vorhersehbares Skript ankündigt. Das kennt man ja von Egoshootern, nur wird einem das selten schon im Vorfeld so angekündigt. Far Cry 3: Blood Dragon soll gleichzeitig Persiflage und Hommage an die Billigware der Achtziger Jahre sein. Aber neben dem ganzen Humor geht es natürlich in erster Linie darum, eine angenehm unernste und knallbunte Ballerorgie abzuliefern. Dafür ist die offene Spielwelt von Far Cry 3 sicher bestens geeignet.

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Far Cry 3: Blood DragonFar Cry 3: Blood Dragon
Das schwitzige Inselparadies ist jetzt zu einer pseudofuturistischen Dr. No-Insel mit Cybersoldaten und Laser-Dinosauriern geworden.
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Hinter der Over-the-Top-Fassade von Far Cry 3: Blood Dragon sind die Spielmechaniken von Far Cry 3 natürlich im wesentlichen intakt geblieben. Die offene Welt mit den kleinen Nebenmissionen, die schöne Künstliche Intelligenz der aggressiven und ständig flankierenden Gegner und das überraschend gute Stealth-Gameplay beim Ausschalten der zahlreichen Außenposten sind auch die solide Basis von Blood Dragon. Das schwitzige Inselparadies ist jetzt zu einer pseudofuturistischen Dr. No-Insel mit Cybersoldaten und Laser-Dinosauriern geworden.

Die Zwischensequenzen kommen in zeitgemäßer Super Nintendo-Optik daher. Ganz viel schwarzer Bildschirm und in einem kleinen Fenster laufen spärliche, knallbunte und mit markigen Dialogen unterlegte Animationen. Man merkt den kleinen Szenen die Liebe der Entwickler zum Genre und auch zu den Filmlizenz-Spielen längst vergangener Tage an. Selbst wenn man den Humor nicht immer mitmacht, die Zwischensequenzen verfehlen ihre Wirkung nicht. Es durchströmt einen schnell ein wohlig warmes Gefühl von Nostalgie für die eigene Zockervergangenheit, in der diese Szenen noch die Belohnung für häufig knallhartes Gameplay waren. Der wirklich ziemlich coole Soundtrack erinnert stark an Terminator oder Tron und versetzt einen mit dem neonfarbenen Lasergeballer in beste Daft Punk-Laune.

Far Cry 3: Blood Dragon
Es durchströmt einen schnell ein wohlig warmes Gefühl von Nostalgie für die eigene Zockervergangenheit.

Aber auch in der Egoperspektive bleibt es ausgelassen und albern. Die unvermeidliche Minigun-Helikopter-Szene leitet gleich das Spiel ein und plötzlich nimmt die Mutter aller Tutorials dem Spiel das Tempo. Es wurde auch einfach mal Zeit, dass sich jemand diesem Thema humorvoll nähert. Der Cyborg-Commander wird zu Beginn seiner Mission Opfer eines grausamen Scherzes - seine Kontaktperson in der Leitzentrale lädt ungefragt ein Tutorial-Programm hoch und der kampferprobte Supersoldat muss hilflos die langweilige Routine über sich ergehen lassen. Seine Leiden - welcher Shooterfan kann sie nicht nachvollziehen? Drücken sie A, wenn sie lesen können.

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Danach trifft man auch schnell auf die namensgebenden Drachen. Riesige, kaum besiegbare Cyber-Dinosaurier, die mit den Herzen der getöteten Gegner in eine feindliche Basis gelockt werden sollen. Die Biester dürften eine echte Herausforderung werden, denn selbst nach einigen Ladungen C4 ist der Gesundheitsbalken der Drachen kaum angekratzt, aber nachdem wir die Schilde der Basis lahmgelegt haben, nehmen sie uns dafür einiges an Arbeit ab.

Ob auch wieder die schönen Koop-Missionen aus Far Cry 3 integriert werden oder wie groß die offene Welt von Far Cry 3: Blood Dragon tatsächlich wird, ist noch nicht klar. Aber ein erster Blick auf die Karte sah vielversprechend aus. Far Cry 3-Fans dürfen sich auf eine knallbunte, alberne Variante freuen und das sehr solide Gameplay hinter den absurden Kulissen wird auch alle anderen Shooterfans begeistern. Far Cry 3: Blood Dragon ist sicher das bessere Duke Nukem Forever - inklusive Mittelfinger aus der Egoperspektive.

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KRITIK. Von Christian Gaca

Bei Ubisoft hat jemand Far Cry als großartiges Neon-80er-Pixel-Abenteuer ausgedacht. Dummerweise musste dann noch ein Spiel dazu her.



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