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Deadpool

Deadpool

Seine große Klappe ist sein größtes Pfund. Wir haben Deadpools erstes Spiel selbst ausprobiert und sind noch nicht komplett überzeugt.

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Deadpool ist ein recht junger Charakter in der Comic-Welt. Er ist ein Söldner, den das Militär zum Supersoldaten und unsterblich machen wollte. Leider ist das Experiment fehlgeschlagen, obwohl Deadpool selbst das wohl anders sieht. Er besitzt immerhin die Fähigkeit, sich unglaublich schnell zu regenerieren, gleichzeitig aber hat sein Kopf wohl etwas abbekommen und er ist verrückt geworden. Unser Held selbst meint aber wohl, noch nie so klar gesehen zu haben. Er ist sich seiner Rolle als Charakter bewusst. Er spricht uns direkt an und findet dabei auch ziemlich deutliche Worte.

Es ist kein Wunder, dass dieser Titel erst ab 18 freigegeben wird. Einerseits ist Deadpool nicht zimperlich mit seinen Gegnern. Zum anderen würde von seinen Aussagen wohl nicht viel übrig bleiben, wenn sie mit einem Beep zensiert werden würden. Deadpool ist ein ziemlicher derber Held, mit einer leicht gespaltenen Persönlichkeit. Und eigentlich ist er auch gar nicht so sehr darauf aus, Gutes zu tun. Er macht die Dinge auf seine Art, ohne Rücksicht auf Verluste.

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Es gibt zwei grundsätzliche Spielmechaniken: Schwertkampf und Prügeln oder das Schießeisen auspacken.
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So kam er etwa auf die grandiose Idee, sich selbst ein Videospiel zu spendieren. Die High Moon Studios, die er dafür mit einem Konzept begeistern wollte, konnten damit zunächst wenig anfangen. Vielleicht hätte er sich etwas mehr Mühe geben können. Doch wozu die Finger krumm machen, wenn eine Bombe im Entwicklerstudio auch eine klare Sprache spricht und den Produzenten schnell umstimmt. Dieser Einstieg ins Spiel ist ein hübscher Witz und ein weiteres Beispiel für die Eigenart des Helden, die vierte Wand zu ignorieren. Die Grenzen zwischen Realität und fiktionaler Figur werden nämlich ständig gebrochen.

Nach dem Anruf des Produzenten dauert es auch gar nicht lange und schon steht eine hübsche Botin vor der Tür: "Ich habe ein Paket für Sie." Deadpool antwortet mit einer sexuellen Anspielung zweideutig, dass auch er eines habe. Doch seine gute Laune hält nicht lange an, denn der nächste Ärger droht bereits. Die Jungs haben es tatsächlich fertig gebracht, ihm ein Skript zu schicken - ein Skript mit viel Text. Handlung? Die braucht Deadpool in seinem Videospiel nun wirklich nicht. Und genau deswegen dampft er an diesem Teil schön ein. Schaden kann das nicht, denn schließlich ist der scheinbar spontane Humor von Deadpool seine große Stärke.

Was ein Spiel aber braucht, sind funktionierende Spielmechaniken. Und hier sollte das Großmaul seine Klappe lieber nicht zu weit aufreißen. Der Titel verfügt über zwei grundsätzliche Kampfsysteme, zwischen denen wir je nach Waffe wechseln. Es gibt seichte Prügelelemente mit dem Schwert und einen Shooter mit einer Schusswaffe. Mit dem Schwert gibt es schwache und starke Angriffe und wir können uns ein paar Zentimeter teleportieren und wehren durch das Ausweichen gegnerische Angriffe ab. Mit einer Knarre wechselt der Titel in die Egoperspektive. Besser fühlt sich das Schießen aber auch dann nicht an. Wir können den Gegner nur treffen, wenn sich ein Zielkreuz rot färbt - ganz egal, ob wir eigentlich ziemlich genau auf den Gegner zielen oder nicht.

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Ganz offensichtlich lag für den Entwickler der Fokus auf dem Humor - und das Spiel ist eigentlich nur schmückendes Beiwerk.
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Mit dem Schwert lassen sich dagegen wunderbar Körperteile der Gegner abtrennen und es gibt eine Momentum-Leiste für eine besonders starke Rundum-Attacke. Hinzu kommt ein Kombosystem, mit dem wir unsere Angriffe und Abwehrschritte kombinieren und dafür Punkte kassieren können. Die Punkte sind wichtig, wenn wir neue Waffen und Boni freischalten wollen. Und trotzdem ist es etwas nervig, dass sich die Steuerung einfach nicht sauber anfühlt und die Kamera manchmal spinnt. Ganz offensichtlich lag für den Entwickler der Fokus auf dem Humor - und das Spiel ist eigentlich nur schmückendes Beiwerk.

Wenn sich Deadpool etwa über schnell gesammelte Trophäen beziehungsweise Erfolge lustig macht, müssen wir einfach breit grinsen. Das relativ eintönig daherkommende Kampfsystem ist auf der anderen Seite eher lästig. Das Spiel ist jetzt nicht zu einfach und mit sinnlosem Tasten-Geprügel kommt man wahrscheinlich nicht abschließend zum Ziel, aber irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass dieser Titel abgesehen von seiner derben Tonart nicht weiter überraschen wird. Das Ergebnis ist wohl bestenfalls solide - so wie auch die grafische Präsentation.

Deadpool wird übrigens mit englischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln in den Handel kommen. Um den Spaß maximal auszureizen, sollte man sich aber nicht auf den Text verlassen, sondern im Idealfall die nötigen Sprachkenntnisse mitbringen. Nicht immer scheint die Übersetzung nämlich geglückt zu sein, auch wenn sie meist in Ordnung ist.

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