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Assassin's Creed 2

Assassin's Creed 2

Ubisoft hat Tokio nach Düsseldorf verlegt, um uns eine Sequenz aus Assassin's Creed 2 anspielen zu lassen, die so auch auf der Tokio Games Show gezeigt wird. 60 intensive Minuten mit Ezio Auditore da Firenze in Venedig. In weiteren Hauptrollen: ein führender Dieb, ein Doge, mehrere Huren und ein glücklicher Redakteur.

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Ezio Auditore da Firenze ist ein junger italienischer Adliger und zum Assassin geworden. Er sucht Vergeltung für einen Mord in seiner Familie. Er hat 60.000 Florin und alle Waffen im Gepäck. Die Taschen voller Geld und ausgerüstet bis an die Nasenspitze. Leider nur Fiktion in der Fiktion. Eine derart luxuriöse Situation wird es nämlich im echten Assassin's Creed 2 wohl frühestens gegen Ende der mindestens 20-stündigen Hauptgeschichte geben. Denn Projektmanager Jean-Francois Boivin war sehr spendabel, bevor er mir den Xbox-Controller in die Hand drückte. Und Geld ist in Assassin's Creed 2 knapp, braucht man es doch zum Bestechen, Aufrüsten von Waffen und Rüstungen oder für Immobiliengeschäfte.

Voll ausgerüstet geht es mit Ezio mitten rein in die Geschichte. Direkt vor der schlichten Haustür von Antonio erwacht das Venedig des 15. Jahrhunderts. Antonio ist der Anführer aller Diebe und hat eine heikle Mission für uns. Aber bevor er Details verrät, müssen zunächst fünf Wachen auf den Dächer vor dem Palazzo della Seta möglichst umbemerkt ausgeknipst werden, damit Antonio sie gegen seine Leute austauschen kann. Möglichkeiten, dies zu machen, eröffnen sich nun einige, schließlich ist auch Assassin's Creed 2 ein Open-World-Game. Bietet eine knapp 100 Quadratkilometer große, frei begehbare Spielwelt. Aber ganz ohne Hilfe sind wir hier nicht.

Eine neue Fähigkeit von Ezio ist nämlich die Manipulation von Gruppen. Wir treffen in Venedig auf Söldner, Diebe und Huren und können ihre jeweiligen Stärken zu unser eigenen Stärke machen. Im Tausch gegen 150 Florin kommen vier Freiwillige mit in den Kampf. Jede dieser Gruppen hat besondere Fähigkeiten.

Die Söldner bestechen durch starke Waffen und verwickeln selbst die besten Wachen ausdauernd in Kämpfe. Die Huren dagegen becircen die Kerle und verwirren sie so sehr, dass wir unbehelligt fast überall hin und an jedem vorbeischleichen können. Die Diebe können nicht nur klauen, sondern im Free-Run-Modus sogar mit auf die Dächer der Stadt klettern und dort kämpfen. Sie sind zwar nicht sonderlich stark und ausdauernd, dafür aber linkisch und fies. Mit einem Knopfdruck etwa sind patrouillierende Wachen auf dem Dach eingeloggt - und kurze Zeit später werden sie vom Dieb leise und böse abserviert.

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Leise, böse und fies sind Adjektive, die sehr große Bedeutung für Assassin's Creed 2 haben. Das Spiel kann zwar auch durch die Mitte absolviert werden, also mit aller Gewalt und immer auf Konfrontation orientiert. Aber wer so spielt, nimmt sich selbst die Chance auf leise, fiese und böse Höhepunkte. Sich über die Dächer an Wachen heranzuschleichen und sie mit einem gezielten Giftangriff zu eliminieren, ist eben einfach cooler, als als ungestümer, plumper Unhold quer durch den Porzellanladen zu wüten.

Diese Herangehensweise sehen wir auch beim Adleraugen-Modus bestätigt. Der allwissende Röntgenblick ist dieses Mal nicht nur auf Ausguckplätze beschränkt, sondern wir können permanent in der Eagle-Vision-Perspektive herumlaufen. Hat ein bisschen was von blauer Matrix, in der alle Feinde rot angezeigt werden und der Rest der Welt nur noch diffus herumwabert. Eher nichts für mich, aber Geschmäcker sind da sicher unterschiedlich. Ich genieße lieber die wunderbar gestalteten Straßenzüge und Häuser. Ist alles sehr belebt hier in Venedig übrigens, während meiner Session wirkte die Welt immer variabel und niemals statisch.

Laut oder leise, schlau oder mit der Brechstange, diese Entscheidung liegt am Ende beim Spieler selbst. Jean-Francois Boivin meint gar, dass Assassin's Creed 2 im Kern sowieso wie ein Rollenspiel funktioniere. Jeder könne sich seinen Style aussuchen und den dann konsequent verbessern. Also mehr Geld in starke Waffen oder Rüstungen investieren oder die feinen, schnellen und leisen Waffen verbessern. Die Kohle hierfür gibt es als Belohnung für Missionen. Wir können aber auch jederzeit die Stadt- und Landbevölkerung beklauen oder unser Geld in Immobilien investieren, die dann regelmäßig Gewinn abwerfen.

Zurück zum Auftrag. Nachdem die fünf Wachen leise und fies gegen Strohmännern ausgetauscht sind, treffen wir Antonio auf einem Dach gegenüber des Palastes wieder. Das Ziel wird genannt. Es soll Emilio Barbarigo treffen, einen venezianischen Dogen, der irgendwie in die große Verschwörung zwischen Templern und den Assassinen verstrickt ist. Vom Größenwahn gezeichnet sitzt der in seinem von einer Unmenge Männern bewachten Palazzo und spielt die Gefahr herunter, Opfer eines Attentates zu werden.

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Da hat der feiste Herr die Rechnung aber ohne mich gemacht. Schnell die Huren losgeschickt , um die Wachen unten am Eingang zu beschäftigen, schnell durchgeschlüpft und ab an die Wand des Palastes gesprungen. Free-Run. Free-Climb. Über die Mauer und rein in den Palast. Schnell von oben eine Wache eingeloggt und mit einem gezielten Sprung vom Dach direkt in den Nacken eliminiert. Wow.

Höhepunkt in Assassin's Creed 2 ist genau dieser Free-Run-Modus. Jede Kante, jeder Vorsprung, jeder Balkon wird zur Abschussrampe in die Welt der Dächer. Von dort oben dominiert der schlaue Spieler die Stadt und ihre Wächter. Im Spiel funktioniert die Fortbewegung hoch oben deutlich reibungsloser und intuitiver als bisher. Das liegt vor allem daran, dass sprichwörtlich Änderungen im Detail greifen. Am höchsten Punkt jedes Sprungs können wir nun einfach den B-Knopf drücken, dann greift Ezio nach und schnappt sich automatisch höher liegende Kanten und Vorsprünge. So wird der Aktionsradius deutlich erweitert.

Bei der Programmierung hingegen sorgte genau das für eine der größten Herausforderungen. 100 Quadratkilometer Spielwelt müssen wirklich "perfectly spot-on" sein, erklärt Jean-Francois Boivin sichtlich stolz. Jeder Sprung innerhalb einer festgelegten Entfernung müsse eben möglich sein. Überall. Immer. Die Hölle für Fehlersucher.

Zurück ins Innere des Dogen-Palastes. Nachdem die Tarnung dort aufgeflogen ist, geht es zwangsläufig in den Nahkampf. Die Kämpfe sind intensiv und dauern. Wem es zu arg hektisch wird, der schmeißt schnell eine der raren Rauchbomben - und schon hustet sich der Mob um Kopf und Kragen. Wichtige Sekunden des Unwissens bringen Positionsvorteile. Die Doppelklingen besiegen einen Gegner nach dem anderen. Sie haben, wie alle anderen Waffen im Spiel, spezielle Counter-Angriffe, Finishingmoves und Cut-Scenes.

Der reiche Sack will derweil tatsächlich flüchten, es bleibt nicht viel Zeit. Ezio rennt ihm hinterher. Nun nur noch auf den moment warten, in dem ich nah genug dran bin. Ein kurzer Knopfdruck, und Ezio hechtet los, um ihm sein Leben zu nehmen. Die Sequenz ist fantastisch gemacht.

Der nächste Mann auf unserer Liste, das erfahren wir am Ende vom zufriedenen Antonio, ist ein Herr namens Carlo Grimaldi. Denn kennen wir schon aus einer vorherigen Begegnung auf der E3, wo auch das grandiose Fluggerät von Leonardo da Vinci eine Schlüsselrolle spielte. Über 40 solch einzigartige Charaktere hat Ubisoft übrigens ins Spiel eingebaut. Jede mit einem komplexem Handlungsstrang und einer eigener Rolle innerhalb der Story.

100 Missionen ist die Hauptgeschichte lang, dafür sind rund 20 Stunden Spielzeit kalkuliert. Wer dann noch Erkundungsbedarf hat (vermutlich viele, allein schon der wahnsinnig schönen Grafik wegen!), findet 50 weitere Nebenmissionen. Insgesamt gibt es dieses Mal 12 Sequenzen, wobei wir nur drei Sprünge zurück in die Gegenwart machen. Stichwort Reisen, das war ja einer der großen Kritikpunkte am ersten Teil: zu weit, zu offen, zu wenig zu tun und zu weit zu reisen. Diese Erfahrung wird nun substantiell anders. Die Welt von Assassin's Creed 2 ist immer noch offen und kann frei erkundet werden, hängt aber wesentlich kompakter zusammen. Sozusagen offen und frei erkundbar, aber künstlich und absichtlich verkleinert, ohne das wir das wirklich realisieren.

Dazu gehören vor allem intensivere Städte sowie zahlreichere und unterschiedlichere Haupt- und Nebenmissionen auch in den Vorstädten. Reisen wird über mittelalterliche Servicedienstleister geregelt, die Schiffspassagen oder Kutschfahrten anbieten. Kostet alles Florin natürlich. Ein Pferd wird es ebenso geben, aber die aus dem ersten Teil bekannte Reise-Langeweile soll ausgemerzt sein. Davon persönlich überzeugen durften wir uns noch nicht.

Um das Herumreisen attraktiver zu machen, sind 300 Schatzkisten im Assassin's Creed 2-Universum versteckt. Ihr Inhalt ist "mehrheitlich ökonomischer Natur", wie es Jean-Francois Boivin vorsichtig ausdrückt. Das lässt Raum für Spekulationen, etwa darüber, ob wir womöglich doch auch eine oder mehrere der 30 verschiedenen Waffen finden können. Ansonsten müssen die nämlich für teures Geld im Laden gekauft werden. Hierbei gibt es zwar Vielfalt, aber am Ende dominiert die Einfachheit. Es wird nämlich immer automatisch die beste Waffe oder Rüstung ausgewählt. Während eines Kampfes dürfen wird auch die Waffen der geschlagenen Gegner aufsammeln. Die sind (besonders anfangs) womöglich stärker als unsere eigenen Waffen - dürfen aber nur solange benutzt werden, bis wir wieder in den Free-Run-Modus wechseln. Dann muss sich Ezio von der fremden Klinge trennen.

Neben Schatzkisten wird es zudem eine Reihe von Gegenständen zum Einsammeln geben. Federn sind so ein Gegenstand, aber sie sind dieses Mal direkt in die Story integriert, so dass sich das Sammeln wirklich lohnt. „Alle Federn einzusammeln führt zu einem sehr, sehr wichtigen Wandel in der Beziehung zu einer bestimmten Person", orakelt Jean-Francois Boivin. Und verspricht: "Nichts in dem Spiel macht keinen Sinn mehr!"

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KRITIK. Von Christian Gaca

Assassin's Creed 2 spielt mit der Zeit: Desmond Miles ist Ezio Auditore da Firenze. Ihr gemeinsames Ziel: blutige Rache.



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