Army of Two: The 40th Day

Ich war nur ein einziges Mal in Shanghai. Es ist eine dieser Städte, die so groß sind, dass es völlig unmöglich erscheint sie zu begreifen. Es ist noch schwerer sich vorzustellen, dass es eine Terrorzelle gibt, die mächtig genug ist zu versuchen, etwas derartig großes wie Shanghai zu zerstören. Aber exakt das passiert am Anfang von Army of Two: The 40th Day. Die fiesen Terroristen gehören zu einem privaten Militär-Unternehmen namens PMC - direkte Konkurrenten jener Firma, die das dynamische Duo Eliott Salem und Tyson Rios beschäftigt.

Das originale Army of Two war so etwas wie der Höhepunkt des Trends zum Koop-Zocken. Statt während der Entwicklung eines Spiels einen Koop-Modus mit einzuplanen, wurde das gesamte Spiel darauf ausgerichtet im Koop-Modus zu funktionieren. Daraus sind einige clevere Spielmechaniken entstanden, wie etwa der Aggro-Status, um dem Mitspieler zu ermöglichen, die Gegner zu flankieren. Die meisten der damals eingesetzten Koop-Elemente fühlten sich aber an wie konstruierte Versatzstücke. Nicht dass mich jetzt jemand falsch versteht: Army of Two war ein großer Spaß, hätte sich aber wesentlich lockerer spielen können.

EA Montreal will genau das unbedingt verbessern. Im zweiten Teil dürfen darum die Spieler aus einer Vielzahl von verfügbaren Koop-Moves wählen, die in einem Playbook selektierbar sind. Eine schöne Ergänzung, die die einzelnen Spiele offener bzw. variantenreicher gestaltet sowie uns dazu zwingt, verschiedene Alternativen zu suchen, um eine vorgegebene Situation zu lösen. Eine generelle Vereinfachung der Steuerung und Moves wie etwa des Koop-Scharfschützenmodus wurden umgesetzt.

Das alles ist im Prinzip eine natürliche Weiterentwicklung der Ideen und Konzepte des ursprünglichen Spiels. Muss man aber trotzdem auch erst einmal hinkriegen. "Wir haben dieses Game als Koop-Erlebnis konzipiert", sagt Produzent Matt Turner. "Wir haben all die positiven Dinge aus dem ersten Teil genommen, sie aufgeblasen und die Spielerfahrung tiefer und besser gestaltet. Diese Koop-Erfahrung ist es wirklich wert gezockt zu werden", fügt er hinzu.

Salem und Rios sind also in Shanghai auf einer Standard-Mission unterwegs, als die Metropole plötzlich angegriffen wird. Man muss sich New York an 9/11 vorstellen und noch ordentlich was drauflegen, um eine Vorstellung von dem Chaos in Shanghai nach den Terrorangriffen zu bekommen. Die meisten normalen Menschen laufen in so einer Situation um ihr Leben, aber Salem und Rios sind nicht die meisten Menschen. Sie sind harte Typen. Und harte Typen machen das, was harte Typen am besten können. Sie suchen den Ärger. Harte Typen halt.

Dafür haben sie vor allem fette Knarren im Gepäck, die bis ins kleinste Detail modifizierbar sind. Wir können tatsächlich jeder Waffe jedes verfügbare Einzelteil hinzufügen. Kein anderes Spiel, mit Ausnahme von Borderlands vielleicht, hat derartig viele Waffen-Varianten am Start. Nicht jeder allerdings macht eine Obsession daraus, wie ein Gewehr aussieht. Aber alle wollen, dass sie funktionieren, schließlich sind sie Werkzeuge, die möglichst effizient in jeder Situation agieren müssen. Und das tun sie.

Army of Two: The 40th Day ist wohl eines jener Spiele, mit denen zwei Leute ein sehr gute, ziemlich laute Zeit haben werden (das Sounddesign ist wahrlich Oberklasse). Emotional unvergesslich wird es dagegen eher nicht werden. EA Montreal vervollkommnen die eigene Koop-Marke, und mit Ausnahme einiger wenig überzeugend ausschauender Explosionen liefert Army of Two: The 40th Day genau das ab, was zu erwarten ist: harte, direkte, emotionslose Action.