Alien Spidy

Eigentlich bin ich in Spelunky gerade genug gestorben, aber was soll's. Spidy hat Probleme, gerade den Kontakt zu seiner Freundin Virgi verloren und vermutet, dass sie auf der Erde gestrandet ist. Also fliegt die Spinne mit ihrem Raumschiff genau dahin. Warum Spinnen Raumschiffe fliegen können, hinterfragen wir lieber nicht.

Können sie am Ende auch nicht, wie man an der Bruchlandung von Spidy sehen kann. Die Raumschiffteile sind nun über Wälder, in Teichen und dunklen Höhlen verstreut - was die drei Bereiche kennzeichnet, in denen über 70 harte Level auf Videogame-Masochisten wie mich warten.

Im Prinzip ist das folgende Spiel eine Mischung aus 2D-Jump'n'Run und Klebelasso-Simulation mit Flugeinlagen. Super Mario Bros. meets Angry Birds und Rotastic. Oder so. Entweder trippelt die Spinne seitlich los, hüpft über bewegliche und unbewegliche Hindernisse oder schießt in der Luft einen ihrer klebrigen Fäden ab. Damit können wir uns dann über Abgründe schwingen oder tödliche Wasserflächen überwinden. Schnell wird das ganze Unterfangen schwierig, weil Wespen die Fäden durchtrennen, Deckenteile unversehend abbrechen oder die Samen von Pustenblumen einfach wegfliegen, bevor wir sie treffen können.

Um einen möglichst perfekten Run hinzulegen, müssen wir Globes einsammeln, die der Spinne für einige Sekunden Spezialfähigkeiten geben. Sie kann zum Beispiel schnell rennen, unter Wasser in einer Luftblase überleben oder einen Supersprung hinlegen. Nur wer das alles sauber kombiniert, wird am Ende einen anständigen Highscore erreichen. Um genau den geht es im Kern bei Alien Spidy. Ihn zu erreichen, ist schwierig und es wird einem vom Spiel nach jedem kurzen Levelabschnitt verraten, ob man es überhaupt theoretisch noch schaffen kann, gut zu sein und einen halbwegs anständigen Score zu erreichen. Das ist niederschmetternd und extrem motivierend zugleich.

Die Optik ist schick, erinnert in ihrer Reduziertheit ein bisschen an Limbo oder auch Outland. Die Comic-Grafik bringt einen jedenfalls immer wieder zum lächeln, während man sich gerade innerlich über das erneute Scheitern an einer wichtigen Passsage ärgert. Alien Spidy ist eines dieser Spiele, das man mit einem Freund spielen sollte. Und zwar nacheinander. Wo man dem anderen den Controller nach zehn gescheiterten Versuchen in die Hand drückt und ihn anscheißt: "Dann mach's halt besser, du Penner". Ganz normal hier, denn wer grad nicht spielt, wird vor allem durch nervige Klugscheiß-Kommentare auffällig.

Wir haben uns eine Handvoll der über 70 Level aus allen drei Bereichen angeschaut und sind von der Vielfältigkeit der Lösungswege durchaus beeindruckt. Viel mehr aber noch von der Möglichkeit, dass man sich mit hartem Training in einen echten Flow spielen kann. Dann sieht das Spiel wie im Trailer unglaublich locker aus. Wer einsteigt und losspielt, wird von dieser Lockerheit wenig zu sehen oder zu spüren bekommen.

800 Microsoft Points bzw. 9,99 Euro sind für das Spiel derzeit taxiert. Das geht völlig in Ordnung und bis zur Veröffentlichung kriegt das spanische Studio sicherlich auch die Probleme mit der noch etwas zu unpräzisen Steuerung in den Griff. Alien Spidy sollte man sich aber definitiv auf den Einkaufszettel schreiben, wenn man harte Nüsse wie Super Meat Boy & Co. liebt.