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Yoshi's Crafted World

Yoshi's Crafted World

Yoshi debütiert auf der Nintendo Switch mit frischem Konzept und schickem Design... aber nicht ohne Probleme.

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Nintendo ist bekannt dafür, regelmäßig tolle Jump'n'Runs abzuliefern. Üblicherweise sind die beliebten Figuren mit einem bestimmten Spielstil verbunden, um jede Art von Gamer zu begeistern. Wir haben die New Super Mario Reihe, die sich an traditionellem Plattformern orientiert. Dann Donkey Kong Country, das eine eher physische Spielerfahrung bietet. Und Kirby, das seine Herausforderungen an jüngere Spieler anpasst. Wie passt also Yoshi dazu?

Mit dem tollen Woolly World für die Wii U fand Yoshi seinen ganz eigenen Platz und Stil. Es war eine Mischung aus großen Sammel-Expeditionen und Mechaniken aus dem SNES-Meisterwerk Yoshi's Island zusammen mit einer sanften Präsentation und einem freundlicherem Tempo. Mit Yoshi's Crafted World - dem Debüt des bunten Dinosauriers auf der Nintendo Switch, wurde diese Persönlichkeit weiter ausgebaut.

Der Titel des Spiels verrät schon alles: Die ganze Welt wirkt, als wäre sie aus Bastelmaterialen eines fünfjährigen Kindes zusammengebaut. Es kommen Magneten, Plastikflaschen, Strohhalme, Bettlaken und Korken zum Einsatz. Das Spiel leiht sich ein oder zwei Elemente von Yoshi's Story, wie etwa die Art und Weise, mit der uns die Gebiete präsentiert werden und wie die Pfade uns in den Hinter- oder Vordergrund der Level schicken.

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Die Fähigkeit, Eier auf Elemente auf beiden Ebenen zu werfen, ist die wohl wichtige Neuerung des klassischen „Mach Eier - wirf Eier"-Gameplay-Loops. Das ist gut gemacht, besonders wenn man bedenkt, welche Tiefe die Level haben, in denen überall Sammelzeug und Geheimnisse lauern. Die Gegner wurden ebenfalls so gestaltet und platziert, dass sie die neue Tiefe ausnutzen, was wiederum mehr Abwechslung und neue Herausforderungen bedeutet.

Es gibt aber auch Probleme mit diesem neuen Feature und die sind unser größter Kritikpunkt an dem Spiel. Die Wurfmechanik basiert auf einem Aufschaltsystem, aber wenn das Fadenkreuz nicht auf dem Ziel ist, dann werfen wir auf unsere aktuelle 2D-Achse. Mit anderen Worten: Wenn wir einen Shy-Guy im Hintergrund treffen wollen und wir beim Schuss seine Bewegung mit einbeziehen wollen, dann schießen wir daneben, denn nur Schüsse auf eingelockte Ziele sind erfolgreich. Das sorgt beim Spiel für nervige Momente, besonders wenn wir nebenbei noch ausweichen müssen oder unter Zeitdruck stehen.

Es ist natürlich nicht unspielbar und es funktioniert die meiste Zeit gut. Und wenn wir mehrere gutgezielte Eierschüsse abfeuern, während wir hüpfen, verschlucken oder Bodenstampfer ausführen, fühlt sich das toll an. Uns wäre auch nichts besseres als das Aufschalt-Zielsystem eingefallen, denn in einem Spiel wie diesem sollen die Spieler natürlich nicht vorsichtig in 3D zielen müssen. Und nach einer gewissen Spielzeit nervt diese Mechanik dann auch kaum noch.

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Es gibt noch einige andere Designentscheidungen, mit denen wir nicht so ganz glücklich waren. Der Anfang des Spiels dürfte erfahrene Spieler mit seinem langsamen Tempo ein wenig langweilen. Das gleiche gilt für Abschnitte ohne Eier oder die Platzierung der Checkpoints. Es kann sehr frustrierend sein, lange Abschnitte eines Level erneut spielen zu müssen, weil all das Sammelzeug erneut aufgelesen werden muss. Wir lieben einen klassischen Schwierigkeitsgrad, aber hier World ist die Bestrafung eher eine lästige Aufgabe und keine Einladung, an den eigenen Fähigkeiten zu feilen.

Es ist insgesamt kein besonders schwieriges Spiel. In Yoshi-Spielen geht es schließlich schon immer darum, den Sammelkram auf recht langen, aber ruhigen Strecken einzusammeln. Die Herausforderung liegt eher darin, jede rote Münze oder lächelnde Blume aufzulesen, um 100 Prozent zu erreichen. Aber selbst als große Fans der Reihe hätte ich mir ein paar kleine Herausforderungen gewünscht. Abgesehen von ein paar klug versteckten Blumen und den Problemen beim Zielen war es ein recht gemütlicher Lauf. Das einzig Problem war manchmal der herzförmige Gesundheitsbalken, der natürlich auch durch Sammeln verbessert wird. Das Problem wird aber durch die Kollektion an sammelbaren Kostümen abgemildert, die gleichzeitig als Schild dienen.

Weitere Kritikpunkte wären dann noch der Koop-Modus und der audio-visuelle Gesamteindruck. Das Teamwork funktioniert hier nicht so gut, wie in Wooly World, denn häufig sitzen wir auf dem Rücken unseres Kumpel und stehlen unabsichtlich Eier oder verschlucken sie.

Im Handheld-Modus ist die Optik sehr verschwommen, dafür gibt es aber auch viele Elemente, realistische Texturen und tolle Effekte auf den unterschiedlichen Ebenen. Die Animationen, das Design und der Stil treffen den Nagel auf den Kopf, die ganze Spielerfahrung (wir empfehlen den Fernseher) ist wunderschön. Ihr werdet aber den Soundtrack von Tomoya Tomita vermissen, denn der Animal Crossing Stil von Kazumi Tomita ist manchmal ein wenig flach.

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Das mag alles sehr negativ klingen, aber ich bin so kleinlich wie viele Yoshi- und Mario-Fans da draußen. Es sind nur kleine Kritikpunkte und Entwickler Good Feel hat wirklich gute Arbeit geleistet. Nach dem langsamen Start und besonders in der zweiten Hälfte des Spiels wird es sehr fantasievoll und abwechslungsreich und bietet ständig etwas Neues und viele Überraschungen.

Allein die über 40 Level dürften euch für mehr als 15 Stunden beschäftigen, wenn ihr - wie ich - versucht, schon beim ersten Durchgang alles einzusammeln. Und da sind die umgedrehten Level und das zusätzliche Sammelzeug aus bereits absolvierten Leveln noch nicht mit eingerechnet. Uns gefällt, wie hier die „Welten" und „Inseln" angegangen werden, denn so bekommen wir 16 unterschiedliche Gebiete mit nur zwei bis drei Leveln (plus ein paar großartige Bosse), statt den typischen großen, themenbasierten Welten.

Insgesamt hat mir Woolly World besser gefallen, aber Yoshi's Crafted World hat seinen ganz eigenen Reiz und nach dem langsamen Start erwarten uns hier frische und abwechslungsreiche Level. Wer gerne sammelt oder wenn ihr einfach nach einem guten Plattformer sucht, der anders ist als Mario oder Donkey Kong, dann seid ihr genau richtig.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
frisches Konzept mit mehr Tiefe und schickem Design, schöne Weltstruktur, ein paar verrückte Ideen, vollgepackt mit Inhalten und Sammlerstücken
-
Ziel-Mechanik nervt, Koop ist ein bisschen chaotisch, langsamer Start, Soundtrack nicht mehr so cool wie früher... und wo ist das Labo-Set?!
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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