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Tomb Raider

Tomb Raider

Erhalten wir jetzt endlich die Filmumsetzung, die sich Fans des Videospiel-Franchise wünschen?

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Angelina Jolies Lara Croft war eine Frau ihrer Zeit und das gilt auch für die Filme. Sie zeigten die junge Miss Croft, wie sie zu ihren erfolgreichsten Zeiten wahrgenommen wurde, ein wenig ironisch, stilisiert und ohne Scham aristokratisch. Vergesst kurz wie unglaublich schlecht die beiden Tomb Raider-Filme waren, denn sie haben zumindest die Vorlage ziemlich gut reflektiert.

Alicia Vikanders Interpretation von Lara Croft ist ebenso eine Frau ihrer Zeit und Tomb Raider ist die neuste Filmadaption einer der größten Videospielmarken aller Zeiten. Der Kinofilm lässt die Fantasy-Aspekte hinter sich und folgt eher den Themen der letzten beiden Spiele. Im neuen Tomb Raider treffen wir auf eine junge, viel verwundbarere Lara und zusammen erleben wir, wie sich die junge Frau in eine der ausdauerndsten Charaktere der Videospielindustrie entwickelt.

Die beiden cineastischen Lara Crofts sind meilenweit voneinander entfernt. Jolie war komfortabel reich während Vikanders Croft in London einen Dachboden bewohnt und sich ihren Lebensunterhalt mit Botendiensten verdient. Wir erleben wie sich die neue Lara weiterentwickelt und zu der Frau wird, von der wir alle wissen, dass es ihre Bestimmung ist. Vikander macht ihren Job gut und sie wächst sichtbar in die Rolle der jungen Miss Croft hinein. Es ist eine athletische Darstellung einer talentierten Schauspielerin, die ihren Akzent beherrscht, die Story gut verkauft und in dem packenden Eröffnungsakt wirklich glänzt.

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Sie bekommt einen Tipp über das Verschwinden ihres Vaters und wird dadurch in eine geheimnisvolle Suche nach dem Übernatürlichen gezogen. Die Geschichte teilt die DNA des Crystal-Dynamics-Spiels von 2013, trotzdem könnten Film und Spiel nicht unterschiedlicher sein. Die Lara im Spiel kämpfte gegen eine unsterbliche Königin während die Lara aus dem Film gegen Männer aus Fleisch und Blut antritt. Keine Schrotflintenkämpfe gegen stark gepanzerte Gegner - Vikander schießt mit ihrem Bogen, während sie durch den Wald schleicht. Der Film ist nicht so actiongeladen wie das Spiel, auf dem es lose basiert, aber einige Szenen sind elegant konstruiert und wirklich packend. Trotzdem ist es meilenwert von Angelina Jolie entfernt, die auf ihrem Motorrad im Croft-Anwesen mit scheinbar unendlicher Munition auf maskierte Männer ballerte.

Wir wollen hier nicht mehr von der Story verraten, um sie euch nicht zu verderben. Der Anfang des Films, in dem Stimmung erzeugt die Aspekte der Geschichte vorgestellt werden, sind klar die Stärke des Films. Dominic West spielt seine Rolle als Daddy Croft gut und Antagonist Walton Goggins gibt eine hervorragende Vorstellung als Schurke. Leider gerät der Film kurz nach dem ersten Treffen mit Goggins mörderischem Charakter - Mathias Vogel - ins Straucheln und erholt sich davon auch nicht mehr.

Der ernstere und realistischere Ansatz, der in der ersten Stunde so gut funktioniert hat, ist ab diesem Zeitpunkt wie weggespült. Lara zieht an einer Stelle ein riesiges Schrapnell aus ihren Eingeweiden (wir sprechen hier von einer Wunde, die einen gestandenen Marine für Monate lahmgelegt hätte) und das alles kurz nachdem ihr Begleiter durch einen Schuss in die Schulter verletzt wurde. Aber am nächsten Tag rennen, springen und klettern die beiden wieder, als wäre nichts gewesen und ihre mysteriöse Heilung lässt jede Ernsthaftigkeit verschwinden. Danach folgen immer übertriebenere Momente, die mir letzten Endes den Klimax des Films verdorben haben.

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Der Film besteht aus zwei Hälften und der starke Anfang wird durch uninspierierte Grabräuberszenen verdrängt, sodass die Charakterentwicklung und die packende Szenerie schnell verfliegen. Wenn Lara verzweifelt versucht ein Rätsel zu lösen, während der Boden unter ihren Füßen verschwindet, wünscht man sich genau das, um sich die letzte halbe Stunde zu ersparen. Das Ende war letztlich vielleicht doch nicht so fürchterlich wie vermutet, aber da war der Schaden ja längst angerichtet. Regisseur Roar Uthaug konnte die Versprechen der ersten Stunde des Films nie wirklich einlösen. Aber wir wollen Alicia Vikanders Lara Croft noch nicht völlig abschreiben, denn die erste Hälfte von Tomb Raider hatte Potential zu einem Film, der dieser Videospiellegende gerecht wird. Leider gelang es diesem Kinofilm noch nicht, das darzustellen.

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06 Gamereactor Deutschland
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