Doch nun treten die alten Probleme wieder zu Tage und das ist längst nicht alles. Eine geheimnisvolle Bruderschaft versucht, sich seiner Fähigkeiten zu bemächtigen, während ihm sein Dämon damit droht, die gefangene Seele seiner Freundin Jenny grausam leiden zu lassen. Um das zu verhindern, muss Jackie ein geheimnisvolles Artefakt beschaffen, mit dessen Hilfe die Bruderschaft die Kräfte der Darkness einfangen will. Während also Jackie darum kämpft, durch den Einsatz seiner Darkness-Fähigkeiten nicht komplett seine Persönlichkeit zu verlieren, verschwimmen nach und nach die Realitäten.
Flashbacks lassen seine tote Freundin auftauchen und immer wieder erlebt Jackie Szenen in einer psychiatrischen Anstalt. Womöglich sind die Ereignisse auch nur fiebrige Wahnvorstellungen eines Wahnsinnigen. Das ist ungefähr das irre Szenario von The Darkness II. Beileibe kein einfacher Plot, aber er wird uns in wirklich gut gemachten Sequenzen erzählt, ohne sich in langweiligen und viel zu langen Zwischensequenzen zu verlieren.
Nach dem Anschlag setzt der halbtote Jackie seit langem zum ersten Mal wieder seine Fähigkeiten ein und man spürt förmlich, wie aus dem gefährlichen Auftragskiller noch etwas viel Böseres wird. Eine kaum zu stoppende Kampfmaschine, die kein Erbarmen mit den Feinden kennt. Gleichzeitig wird aber auch klar, wie gefährlich der Einsatz dieser Kräfte für Jackies Persönlichkeit ist.
Jackie muss sich im Schatten bewegen, um die Kräfte einsetzen zu können. Neben seinen Feuerwaffen, die auch beidhändig eingesetzt werden können, stehen ihm noch zwei lange Tentakel zur Verfügung, um seine Gegner zu zerschmettern oder zu greifen. In The Darkness II geht es nicht zimperlich zu, denn Jackie regeneriert seine Gesundheit, in dem er seinen halbtoten Feinden die Herzen herausreißt. Alle Aktionen bringen uns Erfahrungspunkte, mit deren Hilfe wir ganz unterschiedliche Fähigkeiten erlernen können: verbesserte Regeneration der Gesundheit, aber auch Angriffsfertigkeiten wie das Beschwören eines Insektenschwarms, der die Gegner kurzzeitig betäubt oder den Einsatz von magischen Techniken, die unsere Waffen tödlicher machen, gehören dazu.
Die Level sind sehr linear und die Kämpfe ziemlich hektisch, aber mit dem gezielten Einsatz der Superkräfte werden sie nach und nach immer beherrschbarer. Mit den Triggern wird wie üblich gezielt und geschossen, während die Schultertasten jeweils die Aktionen der beiden Tentakel auslösen. Das ist am Anfang vielleicht etwas viel auf einmal, wenn man sich mit einer Pumpgun in der linken und einer Uzi in der rechten Hand im Kampfgetümmel wiederfindet und nebenbei mit den Tentakeln um sich schlägt und seinen Feinden die Herzen aus dem Leib reißt.
Aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist man in der Lage, die unterschiedlichen Gegner taktisch anzugehen und gleichzeitig die so wichtigen Lichtverhältnisse im Auge zu behalten. Der relativ einfache Weg, sich die angeschossenen Gegner immer einfach nur zu greifen, um an ihnen sein grausames Ritual zu vollziehen, funktioniert aber nicht immer. Es tauchen gepanzerte Gegner oder Feinde mit Schutzschilden auf - und außerdem steht man ja ständig weiter unter Beschuss. Dummerweise wissen die Anhänger der Bruderschaft auch noch um unsere Fähigkeiten und rücken uns mit starken Lichtquellen auf die Pelle.
Als Sidekick steht uns ein fieser, kleiner Darkling zur Seite. Dieser Bastard aus Ork und britischem Hooligan greift mit ins Kampfgeschehen ein oder hilft beim Überwinden kleinerer Hindernisse. Das Biest trägt doch allen Ernstes eine tote Katze als Hut und hat auch sonst keine guten Manieren. Selbst in der für Deutschland geschnittenen Version geht es ziemlich zur Sache. Die Schere wurde hier in erster Linie bei den verschiedenen Moves für die Exekutionen angesetzt. Man hat aber nie das Gefühl, dass hier einfach nur auf eine Zielgruppe geschielt wurde, für die das Spiel beim besten Willen nicht gedacht sein sollte.
Dafür sorgt die tolle Optik von The Darkness II, denn statt auf möglichst fotorealistische Grafik zu setzen, kommt hier Cel-Shading-Optik höchster Güte zum Einsatz. Der Comic-Look entschärft auf der einen Seite das sehr brutale Spielgeschehen und rückt es zumindest etwas in die Nähe von Tom & Jerry-Cartoons. Trotzdem bietet der Look einen Realismus, wie man ihn von digital gefilmten und dann nachgezeichneten Filmen kennt, etwa wie bei Richard Linklaters Der Dunkle Schirm. Durch die etwas zurückgenommenen, schwarzen Umrandungen der Figuren, die trotzdem noch leicht gezeichnete Elemente aufweisen, entsteht ein wirklich faszinierender und einzigartiger Look der Figuren, der auch viele Probleme des Uncanny-Valley-Effekts umschifft und den Cel-Shading-Look eines Borderlands nochmal auf eine ganz andere Stufe führt.
Abgesehen von kleinen Nebenmissionen, in denen man in die Rolle des fiesen, kleinen Darklings schlüpft, bietet das Spiel jenseits der Kämpfe allerdings kaum Abwechslung. Obwohl das Gameplay nicht besonders filigran daher kommt, hebt es sich angenehm vom klassischen Egoshooter ab und die Story ist wirklich exzellent erzählt. Das gilt an manchen Stellen auch für die Grafik der Figuren, die trotz eines ganz anderen Ansatzes fast so beeindruckt, wie die Gesichtsanimationen von L.A. Noire im letzten Jahr.
Die eigentliche Kampagne ist mit allerhöchstens acht Stunden Spielzeit sicher nicht sonderlich lang, aber es gibt die Möglichkeit zum New Game, diverse Schwierigkeitsgrade und alle Fähigkeiten sind in einem Durchgang auch kaum komplett freizuschalten. Zusätzlich wurde The Darkness II noch der Vendetta-Modus spendiert, der sowohl alleine als auch online von bis zu vier Spielern gemeinsam angegangen werden darf. Hier stehen komplett neue Charaktere zur Verfügung, die alle in verschiedenen Missionen mit einer unglaublichen Menge an Gegnern unabhängig von einander aufgelevelt und mit Fähigkeiten versehen werden dürfen.
The Darkness II ist ein eigenständiger Egoshooter mit frischen Elementen und wirklich schönem grafischen Stil, der trotz der bizarren Geschichte interessant erzählt wird und allen Freunden von absurder Over-The-Top-Action, die auch das gewalttätige Szenario nicht abgeschreckt, wirklich ans Herz gelegt sei. Wer noch mehr Splatter braucht, wird schon wissen, wie er an eine unzensierte PAL-Version kommt.