Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Sonic & Sega All-Stars Racing

Sonic & Sega All-Stars Racing

Sega schickt eine ganze Menge alte Freunde und Bekannte an den Start, um mit Sonic & Sega All-Stars Racing einen lupenreinen Funracer zu etablieren. Das Spiel ist toll, jetzt müssen nur noch genug Sega-Fans mitspielen.

HQ

Ich fliege ins Nichts. Links geradewegs aus der Strecke raus. Der dreifach gepushte Boost eines Jungen namens Beat hat mich ins Off geschickt. Verdammter Jet Set Radio-Sprayer mit seiner goldenen Prollkarre. Während ich so fliege und auf den Reset Richtung Streckenmitte warte, verschwindet das Grinsen dennoch nicht vom Gesicht. Hoffnungslos verloren ist das Rennen nicht. Es gibt ja noch den All-Star-Move, der alles wieder ins rechte Lot bringen könnte. Und sowieso: Ist das hier nicht ein Funracer? Warum also alles so ernst nehmen.

Sonic & Sega All-Stars Racing lebt ohnehin ganz vom Spaß und davon, dass es sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Zwar kommt ohne Skills und Streckenkenntnisse (vor allem der Abkürzungen) niemand als Sieger ins Ziel, aber es gibt so viele Unbekannte in der Funracer-Rechnung, dass nie allein das Können entscheidend ist. Der große Zufallsgenerator im Hintergrund spuckt immer wieder den alles umkrempelnden All-Star-Move für einen der Spieler aus.

Inlineskater Beat zückt dafür die Sprühdose und taggt den Bildschirm zu. Amigo reiht alle Spieler in einer schrägen Maracas-Polonaise hinter sich ein. Knuckles holt die Stachelfaust raus. Alex Kidd schießt sich mit dem Maschinengewehr seines Pedocopters eine Schneise zur Spitze. Und Shenmue-Held Ryo Hazuki stapelt die Gegner neu. Gegen den All-Star-Move gibt es keinen Schutz. Es bleibt nur, die Bestrafung lächelnd zu ertragen. Sonic & Sega All-Stars Racing ist also ein klassischer Funracer, ein Rennspiel ohne viel Technik- oder gar Simulationsanspruch. Dafür rockt es im Alleingang ganz locker einen Spieleabend, mit bis zu vier Spielern im Splitscreenmodus sogar mal wieder offline im Wohnzimmer.

Sonic & Sega All-Stars Racing
Driften ist der wichtigste Teil des Spiels, denn so gibt es extra Boost in drei Stufen.
Werbung:

Von den sechs Offline-Mehrspieler-Modi sind vier in geschlossenen Arenen angelegt. Diese Modi sind klassische Battle-Veranstaltungen, die nur mit allen vier Spielern gleichzeitig richtig Spaß machen. Sich gegenseitig hemmungslos abballern, einen Chao-Ballon möglichst lange am Heck behalten oder einen Ring aus Diamanten verteidigen - das sind simple Sachen, leider auch ohne viel mittelfristige Spieltiefe. Lediglich das normale Rennen und der Modus Rausschmeißer, wo alle 15 Sekunden einer der Spieler rausfliegt, finden auf einer der 24 regulären Rennstrecken statt, machen bereits zu zweit Laune und haben eine längere Halbwertzeit.

Online sind die vier Offline-Battlemodi erst gar nicht am Start. Hier geht es nur die Strecken entlang im schlichten Rennmodus. Verändert werden darf nur wenig: die Rundenzahl, die Schwierigkeit der mitfahrenden K.I.-Gegner, ob die Spieler auf den letzten Plätzen etwas Bonusgeschwindigkeit bekommen und ob die Items dabei sind oder nicht. Das ist etwas dünn, nimmt aber den bis zu acht Spielern nicht ihren Spaß.

Im Zeitrennen können wir gegen eigene Ghosts fahren oder die schnellen Rennrunden von Freunden oder Ranglisten-Hotshots herunterladen. Zwar lernt man hier schnell Abkürzungen oder bessere Driftlinien kennen. Aber in einem Game, wo es die meiste Zeit nicht so sehr auf die perfekte Ideallinie ankommt, macht es keinen rechten Sinn, diese zur Perfektion treiben zu wollen. Zum Glück gibt es Online-Ranglisten, die bringen wenigstens den Wettbewerb mit Freunden ins Rennen.

Der größte Spaß im Spiel sind die Charaktere. Alles alte Freunde und Bekannte, unter denen jeder seinen kleinen Liebling ausmachen wird. Ich freue mich über Opa-Opa, einen Mag aus Phantasy Star Online und gleichzeitig eine Art fliegender Turnschuh im Game. Der schwebt schön bescheuert über die Strecke und sein All-Star-Move öffnet einen Shop, der drei Raketen-Varianten freigibt, mit denen das Feld zerlegt wird. Gesetzt den Fall, es ist in der Nähe. Auch großartig sind Ulala, Zobio & Zobiko, Mobo & Robo oder die Chuchu-Piloten. Die Fahrzeuge und Piloten sind übrigens nach den Eigenschaften Geschwindigkeit, Beschleunigung, Fahrverhalten und Turbo eingeteilt, so dass für jeden Fahrstil etwas dabei ist. Auf der Xbox 360 dürfen sogar die eigenen Avatare mitfahren - und tatsächlich scheint ihr grüner Xbox-Rennwagen Avacar-720 das beste Allround-Gefährt zu sein.

Werbung:
Sonic & Sega All-Stars Racing
Bunt, bunter, psychedelisch: Die Strecken sind abwechslungsreich und immer für eine Abkürzung gut.

Die Streckenlayout ist abwechslungsreich, aber nie zu kompliziert. Optisch sind die Strecken vor allem kitschig-hektisch-bunt und immer wieder für eine lustige Überraschung gut. Besonders die Items machen jedes Rennen zu einem lustigen Fight. Die auf den Strecken verteilten Power-Ups und Waffen sind wie zu erwarten in schwebenden Boxen verpackt. Es gibt Hochgeschwindigkeitsschuhe, von den Banden abprallende Affen-Kampfhandschuhe, rollende Bomben, automatische und manuell detonierbare Raketen, einen fiesen Verwirrstern (der Bildschirm dreht sich für einige Sekunden um 180 Grad auf den Kopf, absolut tödlich...), eine wegfegende Hupe, klassische Minen, ein Unverwundbarkeitsregenbogen und natürlich einen Schutzschild. Die Waffen dürfen sowohl nach vorne als auch nach hinten abgefeuert werden. Gepaart mit den All-Star-Moves entbrennt sofort nach dem Start ein erbarmungslos lustiger Kampf um den Sieg.

Die Steuerung von Sonic & Sega All-Stars Racing ist simpel und arbeitet tadellos. Gas, Bremse und dann noch zwei elementare Dinge. Erstens: das Drift-System. Es funktioniert über das (permanente) Gedrückthalten des linken Triggers und das Ausbalancieren des Renners in der Kurve. Beim Driften lädt sich ein Turbo in bis zu drei Stufen auf. Wer ihn bis zur letzten Stufe ausreizt, wird mit einigen Sekunden Extra-Vortrieb belohnt. Zweiter Twist: Zusätzliche Geschwindigkeit bringen auch Tricks, die während Sprüngen per Knopfdruck ausgelöst werden. Auch hier lassen sich mehrere Tricks verknüpfen und mit einer perfekten Landung in reichlich zusätzlichen Boost ummünzen. Dazu bieten auch Beschleunigungsfelder zusätzliche Geschwindigkeit.

Sonic & Sega All-Stars Racing
Der Shop, wo die hart erkämpften Sega-Meilen ausgegeben werden dürfen, wirkt wie ein unnötiges Anhängsel.

Für jedes halbwegs erfolgreiche Rennen landen einige Sega-Meilen im virtuellen Geldbeutel, mit denen wir einen von zwölf Bonuscharakteren, eine von 16 Strecken oder eines von 32 Musikstücken kaufen können. Ein bisschen wirkt dieser virtuelle Sega-Shop wie eine unnötige Verlängerung des Spiels, weil man gezwungen ist, den Einzelspielermodus zu spielen, um alle Strecken und Charaktere für alle Modi freizuspielen. Freischalten nur um des Freischaltens Willen, das gibt eine klare Absage. Netter gemacht sind die Missionen. Davon gibt es 64, und es geht immer darum, in einem bestimmten Regelrahmen etwas zu absolvieren. Abschießen, ausweichen, Zeitrennen, Grand-Prix-Cups - alles aus allen Modi ist hier als Remix mit dabei.

Sonic & Sega All-Stars Racing ist kein grafisch herausragendes Spiel, aber eines, das technisch einwandfrei umgesetzt ist. Man kann sich streiten, ob es als Vollpreistitel nicht etwas zu wenig Substanz bietet. Eines bietet es allerdings ohne jede Frage: Spaß, Spaß, Spaß und noch mehr schlichten, schönen Spaß.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Intuitive und einwandfreie Steuerung, charmante Charaktere und Rennwagen, tolle Onlinerennen
-
Splitscreenmodus hat Bildprobleme, Sega-Meilen und Shop eher sinnlos
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte



Lädt nächsten Inhalt