Skyfall

Oder doch einen Reboot, um ihn fit für die Zukunft zu machen? Skyfall macht einfach kurzerhand beides - herauskommt nicht etwa unentschlossenes Mittelmaß, sondern der möglicherweise beste Bond aller Zeiten! Noch vor dem Vorspann passiert das Unfassbare: Bond verfolgt einen Schurken, der dem MI6 eine Liste mit den Identitäten aller Geheimagenten gestohlen hat. Im Nahkampf auf einem fahrenden Zug schießt seine Kollegin Eve und trifft nicht den Schurken, sondern Bond. Der fällt vom Zug in den sicheren Tod. Den Befehl zum riskanten Schuss erteilte M.

Natürlich überlebt 007, ist aber geschwächt. Von seiner Verletzung, vom Alkohol und von der Erkenntnis, dass M ihn im Interesse des Geheimdienstes kaltherzig opferte. Er kehrt erst nach London zurück, als dort ein Cyber-Terrorist den MI6 in seinem Innersten erschüttert und M in der Folge um ihr Überleben kämpfen muss, auch ihr politisches.

Die Eröffnung von Skyfall setzt das Thema, das der rote Faden des Films werden wird: Der Agent und seine Organisation sind in die Jahre gekommen, verwundbar, wirken geradezu antiquiert angesichts neuer Bedrohungslagen, die man nie sieht und nicht erschießen kann. Skyfall ist der am stilsichersten inszenierte Bondfilm: Das Drehbuch erzählt eine lineare Geschichte, verzichtet völlig auf mittlerweile so angesagte ineinander verschachtelte Erzählebenen.

In der Kameraarbeit setzt sich diese Geradlinigkeit nahtlos fort: Die nervöse Wackelkamera ist Vergangenheit, jetzt sind die Actionszenen präzise und nüchtern, die persönlichen Momente dafür fast ein bisschen verträumt. Die oft albernen Gadget-Spielereien vergangener Tage passen natürlich nicht mehr zu diesem reduzierten Stil - und mussten deshalb weg: Alles, was Bond vom neuen Nerd-Q in die Hand gedrückt bekommt, ist eine Walther PPK und ein kleiner Peilsender. Das alles lässt viel mehr Raum für die Charaktere: der solide Bond (Daniel Craig), die überragende M (Judi Dench) - aber vor allem Javier Bardem als rachsüchtiger Psychopath. Überragend!