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Saw

Saw

Wie weit würdest du gehen, wenn dein Leben davon abhinge? Kennst du noch Grenzen? Saw spielt mit diesen Fragen und garniert die philosophische Thematik mit ordentlich Blut. Schon der erste Film war nicht unumstritten, weil er Gewalt als stilistisches Mittel nutzt, um Verzweiflung und Ausweglosigkeit intensiver zu machen. Das Spiel schickt sich an, diesen Spuren zu folgen.

David Tapp ist ihm schon lange auf der Spur. Und auch wenn er oft nah dran war, gelang es dem Detective bisher nicht ihn zu fassen. Der Jigsaw-Mörder ist immer da draußen unterwegs. Den zu fassen, dem hat er sich voll und ganz verschrieben. Allerdings kommt der Mörder David Tapp zuvor und macht ihn selbst zu einem Teil seiner wahnsinnigen Welt. Es wartet das größte Puzzle, dass der Psychopath bisher entworfen hat.

Das Spiel knüpft an den ersten Film an. Tapp wird angeschossen und der Bösewicht entkommt. Nach der Geschichte des Spiels wird er vom Jigsaw-Mörder gerettet. Die Kugeln werden ihm entfernt, aber stattdessen wird ein Schlüssel einoperiert. Dieser soll der einzige Ausweg aus dem kruden Labyrinth sein, bei dem es sich ironischerweise um eine Irrenanstalt handelt. Aber nicht nur Tapp, sondern auch zahlreiche andere Typen werden dort festgehalten.

Und an dieser Stelle setzt auch der vom Film bekannte Stil ein. Dass Tapp sich in dieser scheinbar ausweglosen Situation befindet, hat seinen Grund. Er war besessen davon, den Serienmörder zu ergreifen, einige Menschen sind dabei bereits ums Leben gekommen, darunter auch sein Partner. Nun soll dem Detective eine Lehre erteilt werden. Das Leben wieder wertschätzen, dass ist der Hintergrund aller Aktionen des Jigsaw-Mörders.

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Detective Tapp ist im Spiel selbst Opfer des Jigsaw-Mörders.

Und obwohl alle grausam sind, tauchen da diese Gedanken im eigenen Kopf auf: Sind es am Ende gute Taten? Die Drogenabhängige, die auch im Spiel wieder auftaucht, musste beispielsweise im Film um ihr Leben kämpfen. Sie sollte erkennen wie wertvoll es ist und neuen Mut fassen. In den Augen des Jigsaw-Mörders schenkt er Leben, wenngleich jene Frau die einzige war, die seine bösartigen Fallen überlebt hat.

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Tapp irrt nun durch die verlassene Anstalt. Schuhe hat er keine mehr an. Dafür liegen überall Scherben herum. Tritt er hinein, schadet das seiner Gesundheit. Optisch kenntlich gemacht wird ein solcher Fehltritt durch rote Fußspuren, die Tapp hinterlässt. In dunklen Räumen hilft ihm ein schwaches Feuerzeug, dass aber lediglich die nähere Umgebung ausleuchtet.

Während seiner Suche nach einem Ausweg sammelt er Hinweise, in der Hoffnung, vielleicht doch noch den Mörder zu fassen. Tapp stößt dabei immer wieder auf andere Personen, von denen manche auch bereits aus den Filmen bekannt sind. Hilft er ihnen? Kann er ihnen überhaupt helfen? Denn nicht immer ist es nur ein Rätsel, dass gelöst werden will.

Erinnern wir uns. Tapp trägt einen Schlüssel in seinem Körper. Der Schlüssel, der den Ausweg aus diesem Wahnsinn verspricht. Doch auch die anderen Insassen erfahren von diesem wertvollen Gut und wollen dem Mann nun an den Kragen. Natürlich gibt es die Möglichkeit, ihnen dabei zuvor zu kommen. Diverse Waffen befinden sich überall in dieser Anstalt. Aber ein wenig mulmig ist einem schon, wenn man mit dem Baseballschläger auf die verzweifelten Menschen einschlägt.

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Überall in der Irrenanstalt befinden sich bekritzelte Wände. Manche davon enthalten wichtige Hinweise.
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Relativ früh kommt dazu noch eine weitere erschwerende Hürde. Eine Halskrause, die explodiert, sobald sie gleichartigen Modellen zu Nahe kommt. Rennt nun ein Wahnsinniger mit so einem Ding auf Tapp zu, bleibt nicht viel Zeit für Überlegungen. Der offensichtliche Gegner muss entweder schnell zur Strecke gebracht werden oder man findet einen Weg, ihn anderweitig aufzuhalten.

In der Regel ist die erste Variante schlauer. Viel zu verführerisch sind die Möglichkeiten, die das Spiel bietet. Neben den Waffen können nämlich auch Fallen gestellt werden. Jene Fallen, die eigentlich uns ausschalten sollen, verwenden wir dann gegen unangenehme Zeitgenossen. Und wieder gibt es diese kurze Überlegung, ob es richtig ist. Eine Stolperfalle mit Schrotflinte - das ist brutal. Aber die Angst zu sterben, sie ist auch für Tapp sehr präsent.

Genau das bekommt Saw wirklich gut hin. Diesen Wahnsinn zu transportieren. Das heruntergekommene Gebäude spielt immer wieder mit dem Detective. Ein rettendes Fenster ist zu sehen, daneben steht geschrieben "freedom is an illusion". Wer sich dem Graffiti nähert, rutscht eine Etage tiefer. Dazu kommen die Geräusche, die unweigerlich aufmerksam verfolgt werden. Überall könnten Widersacher warten. Und wir wollen doch einfach nur überleben.

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Dieser Mann hat sich versucht selbst umzubringen. Als "Strafe" sollte er um sein Leben kämpfen, um es wieder zu schätzen. Er verlor.

Selbst vor Türen ist Tapp nicht sicher. Fallen, die ebenfalls eine Schusswaffe auslösen, sind oft daran gekoppelt. Auch diese können mittels eines reaktionsschnellen Tastendrucks entschärft und dann ebenfalls gegen Feinde eingesetzt werden. Und so heißt es immer wieder auf der Hut sein. Und die Angst nicht die Oberhand gewinnen lassen.

Für die Geschichte wurde eng mit den Saw-Schöpfern James Wan und Leigh Whannell zusammengearbeitet. Und dieser Teil ist auch wirklich gelungen und glaubwürdig. Tatsächlich ist es Konami gelungen, dass von Silent Hill bekannte Gefühl der Beklemmung einzufangen. Leider haben sie sich dann bei den Rätseln etwas verzettelt. Immer wiederkehrende Spielmechaniken wie jene Tür- und Stolperfallen nutzen sich schnell ab. Und das zehnte Puzzle mit Zahnrädern nervt nur noch. Dieser Umstand stört umso mehr, weil die Steuerung nicht ganz so gelungen ist. Denn in erster Linie ist Saw kein aufreibender Actiontitel, sondern Survival Horror.

Der Horror ist handwerklich nett gemacht. Die visuellen Effekt sind überzeugend, wenngleich nicht alles im Spiel von der gleichen Qualität ist. Einiges ist nicht so detailliert und manche Texturen laden auch erst nach, was die Stimmung stört. Die Akustik ist dafür sehr gut gelungen und unterstreich wunderbar das düstere Ambiente von Saw. Und natürlich verhält es sich mit Saw wie mit den meisten anderen Spielen des Genres: Im Dunkeln gespielt, erhöht sich der Gruselfaktor ungemein.

Insgesamt ist Saw sehr solide. Die erzeugte Spannung wird wie schon im Film nicht nur von der Brutalität getragen, sondern auch durch die Handlung. Zwar ist der Titel keine ernsthafte Konkurrenz für die bekannten Genre-Größen, aber wer auf Horror steht und Nachschub braucht, wird mit Saw keinen großen Fehler machen.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Gute Atmosphäre, gute Soundeffekte, nette Filmumsetzung
-
Kamera und Kampfsystem nicht astrein, sich wiederholende Spielelemente
overall score
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