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Resident Evil Village

Resident Evil Village

Capcom, ihr tut es schon wieder...

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Resident Evil Village ist keineswegs ein schlechtes Spiel, aber es ist auch kein großartiges Resident Evil.

Nachdem Capcom das erstaunliche Resident Evil 4 veröffentlichte, rutschte die Reihe mit Teil 5 und 6 ins explosive, dröge Dauergeballer. Resident Evil Village ist ein Anzeichen dafür, dass sich diese Geschichte möglicherweise zu wiederholen droht. Resident Evil 7: Biohazard war zwar nicht perfekt, aber es erfrischte die Marke nach einer dringend benötigten Pause mit einer aufregenden, neuen Vision. Die Spieler sind in die Schuhe eines neuen Protagonisten geschlüpft und haben das schreckliche Haus der Baker-Familie irgendwo in Louisiana erkundet.

Resident Evil 7: Biohazard nutzte die Ego-Perspektive, um das Gefühl von Horror, Erkundung und Rätsel zu stärken und gleichzeitig eine angemessene Menge an Action zu bieten. In der zweiten Hälfte driftete das Spiel leider stark auf die Actionschiene ab und Resident Evil Village nimmt sich ausgerechnet diesen Aspekt zum Vorbild. Exploration, Horrormomente und Inventar-Management täuschen nicht darüber hinweg, dass das neue Resident Evil weniger Survival-Horror und mehr Ego-Shooter ist.

Die Spieler schlüpfen wieder in die Rolle von Ethan Winters, der mit seiner Frau Mia und ihrer Tochter Rose in einer Art Zeugenschutzprogramm untergekommen ist. Die Familie steht unter der Aufsicht von Chris Redfield, der Ethan dabei hilft, eine militärische Ausbildung zu absolvieren (das soll wohl erklären, warum er so gut mit Waffen umgehen kann). Wie bereits im bisher veröffentlichten Trailer-Material zu sehen war, dringt Chris zu Beginn des Spiels aus zunächst unbekannten Gründen in das Haus des Winters ein und entführt Rose.

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Die Konfrontationen mit den zentralen Bossen des Spiels machen deshalb so viel Spaß, weil man nicht nur stumpf ballern muss.

Wir folgen ihm bis zu einem mysteriösen osteuropäischen Dorf, das von Werwölfen verwüstet wurde. Während Ethan diesen gefährlichen Ort entschlossen nach seiner vermissten Tochter absucht, entfaltet sich ein schwacher Plot, der selbst für Resident-Evil-Filmstandards ernüchternd ausfallen dürfte. Ethan Winters ist ein schrecklicher Protagonist, der nur seine kleine Rolle als verängstigter Ehemann in Resident Evil 7 gut gespielt hat. Diese Erfahrung erklärt aber nicht, warum er in Village nun plötzlich ein übertriebener Actionheld sein soll. Das Spiel findet dafür wie gesagt einige Begründungen, aber die Verwandlung gelingt nicht.

Die nahe gelegene Burg wird von einer üppigen Vampirlady besetzt, doch an die solltet ihr euch besser nicht zu sehr gewöhnen. Bei der Bewerbung des Spiels stand Lady Dimitrescu im Vordergrund, insbesondere nachdem sich das Internet in ihre massive Figur verliebt hat. Im Kontext des Spiels ist ihre Rolle jedoch vernachlässigbar. Resident Evil Village ist so strukturiert, dass wir vier bestimmte Items suchen, die die vier "Söhne und Töchter Mutter Mirandas" bei sich tragen. Lady Dimitrescu ist nur ein Mitglied dieser Vereinigung, mit der wir uns befassen müssen. Die gesamte Clique stellt unterschiedliche Herausforderungen an uns, auf die wir natürlich nicht genauer eingehen werden. Nur so viel: Ihr werdet nicht durch Waffengewalt an euer Ziel kommen und das ist gleichzeitig der Grund, warum ich diese Konfrontationen so sehr genossen habe.

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Was das Gameplay und die Wahl der Umgebungen betrifft, da ist Resident Evil 4 die klare Inspirationsvorlage. Das Spiel lässt uns Türen mit Schränken verbarrikadieren, um Werwölfe davon abzuhalten, zu uns aufzuschließen. Ab und zu dürfen wir nach einigen Geheimnissen suchen und wenn gerade nicht geschossen wird, verhindern leichte Rätsel unser Weiterkommen. Diese Formel ist bekannt und sie funktioniert auch, sie wirkt aber nicht sehr beeindruckend und ist auch nicht gerade beängstigend. Dass man regelmäßig ins Dorf zurückkehrt, normalerweise ausgestattet mit Gegenständen, mit denen Ethan nach weiteren Geheimnissen sucht, gewöhnt man sich schnell daran.

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Resident Evil 4 ist die klare Inspirationsvorlage von Teil 8.

Unterwegs treffen wir auf den sogenannten Duke, einem fahrenden Händler, der hochwertige Gegenstände in seinem Repertoire hat. Einiges davon findet ihr möglicherweise im Dorf, aber dafür müsst ihr euch genau umschauen. Falls ihr Waffen, Munition und Blaupausen zum Herstellen benötigt, werdet ihr bei ihm fündig. Dem Duke könnt ihr verschiedene Zutaten geben, aus denen er spezielle Gerichte zubereitet, die Ethan dauerhafte Buffs, wie mehr Gesundheit oder erhöhte Geschwindigkeit, verleihen. Dazu müssen wir die Karte nach speziellen Tieren absuchen und obwohl es nicht das erste Mal ist, dass Resident Evil Tiere enthält, fühlte sich die Integration fehl am Platz an.

Die Kampagne auf dem normalen Schwierigkeitsgrad abzuschließen, dauerte ungefähr neun Stunden. Ich habe das Spiel nicht zu 100 Prozent vervollständigt, aber einige Geheimnisse entdeckt und die meisten Dinge gesehen. Wie gewohnt schaltet ihr während des Spielens viele Extras frei, darunter neue Waffen für die Kampagne, 3D-Modelle, Render-Grafiken und Making-Of-Videos, sowie den Mercenaries-Spielmodus. Diese Spielvariante ist mit einem Arcade-Modus zu vergleichen, denn ihr müsst euch gegen heranstürmende Wellen von Feinden verteidigen und dabei versuchen, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Für Leute, die sich gerne in solche Späße einarbeiten, bietet Mercenaries sicher einiges.

Was Grafik und Sound angeht, da sah Resident Evil Village auf der PS5 tatsächlich sehr gut aus. Wir können nicht über die Versionen des Spiels sprechen, die auf den alten Konsolenmodellen erscheinen, doch diese neuen Editionen laufen auch mit aktiviertem Raytracing noch sehr gut. Die Bildrate bricht zwar ab und zu ein, aber das beeinflusst die Erfahrung nicht wirklich. Die Sprachausgabe ist auf gewohntem Resident-Evil-Niveau, was zu gleichen Teilen gut und schlecht ist. Technisch gesehen überzeugt Resident Evil Village aber insgesamt.

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Leider ist das neue Resident Evil mehr Ego-Shooter als Survival-Horror.

Resident Evil Village ist keineswegs ein schlechtes Spiel, aber es ist auch kein großartiges Resident Evil. Wieder einmal scheint Capcom nicht zu verstehen, was Fans an diesem Franchise so sehr lieben. Wenn ich mir die Design-Entscheidungen ansehe, die die Entwickler für das Spiel gewählt haben, dann sehe ich deutlich, wie sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Village macht Spaß und es hat ein paar großartige Momente, doch abseits von der Action bietet es nicht viel, das einen Bezug zur Reihe rechtfertigt. Dass die guten Ansätze, die Resident Evil 7: Biohazard zurückgebracht hat, nicht genutzt werden, ist verschwendetes Potential. Die Tür für weitere Fortsetzungen steht natürlich weit offen, aber wir können nur hoffen, dass Capcom diese Chancen erst dann nutzt, wenn sie wirklich verstanden haben, welcher der richtige Weg für Resident Evil ist.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
überzeugende Präsentation, läuft auf neuen Konsolen gut, einige anständige Momente, solides Gunplay, viele coole Extras.
-
Geschichte ist selbst für Resident-Evil-Verhältnisse absurd, einige Charaktere verhalten sich nicht wie sie selbst, zu viel Action.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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