Die Resident Evil-Reihe hat sich in den letzten Jahren vom Survival-Genre mehr und mehr in Richtung Action entwickelt. Begrenzte Ressourcen und Verwundbarkeit wurden durch Schusswechsel und Explosionen ersetzt. Resident Evil 7: Biohazard kehrt nun zu den Wurzeln der Serie zurück und stellt den Überlebenskampf wieder in den Vordergrund.
Man kann nur schwer über die Geschichte sprechen, ohne Schlüsselmomente preiszugeben - also werde ich nur über Grundsätzliches sprechen. Wir spielen Ethan, einen Normalo, der nach seiner Frau sucht, die seit drei Jahren für tot gehalten wird. Seine Suche führt ihn zum Haus der Baker-Familie. Der Horror beginnt, als er durch den riesigen Komplex schleicht - eine Plantage, die teilweise gut in Schuss, aber an anderen Orten auch baufällig ist und voller Geheimgänge und versteckter Räume. Ethan muss diesen mysteriösen Ort erkunden und noch viel wichtiger - er muss seine Frau finden.
Wer die Demo gezockt hat, kennt die Atmosphäre und weiß, dass die Dunkelheit beim Horror eine wichtige Rolle spielt. Nahezu alle Aspekte des Abenteuers (das in einer einzigen Nacht spielt) sind schwach ausgeleuchtet oder zappenduster - und das steigert die Spannung dramatisch, ohne auf billige Horrortricks zu setzen. Die Schreckmomente sind spärlich gesetzt und bleiben sehr effektiv. Ich bin nicht zimperlich, aber das Spiel hat mich mehr als einmal absolut kalt erwischt. Die meiste Zeit hört man nicht mehr als seine eigenen Schritte - und wenn der Schock kommt, dann spürt man ihn richtig.
Die ersten Stunden dreht sich alles um die Erkundung und man fühlt sich sehr verwundbar, während man versucht, der Baker-Familie aus dem Weg zu gehen. Aber wenn man anfängt, Kräuter, Knarren und Munition einzusammeln, kommt ein klassisches Resident Evil-Feature ins Spiel: das Inventory-Management. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, was man behält und was man wegwerfen will. Immerhin helfen dabei sporadisch verteilte Aufbewahrungskisten.
Manche Gegenstände werden für Puzzle benötig - ein weiterer Resident Evil-Klassiker. Die reichen von offensichtlich bis eigensinnig, man muss oft wieder zurück und alle geheimen Orte erkunden und alle Geheimnisse des Baker-Haushalts auskundschaften. Aber nicht nur das. Es gilt auch, weise zu entscheiden, welche Dinge man nutzt und wann, denn nicht alle Gegenstände können in einem Spieldurchgang aufgenommen werden.
Es mag klischeehaft klingen, aber der Wechsel in die Egoperspektive zieht einen wirklich noch mehr ins Spiel und in den Horror. Türen zu öffnen, ohne zu wissen, was sich dahinter befindet und Gegner, die einen anspringen, sind um einiges effektiver, wenn es wirklich direkt ins Gesicht geht. Und auch wenn viele die klassische Resi-Kameraführung geliebt haben - der Persepektivenwechsel ist eine echte Verbesserung. Das gilt auch für die Kämpfe, die im Vergleich zu den Vorgängern schlichter geworden sind. Die Knarren abzufeuern macht Spaß - ideal, wenn man bedenkt, wie schwer man an Munition kommt. Das Spiel fühlt sich durch die Munitionsknappheit und den realistischen Rückschlag der Waffen nie wie ein Shooter an. So hat man den Eindruck, die Knarren sind Waffen, die man einsetzen muss, um zu überleben, nicht um Gegner niederzumähen. Und es schmerzt wirklich, wenn ein Schuss daneben geht.
Die Story macht Spaß, aber ich wünschte, es wäre mehr davon da. Ich hatte einen Vorsprung, da ich vor ein paar Wochen schon eine Vorabversion gespielt habe, also ging der Anfang schnell. Ich denke, der übliche erste Durchgang dürfte so um die zehn Stunden dauern. Auch wenn die Story gut zusammenkommt - ein paar Extrastunden wären schon nett gewesen, gerade weil sich der Wiederspielwert doch ziemlich in Grenzen hält. Allerdings sieht alles fantastisch aus, die Kombination aus Beleuchtung mit großartiger Grafik erhöht den Horror noch weiter. Das Spiel läuft mit der neuen RE-Engine. Die Umgebungen und Figuren sind sehr detailliert und gut gemacht, die Entwickler setzen Schatten mit großem Effekt ein. In einem Raum ist die einzige Bewegung, die man wahrnimmt, der Schatten eines Deckenventilators am Boden, was einen extrem nervös macht. Kurz gesagt - es sieht großartig aus.
Der Gegensatz zwischen dem Normalen und dem Unbekannten macht es noch ungemütlicher. Es findet sich vieles, was auf eine ganz normale Familie hinweist, aber gemischt mit schrecklichen Gewaltszenen und dem mysteriösen schwarzen Schleim und der Frage, was in diesem Haus passiert und was dieser Familie zugestoßen ist. Und auch wenn all dies großartig aussieht - es gibt auch ein paar optische und technische Ausrutscher. Manchmal poppen die Texturen wild auf, wenn man die Räume wechselt. Und ein verpixelter Türgriff stört die Immersion schon erheblich. Das passiert nicht ständig, aber oft genug, um aufzufallen - gerade weil alles prinzipiell so wunderschön detailliert ist.
Ein weiteres Problem gab es bei einem Bosskampf mit einem Gegner, der an Wänden klettern kann. Ich habe ihn mehrmals an unsichtbaren Wänden hochklettern gesehen. Insgesamt war dieser Kampf nicht besonders gut gemacht und die Kombination aus engen Korridoren mit einem riesigem Gegner hat einfach nicht gut funktioniert. Abgesehen davon gibt es nur kleine technische Mängel, wie die manchmal nicht synchrone Sprachausgabe. Noch auffälliger sind die wirklich langen Ladezeiten, aber von denen gibt es nur zum Glück nur wenige.
Dann wäre da noch die Virtual Reality. Mit dem PSVR-Headset taucht man tief ins Geschehen ein und die Grafik beeindruckt - zumindest auf der PS4 Pro. Die Steuerung funktioniert gut - man bewegt sich mit dem linken Stick und nutzt den rechten Stick, um sich zu drehen. Das Zielen übernimmt man mit dem Headset. Die Option, die Gehgeschwindigkeit individuell anzupassen, ist auch dankbar. Das 3D-Audio ist großartig und jagt einem zusätzlich Angst ein, wenn man hört, wie einem ein Monster in den Nacken haucht. Ich selbst hatte keine Probleme so längere Zeit zu spielen, aber das muss natürlich nicht für jeden gelten.
Mit Resident Evil 7: Biohazard will Capcom die Serie mit neuen, frischen Ideen aufpeppen und dem garnieren, was die Fans kennen und lieben. Am beeindruckendsten ist der atmosphärische Horror, der mit einer tollen Geschichte verknüpft wurde und einen (trotz kleinerer Fehler) von Anfang bis Ende fest im Griff hat - egal ob man mit wenig Munition auf Gegner ballert oder einfach versucht, dem Horror zu entkommen. Ist das die Rückkehr von Resident Evil? Ich denke schon.