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Pokémon Unite

Pokémon Unite

Das neueste Pokémon-Spin-Off erschreckt mit einigen ziemlich gruseligen Mikrotransaktionen.

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Da die Matches nur etwa zehn Minuten lang andauern (oder weniger, wenn ein Team aufgibt), zieht sich die Partie nie unnötig in die Länge.

Neben den Kern-Rollenspielen haben sich in den letzten Jahren immer mehr Free-to-Play-Titel in die Pokémon-Reihe eingeschleust. Da wäre zum einen das super erfolgreiche Pokémon Go, sowie die weniger auffälligen Titel Pokémon Quest und Pokémon Café Mix, die unterschiedlichen Eindruck hinterlassen haben. Der neuste Ableger hört auf den Namen Pokémon Unite, ist ein MOBA, das von der TiMi Studio Group entwickelt wurde (die dem chinesischen Konglomerat Tencent angehören) und es ist letzte Woche auf der Nintendo Switch erschienen. Im September soll es auch für Smartphones erhältlich sein.

Bevor wir uns mit den Mechaniken beschäftigen, will ich hier anmerken, dass ich bisher noch kein MOBA gespielt habe. Ich kann Pokémon Unite also nicht mit Klassikern des Genres, wie Dota 2 oder League of Legends, vergleichen, aber das ist auch gar nicht nötig, da sich die Pokémon-Zielgruppe ohnehin von diesen beiden Platzhirschen unterscheidet. In Pokémon Unite treten zwei Teams bestehend aus jeweils fünf Spielern gegeneinander an und versuchen in zehn Minuten die meisten Punkte zu erzielen.

Um Punkte zu erhalten, müssen wilde Pokémon besiegt werden. Die Menge der Punkte hängt von der Stärke der Gegner ab. Um errungene Punkte einzulösen, müssen die Spieler sie im Tor der Gegner einzahlen. Dieser Vorgang dauert ein paar Sekunden und diese Zeitspanne können Gegner nutzen, um uns mit einem gezielten Angriff davon abzuhalten, gesammelte Punkte einzuzahlen. Wenn wir von ihnen oder wilden Pokémon besiegt werden, lassen wir einige unserer Punkte auf dem Schlachtfeld zurück und wachen nach kurzer Wartezeit wieder in unserer Basis auf.

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Auf dem Spielfeld beginnen die Pokémon in ihrer jeweiligen Grundform. Sammeln sie genug Erfahrung, entwickeln sie sich (sofern möglich) im Laufe des Matches weiter. Jedes Pokémon hat seine eigenen Fähigkeiten: eine normale Attacke, zwei Spezialangriffe und einen starken „Unite-Move". Wenn sich unser Pokémon weiterentwickelt (bzw. eine bestimmte Stufe erreicht), lernt es neue Attacken und ab und zu bekommen wir sogar die Möglichkeit, zwischen zwei Angriffen zu wählen. Das können stärkere Versionen von bereits erlernten Attacken sein oder auch komplett neue Fähigkeiten.

Die Auswahl an Pokémon erstreckt sich über mehrere Generationen. Mit dabei sind viele bekannte Gesichter, wie Pikachu und Glurak, sowie auch einige obskure Pokémon, darunter Castellith oder Cottomi. Jedes Pokémon ist entweder auf Nah- oder Fernkampf spezialisiert und alle gehören einer von fünf Klassen an: All-Rounder, Angreifer, Verteidiger, Unterstützer oder Speedster, die mit eigenen Vor- und Nachteilen auskommen. Castellith ist beispielswese ein Verteidiger und er hält viel aus, aber seine Mobilität und die Angriffe lassen zu wünschen übrig. Bisaflor ist hingegen ein Angreifer mit tollen Offensivwerten, der aber nicht viel aushält.

Derzeit gibt es 20 verschiedene, spielbare Pokémon und weitere werden in Zukunft folgen, da Turtok und Gardevoir beispielsweise bereits bestätigt wurden, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden. Beim ersten Starten des Spiels müssen sich die Spieler durch ein Tutorial arbeiten, das euch mit eurem ersten Pokémon belohnt. Fünf weitere Exemplare (eines für jede Klasse) rotieren im Laufe der Zeit, damit die Spieler mehr von der Aufstellung erleben können. Wollt ihr ein Pokémon dauerhaft spielen können, benötigt ihr die entsprechende Trainer-Lizenz.

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Die Kreaturen weiterzuentwickeln, bzw. neue Tricks zu erlernen, macht Spaß.

Das grundsätzliche Gameplay von Pokémon Unite ist leicht zu verstehen und als ich das Spiel kürzlich gestreamt habe, sind die zwei Stunden wie im Flug vergangen. Mir hat gut gefallen, dass auch Alleingänge belohnt werden, obwohl man natürlich nicht vergessen darf, dass es das eigene Team schwerer hat, fünf gegnerische Spieler gleichzeitig in Schach zu halten. Wenn ihr versucht, hinter die feindlichen Linien zu schleichen, um gesammelte Punkte still und heimlich abzugeben, dann kann es natürlich passieren, dass ihr jemandem vom Gegnerteam in die Arme lauft und all eure Punkte verliert. Umso schöner ist es, wenn so etwas dann doch einmal funktioniert.

Es war klar, dass ein Free-to-Play-Titel nicht ohne Mikrotransaktionen auskommen würde, aber die Dreistigkeit, mit der uns in Pokémon Unite das Geld aus der Tasche gezogen wird, habe ich nicht erwartet. Um ein neues Pokémon freizuschalten, müsst ihr wie gesagt eine Lizenz kaufen, die zwischen 6.000 und 10.000 Goldmünzen kostet. In etwa drei Stunden Spielzeit habe ich um die 6.000 Münzen verdienen können und damit hatte ich gerade genug, um eines der günstigeren Pokémon freizuschalten.

Ihr könnt die Pokémon auch mit echtem Geld kaufen, aber dann wird es teuer. Ein Pokémon für 6.000 Münzen kostet 340 Edelsteine und die können nur in bestimmten Mengen gekauft werden. 245 Edelsteine kosten beispielsweise 4,49 Euro und 490 Edelsteine bekommt ihr für 8,99 Euro. Für 1220 Münzen zahlt ihr direkt 21,99 Euro.

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Und das war ja noch nicht mal alles, denn ab Level 8 könnt ihr Gegenstände, die eure Werte verändern, aufwerten. Wer richtig viel zahlen will, kann diese Items insgesamt 29-mal verbessern und somit erhebliche Vorteile im Spiel bekommen. Eines der Items erhöht beispielsweise die Chance auf kritische Treffer. Auf Level 1 steigert der besagte Gegenstand die Wahrscheinlichkeit nur um 0,4 Prozent, doch auf Level 20 sind es schon 4 Prozent. Das ist immer noch nicht viel, aber in der Gesamtwertung macht es einen merklichen Unterschied aus.

Mit einem Battle Pass, den täglichen Login-Boni und kosmetischen Gegenständen hätte ich mich schon abfinden können, aber so ist man eindeutig im Nachteil, wenn man nicht bereit ist, tief in die Tasche zu greifen. Natürlich könnt ihr die Item-Enhancer auch mit Spielwährung kaufen, aber das dauert wie gesagt eine kleine Ewigkeit und lohnt sich kaum. Ich hoffe wirklich, dass Tencent den Grind für mehr Chancengleichheit verkürzt oder die entsprechenden Mechaniken gänzlich streicht.

Hinter den unverschämten Pay-to-Win-Mikrotransaktionen von Pokémon Unite versteckt sich ein sehr zugängliches MOBA, das vom düsteren Monetarisierungsmodell leider komplett überschattet wird. Unite bietet Kreaturen aus der 25-jährigen Pokémon-Geschichte und das Team-Gameplay ist ebenfalls gelungen. Doch leider werden die Spieler, die am tiefsten in die Tasche greifen, auf dem Schlachtfeld den meisten Spaß haben, denn der reguläre Grind kostet einfach unglaublich viel Zeit.

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Live-Service-Elemente bieten sich für solch ein Spiel an, doch teure Mikrotransaktionen, die Vorteile beim Gameplay gewähren, zerstören das Spielerlebnis.
05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
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Alleingänge und Teamplay werden belohnt, verschiedene Pokémon sind spielbar, sogar für MOBA-Neulinge zugänglich.
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Freischalten neuer Pokémon ist mit großem Aufwand verbunden, gieriges Bezahlmodell, Pay-to-Win-Mechaniken.
overall score
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