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Pokémon Picross

Pokémon Picross

Nintendo experimentiert weiter mit dem Free-to-Play-Modell. In dem Puzzle-Spiel kann man sich nun sogar von der lästigen Bremse freikaufen.

Nintendo kommt offenbar inzwischen auf den Geschmack von Free-to-Play. Pokémon Picross ist bereits das dritte Spiel des Herstellers innerhalb eines Jahres, das mit entsprechenden Mechaniken ausgestattet ist und kostenlos angeboten wird. Erhältlich sind bereits Pokémon Shuffle und Pokémon Rumble World. Das Konzept bleibt auch in diesem Fall das gleiche. Wir müssen keinen Cent bezahlen, um spielen zu können. Allerdings bremst uns das Spiel immer wieder aus und animiert uns auf diese Weise, Geld zu investieren.

Ich hatte bereits in meiner Kritik zu Pokémon Shuffle angemerkt, warum ich so große Probleme mit diesem Modell habe. Das Spiel sorgt beständig für Frust, weil die Beschränkungen so massiv sind, dass man fast genötigt wird, entweder Geld zu investieren oder das Spiel links liegen zu lassen. Besonders ärgerlich ist dies vor dem Hintergrund, dass es sich bei Pokémon um eine Marke handelt, die sich vor allem an Kinder richtet. Auch Pokémon Picross fällt wieder durch ganz ähnliche Muster.

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Pokémon PicrossPokémon Picross
Das grundsätzliche Prinzip bleibt gleich und wir müssen ein Spielfeld nach und nach anhand von Zahlen am Rand ausfüllen.

Ich bin ein wirklich großer Fan von Picross-Spielen. Ich habe mir als Jugendlicher bereits regelmäßig Logik-Zeitschriften gekauft, in denen solche Spiele enthalten waren. Mario's Picross auf dem Game Boy gehört zu meinen Lieblingsspielen. Und natürlich besitze ich auch alle sechs Titel der Picross e-Reihe, die digital für den 3DS zu haben sind. Entsprechend groß war die Vorfreude auf Pokémon Picross. Das hat weniger mit Pokémon im Speziellen zu tun, sondern vielmehr damit, dass der Titel ein paar interessante Spielmechaniken bietet.

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Das grundsätzliche Prinzip bleibt gleich und wir müssen ein Spielfeld nach und nach anhand von Zahlen am Rand ausfüllen. Es gibt zwei Varianten, das normale Picross und das etwas anspruchsvolle Mega Picross. Wie das funktioniert habe ich unter anderem hier in der Kritik zu Picross e4 schon einmal erklärt. Neu ist die Integration von Pokémon, die uns beim Lösen der Rätsel helfen können. Es gibt zwölf verschiedene Fähigkeiten, die sich mit unterschiedlicher Stärke auf das Geschehen auswirken.

Eine Fähigkeit nennt sich beispielsweise Blaukraft, die uns Tipps gibt, an welcher Stelle wir Kästchen sicher ausfüllen können. Es gibt verschiedene Bomben, die automatisiert etwa vertikal oder horizontal einen Teil der Fläche ausfüllen und so helfen. Praktisch ist auch die Autokorrektur, die automatisch Fehler korrigiert. Ähnlich funktioniert der Hyperscan, der das Spielfeld bei Einsatz auf Fehler abtastet und automatisch korrigiert. Und weil wir auf Zeit spielen, sind die beiden Fähigkeiten Zeitbremse und Zeitstopper ebenfalls praktisch.

Pokémon PicrossPokémon Picross
Es gibt über 300 Pokémon im Spiel, die jeweils eine von zwölf Fähigkeiten in unterschiedlicher Stärke beherrschen.

Einfache Pokémon haben nur schwach ausgebildete Fähigkeiten. Wir können sie nur in kleinen Picross-Rätseln einsetzen oder sie jeweilige Kraft hält nicht lange an und wirkt sich nur auf eine kleine Fläche aus. Außerdem gibt es immer auch verschiedene Missionen, die bestimmte Pokémon oder bestimmte Fähigkeiten ausschließen. Dadurch kommt es zu einem regen Wechsel der kleinen Monster, auch wenn wir natürlich bestimmte Favoriten haben. Außerdem haben die meisten nach einem Einsatz eine Erholungszeit.

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Meine Angst war anfangs, dass durch die Fähigkeiten das Spiel zu einfach wird. Die strenge Zeitvorgabe aber macht es manchmal unmöglich eine Aufgabe ohne diese Hilfsmittel zu erfüllen. Pokémon Picross spielt sich diesbezüglich also einfach etwas anders als andere Picross-Titel. Die Spielmechanik mit den Fähigkeiten ist eine wirklich willkommene Abwechslung. Man lernt noch schneller das Puzzle zu überschauen, um Felder auszufüllen. Während beim Einstieg die verpflichtende Einführung für mich noch etwas lästig war, konnte ich selbst als erfahrener Spieler später noch etwas Lernen.

Das Spiel ist übrigens so aufgebaut, dass wir uns auf Routen von Gebiet zu Gebiet durchschlagen. Das ist ein bisschen der Idee der Rollenspiele nachempfunden. Auf jeder Route gibt es verschiedene Pokémon, die durch das Lösen der entsprechenden Puzzle eingefangen und damit eingesetzt werden können. Wir könnten eine wirklich schöne Zeit mit dem Spiel haben, wenn da nicht die Free-to-Play-Mechaniken wären, die ohne Geldspritze die Erfahrung zur Qual werden lassen.

Pokémon PicrossPokémon Picross
Das jeweilige Picross-Rätsel ist immer auch ein Bild von dem Pokémon, das wir freischalten.

Zunächst einmal gibt es die Währung Picroit. Die brauchen wir, um neue Gebiete freizuschalten. Sie ist nötig, um den Zugang zu alternativen Welt und damit den Mega-Picross zu bekommen. Außerdem sind in der normalen Welt einige Rätsel hinter einer weiteren Barriere versteckt, für die wir einen Mega-Stift brauchen. Der kostet 500 Picroit, was umgerechnet zwischen drei und vier Euro sind. Dafür bekommen wir 48 Rätsel. Für Picroit können wir Team-Plätze freischalten, um bis zu fünf Pokémon mitzunehmen. Außerdem lässt sie die P-Leiste erweitern. Auch das kostet.

Die P-Leiste ist übrigens jene Leiste, die uns anzeigt, wie viele Kästchen wir wir in einem Puzzle markieren dürfen. Die Leiste beginnt mit 100 und wird aber in der Einführung auf 200 erweitert. Damit lassen sich alle Rätsel lösen. Weil sich pro Minute aber nur ein Punkt in der Leiste regeneriert, kann es sein, dass wir vielleicht sehr lange warten müssen, bis wir das nächste Puzzle angehen können. Ist die Leiste voll ausgebaut, haben wir unendlich viel davon zur Verfügung. Aber das kostet auch ordentlich. Etwa fünf bis sechs Euro sind dafür fällig.

Nun können wir über die Tagesaufgabe mit zufällig generierten Rätseln auch Picroit verdienen. Das sind aber lächerlich wenig, nämlich maximal 13 jeden Tag. Man müsste wahrscheinlich länger als ein Jahr jeden Tag spielen, um Pokémon Picross wirklich kostenlos zu spielen. Tatsächlich verführt uns das Spiel aber dazu, Geld zu investieren. Und das war schon bei Pokémon Shuffle ein wirklich großer Kritikpunkt. Das Spiel ist nicht darauf ausgelegt, es kostenlos zu spielen. Vielmehr wird uns gezeigt, dass dieses Geschäftsmodell eigentlich Humbug ist.

Pokémon Picross
Das Spiel selbst macht viel Spaß, aber die Free-to-Play-Mechanismen sind lästig. Zum Glück können wir es auch kaufen.

Wer direkt weiß, dass er auf das Warten keine Lust hat, kann übrigens für 30 Euro den Free-to-Play-Mechanismus deaktivieren. Dann stehen uns unendlich Picroit zur Verfügung und wir brauchen uns keine Gedanken mehr zu machen. Die Kosten sind also diesmal gedeckelt. Bei der Picross e-Reihe gibt es aber etwas mehr für das Geld, dafür fehlen die interessanten Neuerungen. Ob Pokémon und die damit verbundenen Mechanismen ihr Geld wert sind, muss jeder selbst entscheiden. Da Pokémon Picross zunächst kostenlos ist, steht es aber immerhin jedem frei sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen.

Wer versucht, es kostenlos zu spielen, sollte beachten, dass eine frühes Erweitern der Energieleiste nur unnötige Kosten sind. Wir brauchen die Picroit dringender zum Freischalten der Gebiete. Ein bis zwei Puzzle pro Tag zu lösen reicht völlig aus. Wenn uns die Energie während eines Puzzles ausgeht, können wir pausieren und später weiterspielen, wenn die Leiste sich regeneriert hat. Auch das Erweitern der Team-Plätze sollte erst später vorgenommen werden. Die Alternative Welt kostet übrigens 300 Picroit, aber wir können dort keine verdienen. Ist also zunächst auch unnötig.

Pokémon Picross ist im Grunde ein wirklich tolles Spiel. Es ist das beste der Reihe. Für jedes Pokémon gibt es verschiedene Missionen, die den Anspruch erhöhen. Die verschiedenen Pokémon machen die Erfahrung abwechslungsreich und es gibt über 600 Puzzle zu lösen. Es könnte ohne die Free-to-Play-Mechaniken wahrscheinlich sogar noch etwas besser sein. Wer die kleinen Monster und Picross mag, wird trotzdem viel Freude damit haben. Nur als Free-to-Play-Titel macht Pokémon Picross wirklich keinen Spaß. Wer sich das Spiel herunterlädt und ausprobiert, sollte irgendwann überlegen, ob er die insgesamt 30 Euro investieren möchte, oder nicht. Alles andere ist albern.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Fähigkeiten verändern das Lösen der Rätsel, Zeitvorgabe und Missionen erhöhen den Anspruch, über 600 Rätsel
-
nervige Free-to-Play-Mechanismen bremsen viel zu stark aus.
overall score
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