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Metal Gear Solid V: Ground Zeroes

Metal Gear Solid V: Ground Zeroes

Spielt sich toll, ist leider viel zu kurz - so lässt sich vereinfacht zusammenfassen, was Konami den Fans vom neuen Metal Gear Solid als leckeren Appetithappen servieren.

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Tolle Demo, klasse Spiel. Und trotzdem: Metal Gear Solid V: Ground Zeroes heizt - und das völlig zu Recht - die Diskussionen rund um das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Spielen an. Besonders heiß her ging es, als Konami enthüllte, dass man für die Demo fast einen Vollpreis verlangen würde, obwohl man die Spielzeit kaum mit mehreren Stunden beziffern kann. Die Frage war: Wer gibt 40 Euro für eine Demo aus?

Die Länge eines Spiels ist heutzutage oft ein kritischer Punkt, besonders in Bezug auf die Spielerfahrung. Journey zum Beispiel kann locker innerhalb von zwei Stunden beendet werden. Trotzdem ist es gefühlt am Ende jeden Cent wert gewesen. Gleiches gilt für Limbo. Immerhin aber kosteten beide Titel etwa 15 Euro, zum Release. Mit einer kurzen Spielzeit ist eben meist, egal ob Indie-Titel oder nicht, die Erwartung an einen geringeren Preis verbunden. Die Reaktion der Community war offenbar deutlich genug, sodass der Verkaufspreis von Metal Gear Solid V: Ground Zeroes auf 29,99 Euro gesenkt wurde für die einen Zehner teureren Next-Gen-Versionen. Aber: Ist es trotzdem noch zu teuer?

Es handelt sich hier um den Prolog zum Hauptspiel Metal Gear Solid V: The Phantom Pain. Es stellt die Spielmechaniken vor sowie den Helden Naked Snake, der jetzt Big Boss heißt. Außerdem liefert das Game erste Hinweise auf die große Story. Da bereits Figuren aus dem PSP-Ableger Metal Gear Solid: Peace Walker auftauchen, werden die Storylücken mit einem kurzen Text geschlossen. Bei dem Ausmaß der Story ist das eine stark vereinfachte Darstellung der ganzen Wendungen, die das Franchise in mittlerweile drei Jahrzehnten genommen hat. Trotzdem ist es ein guter Einstieg für Serien-Neulinge.

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Metal Gear Solid V: Ground ZeroesMetal Gear Solid V: Ground Zeroes
Jede Mission kann in zwei Schwierigkeitsstufen absolviert werden, inklusive Bestenliste.

Das neue Metal Gear Solid dreht sich um eine Mission, bei der zwei Gefangene befreit werden sollen, die auf einer kubanischen Militärbasis festgehalten werden. Den ersten zehn Minuten Zwischensequenzen, wie immer in feinster Hollywood-Manier und ein Markenzeichen Kojimas, folgen zehn Minuten, in denen die grundlegenden Mechaniken erklärt werden. Danach sind wir ganz auf uns gestellt und müssen unsere Ziele aufspüren.

Was man sieht, bekommt man auch: Wir erkunden eine echte, noch kleine Sandbox-Welt. Es gibt das Hauptgebäude, Landeplätze, Panzer und eine Untergrundbasis im Norden. Zwischen uns und letzterer liegen ein paar Camps, Lagerhallen, Straßen und Außengefängnisse. Eine riesige Klippe. Eine Brücke. Und jede Menge Versteckmöglichkeiten. Nach Abschluss der Hauptstory werden weitere Nebenmissionen freigeschaltet. Die spielen alle auf derselben Militärbasis, liefern aber verschiedenen Aufgaben und spielen zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten. Schnell kennen wir die Basis besser als den eigenen Supermarkt.

Kojima Productions tut alles dafür, dass wir immer wieder kommen. Jede Mission kann in zwei Schwierigkeitsstufen absolviert werden, inklusive Bestenliste. Das Ranking wird durch mehrere Faktoren bestimmt: Die Zeit, die wir bis zum Abschluss gebraucht haben oder wie oft und lange wir gesehen wurden. Ob nun gewollt oder nicht, die Kürze der Spielzeit liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber wie bei allen vorherigen MGS-Demos gehen wir auch hier bis an die Grenze, um zu sehen, was wir uns alles erlauben können. Und das beschäftigt einen viele Stunden. Als Fan der Serie und ihres Erschaffers bekommt man in jedem Fall Lust, zu experimentieren und zu erforschen, was es alles Neues gibt.

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Metal Gear Solid V: Ground Zeroes
Unschädlich gemachte Wachen können jetzt getragen werden. Schießen geht dann aber immer noch. Toll: Gleichzeitig dienen die leblosen Körper als Schutzschilde.

Metal Gear Solid V: Ground Zeroes fühlt sich wie eine Rückbesinnung zum alten Schleichen an. Gleichzeitig werden schlau neue Ideen implementiert, die das Sneaken zeitgemäß machen. In Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots hatte man das Gefühl, dass die Tastenbelegung des PS3-Controllers wie ein Buch war, das es auswendig zu lernen galt. Das neue Spiel schließt eher an die simple Kunst der Grundsteuerung an. Das Gameplay folgt einem natürlichen Flow. Von Schleichen über Nahkampf zum Schießen aus der Egoperspektive bis hin zur Deckung aus der Third-Person-Perspektive - alles klappt ganz intuitiv.

Unschädlich gemachte Wachen können jetzt getragen werden. Schießen geht dann aber immer noch. Toll: Gleichzeitig dienen die leblosen Körper als Schutzschilde. Über das Steuerkreuz werden die Gadgets und Waffen erreicht. Auch neu: Wer sich an Wände lehnt, kann per Knopfdruck um die Ecke schauen. Es ist nicht überwältigend, aber wir fühlen uns wie ein echter Badass. Eben genau so, wie das bei einem gealterten, erfahrenen Kriegsveteranen sein sollte. Schnell hat man sich an die unterschiedlichen Fähigkeiten gewöhnt und Wachen werden umkreist, als wäre das nie anderes gelaufen.

Der neue Stealth-Ansatz funktioniert gut, obwohl alles insgesamt echt zu leicht ist. Der neue Reflex-Modus, bei dem die Zeit verlangsamt wird, sobald wir entdeckt werden, ist ebenso abschaltbar wie alle weiteren Spielhilfen. Mithilfe des Fernglases zoomen wir an Gegner heran, die dann mit einem roten Symbol versehen werden, welches ihren Standort angibt. Droht die Gefahr eines Alarms, werden wir schnell darauf hingewiesen. Damit sind wir nicht länger gezwungen, auf die Mini-Map zu schauen. Die finden wir deshalb ohnehin nur im Untermenü. Die Konzentration liegt jetzt vollkommen auf der Aktion bzw. der Interaktion direkt vor uns.

Metal Gear Solid V: Ground Zeroes
Abgesehen von Nebenmissionen und Ranglisten ist Metal Gear Solid V: Ground Zeroes eher von der Größe eines Spiels, das wir als Bonus zu einem Vollpreistitel dazu nehmen würden.

Das ist tolles Gameplay und gibt uns schon mal ein gutes Gefühl für Metal Gear Solid V: The Phantom Pain. Die Zwischensequenzen wurden auf ein Minimum heruntergeschraubt. Die Geschichte dreht sich weniger um die höheren Ziele und Theorien des Krieges. Vielmehr steht der ganz reale Horror im Vordergrund. Sammelbare Audio-Logs und Info-Missionen sind kurz und auf den Punkt gebracht. Die Nebenmissionen funktionieren trotz des immer gleichen Gebietes toll und lassen die Basis in immer neuem Licht erscheinen. Kiefer Sutherland in seinem Debüt als Stimme von Big Boss im englischen Original macht seine Arbeit ebenfalls gut. Naked Snake ist im Grunde Jack Bauer aus der TV-Serie 24, nur 15 Jahre später, wenn man so will.

Trotzdem: Da ist immer noch das Problem mit dem Preis. Abgesehen von Nebenmissionen und Ranglisten ist Metal Gear Solid V: Ground Zeroes eher von der Größe eines Spiels, das wir als Bonus zu einem Vollpreistitel dazu nehmen würden. Wie es eben bei der Demo zu Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty war, die es als kostenlose Beigabe zu Zone of Enders gab.

Der Preis wurde zwar mittlerweile runtergesetzt und die Spielerfahrung ist ohne Frage wirklich toll. Aber es fehlt schlicht mehr Inhalt, oder der Preis müsste eben noch weiter runter. Man verpasst jedenfalls nicht viel, wenn man diese Demo auslässt und stattdessen auf The Phantom Pain wartet. Außerdem muss man dann nicht so lange auf eine Auflösung warten, denn der Cliffhanger am Ende von Metal Gear Solid V: Ground Zeroes hat es ganz schön in sich.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Stealth-Spielmechaniken sind top, nicht zu viele Zwischensequenzen, nette Nebenmissionen
-
viel zu kurz!
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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KRITIK. Von Gillen McAllister

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