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MAG: Massive Action Game

MAG: Massive Action Game

Sony ruft zum Kampf mit ungeahnten Ausmaßen. MAG, das Massive Action Game wie es sich auch nennt, bietet Schlachten für bis zu 256 Spieler. Wir haben einen Rekruten in den Krieg geschickt.

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Vor fast zehn Jahren, da spielte jeder Egoshooter auf dem PC. Doch dann kam die Xbox und machte das vorherige Exklusivgenre auch auf den Konsolen populär. Halo sei Dank. Aber mittlerweile hat auch die Playstation-Front zugelegt: Resistance 2 und Killzone 2 sind zwei durch und durch hochkarätige Ballermänner, die manchen PC-Spieler neidisch dreinblicken lassen. Mit MAG: Massive Action Game steht jetzt auch noch ein reiner Multiplayer-Titel für die PS3 in den Startlöchern, der den Anspruch hat, ganz neue Maßstäbe zu setzen.

So dämlich der Name des Spiels auch klingen mag (danach kommt dann übrigens Massive Super Mega Ultra Action Game), so beschreibt er doch ganz genau das, was uns am Ende erwartet. Ganz viel Action nämlich. Und zwar massive Action. Bisherige Shooter bieten oft maximal 32 Spielern die Möglichkeit, gleichzeitig eine Runde zu spielen. Selbst das legendäre Joint Operations: Typhoon Rising unterstütze "nur" 150 Spieler, als es 2004 erschien. Wobei: Später wurden auch 250-Spieler-Partien erfolgreich getestet. Trotzdem, wirklich hohe Spielerzahlen sind bei Shootern, sofern man nicht auf Planetside als MMOFPS zurückgreifen möchte, bisher eher selten geblieben.

Genau da setzt MAG: Massive Action Game an. Es will mehr bieten. Schon vorab war bekannt, wie viele Shooterfans gleichzeitig an einer einzigen Schlacht teilnehmen sollten: Bis zu 256 Spieler sollten für ein waschechtes Kriegsgefühl sorgen. Dass dabei natürlich nicht alle Leute an der gleichen Front kämpfen, sollte klar sein. Das wäre auch reichlich unübersichtlich geworden und es hätte mit großer Wahrscheinlichkeit in einem riesigen Kuddelmuddel geendet. Doch bevor es soweit ist, dass man mit allen 256 Kämpfern spielen darf, muss man sich erst einmal seine Lorbeeren verdienen.

MAG: Massive Action Game
Bis zu 256 Spieler können sich in MAG beharken. Los geht' aber gemächlich mit 64.
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Gesagt, getan. Ich versuche mich also im handelsüblichen Teamdeathmatch. Da nehmen dann aber nur 63 weitere Soldaten teil, wobei selbst das für einen Konsolenshooter eine stattliche Zahl ist. Das Teamdeathmatch dient quasi als eine Art Training. Hier dürfen wir uns in aller Ruhe austoben und erste Abschüsse sammeln. Außerdem eignet sich der Modus dazu, die Waffen ausgiebig auszutesten. Zumal hier noch nicht allzu viel Teamwork gefordert wird. Später im Spiel ändert sich das dann allerdings schlagartig, dazu später mehr.

Ein weiterer Modus, der mit 64 Kriegern bestritten wird, hört auf den Namen Sabotage. Auch hier verrät der Name viel über den zu erwartenden Inhalt. So gibt es zwei Teams. Ein Team verteidigt. Ein Team greift an. Das Angreiferteam muss dabei zwei Satellitenstationen einnehmen und ein drittes Ziel mit Sprengkraft vernichten. Mission erledigt. Das Verteidigerteam muss natürlich versuchen, die Angreifer mit allen Mitteln zu stoppen.

Ganz ohne Teamwork funktioniert ein gezielter Angriff übrigens nicht. Aber wie schafft man es, da Ordnung in die Schlacht zu bringen? Ganz einfach, die Entwickler haben bei MAG: Massive Action Game ein ausgeklügeltes Squad-System eingeführt. Acht Freunde bilden ein Squad, vier Squads wiederum sind ein Platoon und - sofern man jetzt den größten Maßstab zur Hand nimmt - vier Platoons verkörpern ein Team. Was ich damit sagen will: Es gibt so etwas wie eine Befehlshierarchie.

Und wenn ihr mir einen Gefallen tun wollt, bitte haltet sie ein. Kein Mensch braucht Einzelgänger in einem Teamshooter. Nur dummerweise haben sich auch in MAG: Massive Action Game bereits die altbekannten Statistikhuren eingeschlichen, die auf das höhere Ziel pfeifen. Theoretisch funktioniert das System aber ziemlich gut. Wie gesagt, lediglich die Ausreißer nerven. Denen wird aber in der Regel auch von den eigenen Kameraden ordentlich auf die Mütze gegeben und ins Gewissen geredet.

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MAG: Massive Action Game
Teamarbeit ist alles in dem Megashooter, der nichts für Einzelkämpfer ist.

Nach der Sabotage kommt die Übernahme an die Reihe. Hier wird das Actionspiel dann auch gleich massiver. Hier streiten 128 Söldner um Ruhm und Ehre. Eigentlich, ja eigentlich ist dieser Modus relativ simpel gehalten. In der Theorie funktioniert das Ganze so: Es gibt zwei gegnerische Fahrzeuge, die gestohlen und verteidigt werden müssen. Viel zu simpel, dachte ich zunächst. Ein Trugschluss. Der Weg zu den Fahrzeugen ist mit brachialen Hindernissen vollgestopft. Von Selbstschussanlagen über Bunker bis hin zu Truppentransportern wird man quasi an jeder Ecke erschossen, bis die Orientierung hergestellt ist. Anfänger sind nun mal Frischfleisch und Frischfleisch ist leichte Beute.

Wer sich mit Übernahme vertraut gemacht hat, darf später am gigantischsten Modus des Spiels teilnehmen: Herrschaft. Und einmal mehr: Der Name sagt, worum es geht. Endlich ist es soweit. Endlich geht es mit 255 anderen Spielern in den Krieg. Zugleich ist der Herrschafts-Modus der umfangreichste und komplexeste. Wer hier den einsamen Wolf mimt, der wird gnadenlos zusammengeschossen. Hier kommt es nämlich auf jedes einzelne Squad an. Da muss jeder Soldat mithelfen. Ein Team greift an, ein Team verteidigt. Wie gehabt. Nur das Schlachtfeld ist größer. Viel größer.

Das Angreiferteam muss Außenstationen einnehmen, zerstören und langsam vorrücken, um schließlich in der Mitte der Karte die Schlacht zu entscheiden. Hier kommt es auf Taktik an: Platoon-Kommandanten können Einheiten von anderen Platoons anfordern, um den Druck an einer bestimmten Stelle des Krisengebiets zu erhöhen. Auch bei einem Versuch, durchzubrechen ist so ein Vorgehen ratsam. Interessanter Aspekt: Ganz perfekt scheint das Balancing noch nicht zu sein. Die Verteidiger haben es in der Regel leichter. Aber gut, so ein umfangreiches Spiel braucht auch nach der Veröffentlichung immer noch Feintuning.

MAG: Massive Action Game
Die Grafik ist häufig grau in grau und zählt nicht zu den Stärken von MAG.

Taktiken und Vorgehen mögen individuell sein, für alle gleich ist jedoch das Erfahrungssystem. Am Herrschaft-Modus darf nur teilnehmen, wer ein höheres Level als acht hat. Vorher muss die nötige Erfahrung erspielt werden. Squad-Leader müssen mindestens Level 15 sein und wer gleich das gesamte Team anführen möchte, der braucht auch noch gesonderte Anführer-Punkte. So wird gewährleistet, dass nur jene Spieler die Kontrolle erlangen, die auch mit dem Spiel und seiner Mechanik vertraut sind. Was natürlich nicht sicherstellt, dass am Ende doch einmal eine der erwähnten Statistikhuren die Kontrolle übernimmt. Während meiner Zeit als virtueller Soldat passierte das aber zum Glück nur selten.

Neben Schlüsselpositionen dienen die Erfahrungspunkte aber auch dem eigenen Charakter. Der wird mit jedem Stufenaufstieg immer besser. So kann beispielsweise ein Allround-Talent geschaffen werden, der Charakter entwickelt sich in Richtung Medizinmann oder wird der perfekte Techniker. Die Möglichkeiten sind zahlreich. Außerdem werden gerne auch mal neue Waffen freigeschaltet. Was aber nicht heißt, dass nicht auch absolute Anfänger einem erfahrenen Haudegen das Leben nehmen können.

Mit all den Möglichkeiten Erfahrungspunkte zu kassieren und mit den vielen taktischen Anwendungsbereichen bietet MAG: Massive Action Game Spielspaß für viele Stunden. Interessant ist dabei, dass der Titel auch über eine waschechte Geschichte verfügt. Die erklärt, weshalb da eigentlich so ein gigantischer Krieg im Gange ist. Angesiedelt ist das Geschehen nach dem dritten Weltkrieg, als der so genannte Schattenkrieg tobt. Der wird komplett von Söldnern ausgetragen.

MAG: Massive Action Game
Söldner aus den drei Privatarmeen S.V.E.R., Raven und Valor kämpfen in MAG.

S.V.E.R. ist eine der Privatarmeen. Ihre Söldner kämpfen meist für Indien, Russland und China und verdienen sich so ihren Lebensunterhalt. Dagegen repräsentiert Valor die USA und England. Dann gibt es noch Raven, die für Deutschland, Schweiz und Österreich zu Felde ziehen. Egal, für welche Partei man sich entscheidet: Es gibt Vor- und Nachteile. Noch sind die drei Gruppierungen nicht perfekt ausgeglichen, doch die Kämpfe sind in den meisten Fällen relativ fair. Die Story ist zwar nicht preisverdächtig (außer vielleicht bei der Goldenen Himbeere), doch als Rahmenhandlung durchaus zu gebrauchen. Am Ende kommt es so oder so nur auf Action und Taktik an. Und davon bietet das Spiel zum Glück eine ganze Menge.

Technisch präsentiert sich MAG: Massive Action Game etwas schlicht. Ein Grau in Grau. Ein Braun in Braun. Die Technik im Hintergrund ist durchaus mächtig, doch wirkt die Spielwelt oft trist und etwas öde. Auch das Kantenflimmern strengt auf Dauer ein bisschen die Augen an. Killzone 2 oder Battlefield: Bad Company 2 haben bei der Optik ganz klar sie Nase vorn. Dafür punktet der neue Titel der Socom-Macher bei der Anzahl der möglichen Spieler. Bei der Vertonung verhält es sich ähnlich wie bei der Grafik. Auch hier haben die Macher keine Glanzleistung abgeliefert und gerade die Effekte klingen ein wenig platt. Und die Bedienung? Nun ja. Auch die ist etwas überfrachtet. Doch insgesamt lässt sich das Spiel, nach einiger Eingewöhnungszeit, gut spielen.

Das, was MAG: Massive Action Game am Ende aus der Masse hervorhebt, ist die Tatsache, dass es Teamplay konsequent belohnt. Wer im Team spielt, der steigt schneller auf und bekommt immer mehr Möglichkeiten an die Hand. Wer sich bei einer leicht veraltet wirkenden Technik nicht gleich übergeben muss und mal einen Krieg erleben möchte, der atmosphärisch tatsächlich "echt" wirkt und am Ende auch noch über eine PS3 verfügt, der, ja der sollte sich diesen Titel definitiv zulegen. Denn MAG hat es in sich, man muss ihm nur eine Chance einräumen. Dann wird man ausgiebig belohnt. Und zwar mit einem guten Shooter, der vielleicht nicht gerade die Neuheit überhaupt ist, dafür aber viel Tiefgang überzeugt.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
256 Spieler, Teamplay zahlt sich aus
-
Technisch etwas altbacken, Steuerung ein wenig hakelig.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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