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Cyberpunk 2077

Lohnt es sich aktuell, Cyberpunk 2077 auf der Xbox Series X zu spielen?

Magnus hat Spielversion 1.06 abgewartet, um sich auf die Straßen von Night City zu begeben. Nun ist er bereit, euch seine Gedanken mitzuteilen.

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Cyberpunk 2077 war eines der am meisten gehypten Spiele der jüngeren Vergangenheit, doch die Veröffentlichung endete mit einem Skandal. Das Videospiel war furchtbar kaputt und ging in einem Shitstorm verärgerter Fans unter. Selbst die Investoren haben sich gegen CD Projekt Red gewendet, denn das große Sci-Fi-Rollenspiel hat eine waschechte Bruchlandung hingelegt.

Unsere Kritik und die dazugehörige Wertung habt ihr sicher bereits gesehen, auch die Umstände, unter denen diese Arbeit entstanden ist, haben wir offen kommuniziert. Insgesamt sind sich wohl fast alle einig, dass Cyberpunk eine packende Geschichte in einer faszinierenden Metropole erzählt. Einige schwache und unausgegorene Gameplay-Systeme, sowie die immense Menge an technischen Problemen ruinieren die Erfahrung allerdings.

CD Projekt Red hat schnell mehrere Hotfixes nachgelegt und arbeitet bereits an zwei weiteren Updates, die in den kommenden Monaten erscheinen sollen. Wenn ihr momentan auf den Konsolen oder am PC spielen wollt, dann solltet ihr unbedingt Spielversion 1.06 installieren, denn der zusätzliche Code umgeht die schlimmsten Fehler und Performance-Probleme bereits. Trotzdem ist das Spiel immer noch in einem höchst fragwürdigen Zustand.

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Die Interaktion mit NPCs überrascht einen immer wieder.

Nachdem die Feiertage an uns allen vorübergegangen sind und der Alltag wieder Einzug erhalten hat, wollte ich mir Cyberpunk 2077 mit dem oben genannten Hotfix auf meiner Xbox Series X anschauen. Ich habe die ganz schlimme Anfangsphase bewusst abgewartet, um meinen ersten Ausflug nach Night City zu starten, sobald die furchtbarsten Spielfehler behoben waren.

In über 35 Stunden sind mir eigentlich keine nennenswerten, technischen Probleme aufgefallen, die meinen Spielfortschritt irgendwie negativ behindert hätten. Es war die Rede von explodierenden Fahrzeugen und NPCs, die nicht mehr reagieren, aber mir ist etwas Derartiges zum Glück nicht zugestoßen.

Aber leider war es das auch schon fast mit meinen positiven Eindrücken zum derzeitigen Zustand des Spiels. Obwohl die schlimmsten Fehler mittlerweile behoben wurden, befindet sich das Spiel auf der Series X noch längst nicht in einem vorzeigewürdigen Zustand - egal ob im Performance- oder im Qualitäts-Spielmodus.

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Verdrehte Körper sind eine Sache, aber wollt ihr wirklich wissen, was in diesen Tüten auf euch wartet?

Das liegt vor allem am Gameplay, das sich für mich von Anfang bis Ende einfach minderwertig anfühlt. Diese Kritik bringe ich häufig und da ihr mich auf der deutschen Gamereactor-Webseite nicht allzu oft lest, sollte ich ein wenig Kontext geben. Ich beziehe mich hierbei explizit auf die fehlende Verbindung zwischen den Charakteren und ihrer Umgebung. Genau wie in Skyrim und Fallout 4 wirkt unser Charakter V ein wenig künstlich, so als gäbe es keine physische Verbindung zwischen ihr/ihm und dem Rest dieser Welt. Obwohl die Gegenstände in der Umgebung verankert sind, ist die Interaktion der Spieler davon losgelöst.

Zudem ist die Framerate uneinheitlich und dadurch wird man immer wieder aus dem Geschehen gerissen. Auf der leistungsstarken Microsoft-Konsole haben wir den Performance-Modus, der 60 Bilder pro Sekunde anpeilt und ein wenig stabiler läuft, obwohl die Leistung stellenweise trotzdem einbricht. Das ganze Spiel wirkt wie ein Handy, das zu lange in der Kälte gelegen ist und sich jetzt abmüht, die vielen Pixel über den Bildschirm zu schieben.

Der Titel hat außerdem Probleme mit Texturen und Pop-Ins. Ganze Modelle verschwinden und laden wieder nach, wenn sich der Kamerawinkel ändert oder wir den Fokus auf etwas anderes richten. Es gibt keinen einzigen Bereich, in dem das Spiel technisch brilliert und das ist nach dieser sehr langen Entwicklungszeit schon auffällig und wirft Fragen auf.

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Bewegliche Objekte in Night City halten sich nicht an die Regeln der Physik. Autos trifft es besonders schlimm.

Keines der genannten Probleme zerstört das Spiel grundsätzlich, aber sie sind eine ständige Ablenkung und stören die Immersion, um die sich das Spiel in vielen Bereichen so sehr bemüht. Und das ist ja leider nur die Spitze des Eisbergs, denn es gibt eine Unmenge an kleinen Dingen, die stören und nerven. Zum Beispiel Fußgänger, die ständig um ihr Leben fürchten, wenn unsere Reifen den Gehweg berühren, oder gegnerische Leichen, die plötzlich zu Flipperkugeln werden.

Das ist alles sehr enttäuschend, vor allem weil sich CD Projekt Red selbst in diese Lage gebracht hat. Unter all den nervigen Problemen liegt sicher ein solides Spiel begraben, doch weil die Verantwortlichen bei CDPR noch vor einem Jahr sehr laut über ihre konsumentenfreundlicheren Pläne gesprochen haben (von denen das Game aktuell unglaublich weit entfernt ist), ist diese Frustration so spürbar. Dieses Spiel ist zu einem klassischen Beispiel für die aktuelle „Sell it now, fix it later"-Mentalität geworden, wie wir sie zuletzt etwa bei Fallout 76 erleben mussten. Hättet ihr vor einem Jahr gedacht, dass diese beiden Spiele einmal in einem Atemzug genannt werden würden?

Es ist schwierig von technischen Problemen in Videospielen zu berichten, denn es gibt keine Garantie, dass ein großer Teil der Spieler etwas Ähnliches erleben wird. Manche Bugs und Glitches sind selten oder tauchen nur unregelmäßig auf, was bedeutet, dass ein Spieler eine Achterbahnfahrt erlebt, während ein Anderer eine ganz unterschiedliche Perspektive hat. Ich kann euch Cyberpunk 2077 auf der Xbox Series X in seinem aktuellen Zustand jedenfalls nicht empfehlen. Eure Speicherstände werden nicht zerstört und ihr müsst das Game auch nicht alle fünf Minuten neu starten, wie es Einige berichten. Aber das kann auch nicht die Messlatte für ein Spiel sein, an dem so lange gearbeitet wurde, oder? Dieser Titel ist eure Zeit einfach nicht wert, wartet einfach lieber ab.

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