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Hawx 2

Hawx 2

Hawx war nicht gerade ein Erfolg für Ubisoft. Der Action-Flugsimulator ließ einiges vermissen, zum Beispiel Action und Simulation. Das sollte alles besser werden mit der Fortsetzung. Zumindest bei der Action hat das auch geklappt.

HQ

Die Buchstaben auf dem Bildschirm drehen sich, während ich das hier schreibe. Die Sätze neigen sich langsam aber beständig mit jedem weiteren Buchstaben zur Seite. Der Bildschirm neigt sich. Ich neige mich, fürchte ich. Schuld daran ist Hawx 2, das mir einen anständigen Drehwurm verpasst hat. Zu viele Dogfights waren das in den letzten paar Stunden. Zu viele Mig-29 hab' ich gejagt. Zu viele Su-34 Fullbacks mit Zielsuchraketen pulverisiert. Zu viele Panzer in den Wüstensand geschossen. Zu viele Fregatten im Indischen Ozean versenkt.

Das eigentliche erstaunliche ist, das Hawx 2 tatsächlich richtig viel Spaß macht. Ubisoft hat gelernt aus den Fehlern und zumindest die Action-Komponente sehr schön hingebogen. Die zwölf Missionen im Storymodus, der eine belanglose Geschichte um drei verschwundene Atomsprengköpfe der Russen erzählt, sind abwechslungsreich inszeniert. Meist müssen Kampfflugzeuge wie der Eurofighter Typhoon, die Mig-29 Fulcrum, die FA-18E Super Hornet, die F35 Lightning II, die F-15C Eagle, die A-10A Thunderbolt II oder die Su-34 Fullback pilotiert werden, um gegnerische Flugzeuge oder Bodenziele wie Panzer oder bestimmte Gebäude auszuschalten.

Unterbrochen wird der Luftkampf durch einige eher langweilige Drohnenmissionen als Vorbereitung der nachfolgenden Angriffe. Typen abhören, Ziele markieren, Straßensperren markieren - wäre die Story spannend, hätte das funktioniert. So wartet man als ausgebremster Drohnenpilot nur darauf, dass es endlich weitergeht.

Hawx 2
Die Luftkämpfe sind schön und effektreich inszeniert - und sorgen mit der Zeit für einen echten Drehwurm.
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Besser ist ein actiongeladener Nachtlevel mit der AC-130, dem Luftpanzer der US Air Force. Hier gilt es, das in einer Stadt agierende Ghost-Team zu schützen, während es dort mit Transporthelikopter, Fahrzeugen und Schiffen unterwegs ist. Die Feinde sind als hell erleuchtete Punkte in der Infrarotsicht dargestellt - und wir nehmen sie mit der 25mm-, 40mm- und 105mm-Kanone unter Feuer - die letzten beiden mit begrenzter Munition.

Auch das Nachtanken in der Luft gibt es als spielbares Manöver. Erst denkt man, dass sei eine sehr fragile Angelegenheit, dann reicht es am Ende doch, ziemlich grob in Richtung fliegenden Rüssel zu steuern. Wer mich in der Luft mit neuen Raketenabwehr-Täuschkörpern und Raketen ausgestattet hat, ist mir indes unklar. Aber die Russen haben da scheinbar komische Technologien am Start. Schön gemacht ist, dass man zu manchen Missionen wirklich selbst starten darf, mal vom Boden, mal vom Flugzeugträger, und die Flieger gelegentlich auch selbst wieder landen muss.

Hier wird allerdings auch die größte Schwäche von Hawx 2 deutlich, denn schwierig ist das alles keineswegs. Der Luftkampf ist immer noch fernab jeglicher Realität. Die Flugzeuge unterscheiden sich im Handling nicht wesentlich voneinander, reagieren ähnlich agil und träge. Im Luftkampf sind die Gegner in einer Su-34 Fullback zwar sehr wendig, aber fast immer leichte Beute. Die drei Schwierigkeitsgrade werden auch nicht wesentlich über die Künstliche Intelligenz gesteuert, sondern mit der Menge an Munition und über den Schaden am eigenen Flieger justiert.

Hawx 2
Besonders gelungen ist die Cockpit-Perspektive, sie vermittelt das beste Fluggefühl.
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Auch bei den Details gibt's Probleme. Ein bisschen doof ist es um die Gleichschaltung von Gameplay und Off-Kommentaren schon bestellt, wenn man, nachdem die F16 unspektakulär an einem Berg zerschellt ist, noch den Kommentar hinterhergeschoben bekommt: "Gut so, voll ins Schwarze." Vielleicht wäre ich etwas fröhlicher gestorben, wenn die Textur wenigstens hübsch gewesen wäre, aber ganz in der Nähe der Berge haben sie in Rumänien wirklich gespart.

Mitten im Spiel dann der nächste Ärger: Bei der Verteidigung einer Ölbohranlagen im Indischen Ozean merkt man sehr deutlich, dass die eigene Truppen häufig gruselig dumm agieren. Das führt dazu, dass die Eskorte-Missionen der größte Ärger im Spiel sind. Plötzlich schießt nämlich wegen der dummen Mitspieler der Schwierigkeitsgrad indirekt extrem in die Höhe. Wir sollen einen Sturmtruppenverband bei der Invasion eines Hochseeflughafens helfen. Leider sind unsere Angreifer blöd wie Steine, denn sie sterben nach einer Minute, wenn wir nicht exakt choreografiert eine Reihe von Zielen hops nehmen. Im Umkehrschluss sind sie an anderen Stellen dafür perfekt, zu perfekt. Als ich in der F-16C Fighting Falcon per Knopfdruck meine Flügelmänner aktiviere und um Hilfe bitte, schießen sie binnen einer Minute sechs Migs ab. Einfach so.

Die Grafik ist trotz der schwachen Texturen ordentlich. Die Flugzeugmodelle sehen in der Außenperspektive zwar etwas undynamisch aus, dafür ist die Cockpit-Perspektive gelungen und holt einen mitten in die Luftkämpfe hinein. Wer noch mehr will, der darf auch in voller Egoperspektive in den Luftkampf aufsteigen. Die Level sind optisch abwechslungsreich: die weiten Wüste im Nahen Osten wechseln sich mit afrikanischen Küstenstädten und schneebedeckten, russischen Bergen ab. Gerade hier wird das Gefühl von Höhe und Geschwindigkeit am besten spürbar (und man landet immer wieder mangels Koordination am Berg). Um die Landschaften darzustellen, hat Ubisoft Geoeye-Satellitendaten genutzt. Garniert wird das alles durch wechselnde Tages- und Nachtzeiten, die jeder Mission ein eigens Flair geben.

Hawx 2
Verschiedene Tages- und Nachzeiten sorgen für eine unterschiedliche Atmosphäre der Level.

In der Geschichte sind mehrere Handlungsstränge miteinander verwoben, so dass wir als Pilot der US Air Force fliegen, ebenso wie als Mitglied der Royal Navy, der russischen Luftwaffe und natürlich des Hawx-Schwadrons. Das ist gut gemeint, wären da nur nicht die optisch verwaschenen und mit folkloristischen Vorurteilen dekorierten Zwischensequenzen.

Zusätzlichen Spaß sollen nach dem Ende der knapp achtstündigen Kampagne die Arcade-Missionen bringen, die durch Erfahrungspunkte aus dem Levelaufstieg im Storymodus freigeschaltet werden. Arcade heißt bekannte Story-Szenarien in härter spielen zu dürfen, etwa die Bohrinsel-Befreiung ausschließlich mit ungelenkten Bomben und Bordkanone. Auch ein Gegnerwellen-Überlebensmodus ist am Start. Einen guten Teil des Spaßes wird Hawx 2 den meisten im Multiplayer machen. Die Modi sind Überleben, Team-Kampf, Arcade, Koop-Story und einzelne Koop-Missionen. Besonders die Story zu viert im Koop-Modus zu spielen, gibt dem noch mal eine ganz neue Würze. Der Rest ist insofern deutlich spannender als die Kampagne, weil die Gegner endlich welche sind.

Allen Unkenrufen zum Trotz ist Hawx 2 ein sehr unterhaltsames Spiel, aber eben kein herausragendes. Wer auf Luftkämpfe ohne Simulationsanspruch steht, ist hier gut bedient.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Intensive Luftschlachten, abwechslungsreiche Missionen
-
Teils langweilige Grafik, öde Story
overall score
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