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F1 Race Stars

F1 Race Stars

Codemasters veröffentlicht ein Spaßrennspiel, das es mit Mario Kart, Sonic & Sega All-Stars Racing und Little Big Planet Karting aufnehmen will. Wäre es nicht mit der F1-Lizenz verknüpft, man könnte es wohl getrost links liegen lassen.

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So aber darf man dem Produkt nicht ausweichen, denn allein die Präsenz von Sebastian Vettel, Louis Hamilton & Co. dürfte für manchen Vater Argument genug sein, Interesse an dem Spiel zu zeigen. Genau das dürfte auch die Zielgruppe von F1 Race Stars sein: Väter, die mit ihren Söhnen ein bisschen daddeln wollen. Bleibt die Frage, ob irgendwer dabei glücklich wird?

Das Spiel ist nicht direkt schlecht. Die Optik ist einnehmend freundlich und knallbunt, ohne kitschig zu wirken. Die elf Strecken im Spiel sind realen F1-Kursen nachempfunden, aber doch extrem verzerrt und verbogen. Manchmal liegt auch ein Oktopus im Weg oder es fängt bedenklich stark an zu regnen. Wenn dann bewegliche Elemente die Ideallinie versperren, fühlt man sich schnell an Mario Kart erinnert.

Die richtig großen Überraschungen bleiben bei den Streckendesigns aber aus. Es sind am Ende einfach nur konventionell gestaltete Rundkurse, die sich an den F1-Originalstrecken orientieren. Klar, es gibt Abkürzungen, Steilwandfahrten oder Sprünge, die sich mit gut getimten Boosts verlängern lassen. Wer durch das schnelle Drücken des Triggers seinen KERS-Speedboost in Kurven auflädt, kann mit mehr Power rausbeschleunigen. Aber all das spielt sich irgendwie, nun ja, fürchterlich beliebig.

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Die Items, um die Gegner abzuschießen oder auszustechen, wirken allesamt beliebig und wenig kraftvoll.

Die KERS-Idee soll das Pendant zum Mario Kart-Drift liefern, aber benötigt aber nicht annähernd dessen Skill- und Spaßfaktor. Das Fahrgefühl in den Mini-F1-Rennern bleibt stets nur durchschnittlich. Es gibt drei Leistungsklassen: 1000cc, 2000cc und 3000cc. Aber selbst die schnellste Variante spielt sich nur lahm. Im Windschatten fahren und sich dadurch einen Geschwindigkeitsvorteil erfahren, das geht zwar, aber es fehlen eben echte Drifts oder selbst die Möglichkeit, allein durch gutes und sauberes Fahren zu siegen. Stattdessen ist in jeder Kurve spürbar, dass hier der Casualgamer ein paar Runden drehen soll, den man bloß nicht vergraulen will. Das ist auch der Grund, warum man nirgends wirklich hängen bleibt oder komplett stehen bleibt. Kinder und Väter werden das vielleicht zu schätzen wissen - vielleicht aber auch gerade nicht.

Die Items wirken allesamt beliebig und wenig kraftvoll. Immerhin sind sie nicht so extrem ungerecht wie sonst gerne mal in Funracern. Aber es bleibt trotzdem die Erkenntnis, dass man vielfach nicht einmal die Symbole erkennen kann. Immerhin zerlegen die Blasen und Bomben die Autos ziemlich schnell, so dass man rechtzeitig durch die Boxengasse fahren sollte, um seinen Wagen wieder zu reparieren. Ohne Spoiler werden die Kisten nämlich ziemlich langsam.

Was so richtig nervt ist das Pace-Car, das in der Formel 1 bei Unfällen auf die Strecke kommt, um das Feld zu sortieren. in F1 Race Stars kommt es auf die Strecke, wenn ein Fahrer zu weit wegfährt. Als Strafe für gutes Fahren. Na toll! Häufig geht‘s gerade bei Rennen gegen reale Gegner nicht ums gute Fahren, sondern ums strategisch möglichst gut geplante Rumlungern im Mittelfeld, um kurz vor Ende mit dem richtigen Item durchzustarten.

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Wobei der Splitscreen-Multiplayer für bis zu Vier noch eine echte Stärke des Spiels ist. Er kann ziemlich lustig werden, wenn man den richtigen Modus auswählt. Neben reinen Rennen um den Sieg gibt es Elimination-Rennen, Kämpfe um die Pole Position, in denen nur der Führende Punkte bekommt oder Fahrten um den Topspeed in bestimmten Sektoren. Auch um Spritkanister darf gekämpft werden, ebenso wie um Abzeichen oder Trophäen. Hier wurden erfolgreich Shooter-Konzepte in ein Spaßrennspiel übertragen. Man kann übrigens auch die 30 Cups des Karrieremodus' mit bis zu vier Spielern im Koop absolvieren. Oder mit vier Freunden bis zu acht andere Spieler online herausfordern. Das ist schon ziemlich nett gemacht. Aber dann ist da immer wieder dieses langweilige Fahrgefühl.

F1 Race Stars
Die Karikaturen der echten F1-Stars mit riesigen Köpfen sind dafür auf den Punkt prägnant getroffen.

Die Karikaturen der echten F1-Stars mit riesigen Köpfen sind dafür auf den Punkt prägnant getroffen. Alle Fahrer verfügen über besondere Fähigkeiten, die von gutem Fahren im Windschatten über das Ausspucken einer dreifachen Bremsblase bis hin zu Boosts oder Sprung-Powerups reichen. Man kann auf der Xbox auch mit dem eigenen Avatar fahren, der diese Eigenschaften dann einfach übernimmt. Es hat einen gewissen Unterhaltungswert, die F1-Stars mit ihren riesigen Comic-Köpfen anzuschauen. Aber die sieht man nur im ewig identischen Intro vor dem Rennen. Während der Rennen verschwinden die Köpfe in den obligatorischen Helmen, ebenso wie der Schädel des Avatars. Dadurch verliert das Spiel einen großen Teil der Seele, die es hätte haben können.

Ganz schlimm ist dann noch die Hintergrundmusik. Die ist wirklich unglaublich schlecht, eine generische Hardrock-Weltmusik-Beleidigung erster Kajüte. Die Soundeffekte in den Rennen wirken nur schnell hingebastelt. Man kann zwar eine enorme Menge Sound-Pakete freispielen, die dann aber alle klingen wie die Billo-Version der witzigen Sprachpakete des Action-Klassikers Worms. Aber gerade die Hintergrundmusik kann man ja ausstellen und die Soundeffekte auch. Nur bleibt dann nicht mehr viel...

Es bleibt die Feststellung, dass hier jemand offenbar seine Lizenz melken will. Das passiert mit einem Rennspiel ohne Fehler, aber eben auch ohne herausragende Merkmale. Darum ist es am Ende maximal für F1-Fans interessant. Alle anderen sollten noch zwei Wochen warten und dann Sonic & All-Stars Racing Transformed kaufen. Oder als PS3-Besitzer mal Little Big Planet Karting auschecken.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
Splitscreen-Multiplayer hat seine Momente, lustiges Design
-
langweiliges und generisches Fahrgefühl, konventionelles Streckendesign, schlimme Musik
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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