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Counter-Strike 1.6

"Erinnerungen in Stein gemeißelt"

Der 1972 in Bremen geborene Künstler Aram Bartholl will ein Level aus Counter-Strike nachbauen. Real und lebensgroß. Wir haben ihn gefragt, was das alles soll.

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Du hast die Holzkisten der Counter-Strike-Karte de_dust 2004 ins reale Leben gebracht. Jetzt soll sie komplett als reales 1:1-Gebäude entstehen. Warum?
Die Wahl von Counter-Strike ist auf der einen Seite eine sehr persönliche Entscheidung. CS ist das letzte Spiel, das ich aktiv während meiner Schulzeit in den späten 1990ern und frühen 2000ern gespielt habe. Es waren viele Stunden intensives Spielerlebnis, primär auf der sehr beliebten Dust-Karte. Jeder, der das Spiel kennt, kennt diese Karte und hat ein nostalgisches Gefühl, allein, wenn man den Namen hört. Jeder wird diese pure, funktionale Architektur im Spiel nie vergessen.

Das derzeit nur als Modell existierende Gebäude wird von dir als Kulturelles Erbe bezeichnet. Ein Videospiel-Level auf Augenhöhe mit Pyramiden und Tempeln?
Anfang 2000 war Dust sicherlich eine der meist gespielten CS-Karten. Denk' nur mal darüber nach, wie viele Menschen den Times Square oder die Kaaba gesehen haben und wie viele Menschen Dust erlebt haben. So eine Karte muss man sehr, sehr gut kennen, um das Spiel zu meistern und zu gewinnen. Jede Ecke, jede Tür, jede Kiste und jede Sichtlinie spielt eine wichtige Rolle. Das ist wie im echten Leben, auf einer täglichen Routine. Viele Orte sehen sich ähnlich und wir nutzen eigene Navigationssysteme, um unseren Weg zu finden. Ich hasse es zum Beispiel, wenn im Supermarkt alle Produkte neu arrangiert werden, um ein angeblich effektiveres, kundenfreundlicheres Verbraucher-Labyrinth zu bauen. Aber die virtuellen Räume, in denen wir lebten und unsere kostbare Jugend verbrachten, sind wie Erinnerungen in Stein gemeißelt. Eben wie ein im Dschungel versteckter Maya-Tempel.

Counter-Strike 1.6

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