Dragon's Lair

Als Dragon's Lair veröffentlicht wurde, waren Videospiele noch keine Popkultur. In der Zeit zwischen Atari und Nintendo waren die Arcade-Automaten noch groß und junge Menschen ihnen regelrecht verfallen. Und so war auch Dragon's Lair eines dieser Automatenspiele, dass aber als eines der ersten die Laserdisc als Medium nutzte.

Optisch war das Spiel damals natürlich absolut herausragend, denn gesteuert wurde kein pixliger Sprite, sondern eine vom Zeichner Don Bluth handgezeichnete Spielfigur. Dragon's Lair war ein interaktiver Zeichentrickfilm und damit wahrscheinlich auch der Begründer des Genres interaktiver Filme. Der Spieler musste mit bestimmten Joystickbewegungen zum richtigen Zeitpunkt die laufende Handlung beeinflussen. Insgesamt kam die Automatenvariante so auf ungefähr 28 Minuten Spielzeit. Vorausgesetzt, man war geschickt genug.

Dieses Meisterwerk fand nun nach der Veröffentlichung in Apples App Store auch seinen Weg auf den Nintendo DSi. Der Reiz des Originals kommt dabei trotz der schlechten Komprimierungsverfahren auf dem Handheld gut rüber. Der tolpatschige Held Dirk, der es dank seines Erfolgs sogar zu einer eigenen Zeichentrickserie brachte, strahlt weiterhin einen ganz besonderen Charme aus. Und obwohl bekannt ist, dass hier lediglich ein Film abläuft, gibt es so etwas wie Immersion, ein Eintauchen ins Spiel.

Die Handlungen, die vollführt werden können, beschränken sich auf wenige, aber entscheidende Momente. Entweder muss sich der wagemutige Dirk in einer der vier möglichen Richtungen bewegen oder eine Aktion ausführen, was beispielsweise den Einsatz des Schwertes nach sich zieht. Macht er dies nicht rechtzeitig, verliert er eins von fünf mickrigen Leben. Wann der Held reagieren muss, lässt sich manchmal nur schwer erkennen. Meist resultiert das richtige Handeln erst aus einem Lernprozess heraus.

Und das macht den Titel auch irgendwie frustrierend. Dass auch eine Portion Glück dabei ist und viel Gefühl für den richtigen Moment. Vielleicht kennt der eine oder andere das absurde Tanzspiel Space Channel 5. Auch hier lief das Spiel automatisch ab und es brauchte nur das richtige Timing. Allerdings erlaubte das Spiel mehr als fünf Fehltritte und ließ es zu, gemachte Fehler durch korrekte Schrittfolgen wieder auszubügeln. Dragon's Lair ist dagegen doch ein bisschen alte Schule. Damals waren Spiele nicht wegen der Komplexität schwer, sondern weil sie schonungslos mit Patzern umgingen.

All diese Quälerei soll aber natürlich nicht umsonst sein. Prinzessin Daphne zählt auf uns. Bis zum Drachen Singe ist es jedoch trotz der kurzen Spielzeit ein ganzes Stück. Und ehrlich gesagt wirkt Daphne wie ein hysterisches Weib und überhaupt nicht symphatisch. Ja, stimmt schon, Dirk ist auch nicht der Hübscheste, aber muss es wirklich diese Gewitterziege sein. Der Preis dafür ist einfach viel zu hoch.

Aus Spielersicht ist die Hürde nochmal höher. Wir werden zwar mit beeindruckender Optik geködert, kommen aber bald hinter das antiquierte Grundgerüst. Heute werden derartige Reaktionstests in der Regel nur noch als Spielelement, nicht jedoch als komplettes Spiel verkauft. Die zwei enthaltenen Spielvarianten Arcade und Heimkonsole unterscheiden sich neben weniger Szenen offenbar lediglich darin, ob misslungene Szenen übersprungen werden dürfen oder wiederholt werden müssen. Dafür dann umgerechnet acht Euro abzudrücken, dazu muss man schon ein beinharter Nostalgiker sein.

Und das, wo so ein Spiel durchaus aufgewertet werden kann. Beispielsweise durch eine Neuinterpretation. Auch eine Option, um einzelne Brocken zum Trainieren direkt anzuwählen oder die Möglichkeit, sich nach dem Durchspielen das Werk am Stück anzuschauen, wären willkommene Features gewesen. Selbst die Touchsteuerung der Iphone-Version hätte man als Pluspunkt werten können. Die enthaltene Offline-Highscore-Liste jedenfalls hat wirklich nur vor über 25 Jahren Sinn gemacht - zum Protzen vor dem Rest der Kundschaft.