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Drachenzähmen leicht gemacht

Drachenzähmen leicht gemacht

Es hört sich ein bisschen nach Pokémon an. Und tatsächlich hat es auch was von Nintendos erfolgreichem Monsterjagd-Abenteuer. Aber in der Tat handelt es sich um ein Videospiel zu einem Dreamworks-Animationsfilm. Und das wiederum hört sich jetzt nicht so gut an.

Optisch sind Animationsfilme mittlerweile auf einem unglaublichen Niveau angekommen. Sie sehen immer realer aus, prägen aber auch immer stärker ihre eigene Ästhetik. Für die sie heutzutage fast standardmäßig begleitenden Videospiele gilt das leider meistens nicht. Drachenzähmen leicht gemacht reiht sich hier brav in diese lange Reihe ein. Nicht hübsch ist es, aber immerhin auch nicht fürchterlich hässlich. Die Szenarien wirken trotzdem lieblos wie aus einem beliebigen Leveleditor übernommen. Charme geht anders.

Die Story spielt sich schlicht und einfach. Es geht darum, vier Drachen zu trainieren, um in fünf Turnieren der Sieger zu werden. Hicks oder Astrid, die Helden aus dem Film, stehen als Drachenbändiger zur Wahl. Im Spiel ist nun ein bisschen aller wichtigen und erfolgreichen Konzepte aus den letzten Jahren vereint.

Es gibt die Beat'em-up-Nummer, weil wir natürlich mit unseren Drachen in den Turnieren antreten. Hier wird das Game zum Drachen-Street-Fighter, zu einer runterskalierten Kampfspiel-Variante. Jungen Kindern, für die das Spiel gemacht ist, sollen in diesem Bootcamp für Tastenkombinationsauswendiglerner offenbar die nötigen Skills antrainiert werden, um später bei den echten Prügelspielen bestehen zu können. Mit fraglichen Erfolgsaussichten.

Drachenzähmen leicht gemacht
Der Nachtschatten (links) ist ein treuer Gefährte für Hicks - und in den Kämpfen ein bissiger und zäher Gegner.

Die Kämpfe wiederholen sind leider irgendwie inhaltlich ständig, wirken schnell generisch und sind kaum von Taktik geprägt. Zwei Buttons zum Hauen, einer zum Blocken, einer zum Ausweichen und einer zum Feuerspeien. Genug für Kids, zu wenig für Jugendliche, nix für Erwachsene. Zudem sind die Computergegner selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad dumm wie schnöde Sandsteine.

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Vor und nach den Kämpfen sind die armen Drachen erschöpft und müssen in der Drachenhöhle gepflegt und gefüttert werden. Dazu gibt es dort ein Rezeptbuch, in dem wir aus den vielen Pflanzen, Tränken, Erzen und sonstigen Gegenständen stärkere Items zusammenbrauen können. Das Zeug haben wir auf den ewigen Wegen zwischen Dorf und Wald gesammelt haben. Fünf Parameter hat jeder Drache, deren Balken wieder aufgefüllt werden müssen.

Außerdem hat jeder der fünf Drachentypen eigene Merkmale. Stärke, Tempo, Ausdauer, Kraft und Feuer können in einem Punktesystem verbessert werden. Die Punkte werden beim Hochleveln freigeschaltet. Und dann ist da noch ein Talentbaum, der den Drachen über das Spielen der Trainingsherausforderungen mit Specialmoves ausstattet.

Insgesamt ist die Story leider unglaublich belanglos erzählt, mit nur wenigen Filmsequenzen zwischen dem immer gleichen Herumstrommern im Dorf und im Wald, um Zeug ausgraben oder Wildschweine zu jagen, während man auf dem Weg zur Höhle mit den Herausforderungen ist. Auf dem Weg dorthin ist ein Abstecher in die Trainingshöhle unumgänglich, denn sie liegt auf dem Weg. Und es gibt keinen andere Möglichkeit, als zu den Höhlen zu laufen. Das erfüllt hier aber nur den Zweck, das Spiel künstlich in die Länge zu ziehen. Leute, auch und gerade Kinder sind genervt davon, immer und immer das absolut gleiche ohne erkennbaren Sinn tun zu müssen.

Drachenzähmen leicht gemacht
Der fette Warzenschweindrachen erinnert mich an jemanden... aber dem Feuerdrachen ist das derweil egal. Mir aber auch, denn seine Spezialattacke saust leider ins Leere.
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Die Herausforderungen sind übrigens fünf öde Minigames, die Erfahrungspunkte und seltene Items sowie Körperteile freischalten, um den Drachen mit einem kleinen Editor zu verschönern (und häufig hässlicher zu machen).

Wer mit einem Freund gemeinsam spielen will, wechselt in den Arcade-Modus. Dort können wir mit 28 Drachen gegeneinander antreten, die alle mühsam in der Story freigespielt werden müssen. Oder wir bauen im Editor schnell einen neuen Arcade-Drachen. Acht Arenen stehen zur Auswahl, um sich alleine (der Höhepunkt der Ödnis) oder gemeinsam mit einem Freund offline zu kloppen. Das geht nur offline und wird selbst zu zweit sehr schnell sehr langweilig.

Ich gehe jetzt noch fix die 200 Hühner und 200 Schafe in Dorf und Wald fangen, um mir die Achievements abzugreifen. Bin mir ja für fast nichts zu schade, wenn es um Gamerscore geht. Und als Sheep- und Cockboy-Simulation hat das Spiel durchaus Unterhaltungspotenzial. Sonst eher nicht.

05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
Schafe und Hühner jagen
-
Langweilige und billige Filmumsetzung
overall score
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