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Deer Drive

Deer Drive

Deer Drive erweckt den Eindruck, eine echte Jagdsimulation zu sein. Das stimmt aber nicht. Deer Drive ist ein Action-Egoshooter, legitimiert durch die Forstwirtschaft, weil man den außer Kontrolle geratenen Bestand von Hirschen dezimieren muss.

Anders kann ich mir den nicht vorhandenen Plot selbst nicht erklären. Schon im ersten Level wird klar, dass hier offenbar wirklich Hilfe gefragt ist, denn im amerikanischen Wald laufen die Hirsche in Massen herum.

Vor dem Blasen ins Jagdhorn muss die beiliegende Flinte montiert werden. Die Wiimote wird oben in den Lauf platziert, was für eine natürliche Gewichtsverteilung sorgt. Dann noch schnell den Nunchuk-Controller hinten in den Griff eingebaut, wobei man dessen Stick exakt für eine Aktion braucht, nämlich um die Bullettime-Zeitlupenfunktion auszulösen. Das Gewehr macht einen haptisch sehr guten Eindruck. Es ist schwer, prima verarbeitet und gibt einem das Gefühl einer echten Flinte. Das Zielen klappt problemlos, ist aber auch technisch nicht sehr anspruchsvoll. Die Sammler-Edition von Deer Drive enthält sogar einen stilechten Holzimitat-Schießprügel, die Standardvariante ist schlicht weiß.

So ballert man nun also mit dem Gewehr im Anschlag die Hirsche aus dem Wald. Auf der Abschussliste dürfen übrigens nur die männlichen Tiere landen, ein Weibchen kostet 100 Minuspunkte. Ziel ist es im Solomodus, in jeder Runde in einer vorgegebenen Zeit eine bestimmte Anzahl von Tieren zu erlegen. Komischerweise wird als Symbol des Counters dafür ein Hirsch angezeigt, aber auch alle anderen Tiere zählen mit. Je weiter man kommt, umso kürzer wird die Zeit im Verhältnis zur Zahl der zu erschießenden Tieren. Ein schlichtes Konzept, aber durchaus unterhaltsam, da der Highscore nach jeder Runde mit tickt. Leider gibt es nur einen Komplett-Highscore für den ganzen Solomodus und keine Listen für die einzelnen Runden.

Deer Drive
Ein Bär, der schnell erlegt werden muss. Als Belohnung trägt er ein Bonus-Item, das uns für einige Sekunden das schnelle 7MM Automatikgewehr schenkt.

Punkte bekommt man für eingesparte Zeit, Präzision und die Art der Treffer. Das Spiel unterscheidet hierbei einigermaßen präzise die einzelnen Tötungsformen. Ein Lungenschuss erlegt einen Hirsch sofort, ein Kopfschuss streckt ihn ebenso sofort nieder. Auch Herz- und Fernschüsse sind möglich - und alles gibt extra Punkte.

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Immer wieder laufen auch andere wilde Tiere ins Bild: Braunbären, Grizzlys und Elche. Die dürfen einem nicht zu nahe kommen, sonst ist die Runde vorbei und muss neu gestartet werden. Erstaunlicherweise lassen sich die wilden Biester meist mit einem Schuss erlegen, Hirsche dagegen brauchen häufiger mal zwei, drei Treffer. Ab und an hüpfen Eichhörnchen und Hasen ins Bild oder Adler fliegen auf einen zu - für diese Sekundärziele gibt's hohe Bonuspunkte.

Wer präzise schießt, hat nach einer kleinen Weile einen Fokus-Bonus freigespielt, der eine Zeitlupe aktiviert, was das Abschießen der zum Teil doch sehr flinken Tiere erleichtert. Zusätzlich werden noch temporär aktive Bonusgegenstände freigeschaltet, die man fortan den Tieren quasi aus dem Leib schießen darf. Zuerst schenken uns die Entwickler eine polarisierende Sonnenbrille, die das Zielen zusätzlich erleichtert. Dann das Kaliber 30 Unterhebelrepetiergewehr, womit die Zahl der Kugeln im Magazin von fünf auf acht erhöht wird und dann einen Bonus, der die Magazinkapazität generell verdoppelt. Am Ende gibt‘s noch ein Item zum schnellen Schießen und Nachladen sowie ein fixes 7MM Automatikgewehr.

Deer Drive
Ein Hirsch, ein Elch und hinten versinkt einer tot im Boden - ob aus Scham über die teils schwache Grafik ist nicht überliefert.

Die Animationen der Tiere wirken eher sehr auf Sparflamme gemacht. Sie sind nicht direkt schlecht, nur eben nicht sehr abwechslungsreich. Die Umgebungen wirken alle relativ identisch spartanisch und lieblos, wiederholen sich nach einigen Runden. Zudem sind sie eher offen und von künstlich angelegten Laufwegen dominiert als das hier tatsächlich Wald simuliert werden würde. Ziemlich hässlich gemacht ist es, wenn die erlegten Tiere nach einigen Sekunden im Boden versinken, als ob sie ein unsichtbarer Fahrstuhl in die Torfhölle holen würde. Neben dem Solomodus werden noch die Vereinsjagd für zwei bis vier Spieler, die nacheinander mit einer Wiimote spielen sowie ein Versus-Modus für zwei Spieler gleichzeitig angeboten.

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Deer Drive ist am Ende durchaus unterhaltsam und profitiert von der gut gemachten Flinte. Aber wenn man ehrlich drauf schaut, ist das Gameplay so billig wie an einer Schießbude auf dem Jahrmarkt von Castrop Rauxel. Es gibt so gut wie keine Variation außerhalb von immer kleiner werdenden Zielen bei immer knapperer Zeit. Da war Duck Hunt auf dem NES im Jahr 1984 auch nicht besser oder schlechter. Für knapp 60 Euro bietet Deer Drive jedenfalls ziemlich wenig Spiel, bringt aber eine ziemlich imposante Flinte mit. Aber die allein macht eben noch kein gutes Spielvergnügen.

05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
Die beiliegende Flinte ermöglicht ein präzises Spielgefühl
-
Kaum Variation bei Tieren, hässliche Umgebungen, zu teuer
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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