Das Spielgefühl damals war so ganz anders als heute. Und das lag ganz sicher nicht nur an der Grafik. Es war der Aufbau des Spiels mit seinen Herausforderungen und Möglichkeiten, die es dem Spieler bot. War ein Spiel gut, dann fiel weder auf, dass die Welt aus ein paar wenigen Pixel noch dass der Sound aus einfachsten Tönen bestand. Dark Void Zero versucht nun, diesen Stil aufzugreifen und ihn zu reproduzieren. Etwas, was natürlich mit der heutigen Sicht auf die Welt relativ schwierig ist. Capcom hat es mit Mega Man 9 tatsächlich geschafft, die Geschichte fortzuschreiben. Aber die Basis von Dark Void Zero ist lediglich ein Spiel und das erschien Anfang des Jahres für Playstation, Xbox 360 und PC - nix mit Retro.
Als Genregrundlage dienen die bekannten Spielmechaniken von Metroid oder Castlevania. Der Held hat diverse Waffen mit unterschiedlichen Stärken zur Verfügung und muss sich durch ein verzweigtes Tunnelsystem kämpfen, das auch mit dem einen oder anderen kleinen Rätsel aufwarten kann. Gespielt wird der Charakter Rusty, der erste in der Void geborene Mensch, der es mit den Wächtern aufnehmen muss. Auch in Dark Void Zero steht uns der Wissenschaftler Nikola Tesla zur Seite. Und selbstverständlich gibt es auch seinen ungewöhnlichen Raketenrucksack. Drei Level müssen bewältigt werden, um die Erde und die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren.
Der Rucksack ist das, was Dark Void noch halbwegs rettete und er ist auch das Alleinstellungsmerkmal von Dark Void Zero. Rusty kann damit höher steigen oder aber schweben und diesem Zustand dann auch schießen. Die Level sind selbstverständlich so konstruiert, dass es nicht zu einfach wird. So schießen Gegner auch nach oben, wenn wir über ihnen sind und es gibt speziell markierte Bereiche, in denen der Rucksack seinen Geist aufgibt und für den nächsten Luftkampf erst ein neuer gefunden werden muss.
Und tatsächlich geht das Konzept auf. Steuerung und Spielelemente funktionieren zusammen. Im Hintergrund dudelt dieser unvergleichliche Sound einer Ära, die wir eigentlich schon vergessen glaubten. Und die Grafik ist wunderschön anzuschauen. Zumindest, wenn man ein Herz für 8-bit hat. Richtig ist, dass dieser Titel so wahrscheinlich gar nicht hätte auf einem NES erscheinen können. Optisch ist er schon fast zu opulent. Aber zumindest beim Schwierigkeitsgrad hat Capcom ins Schwarze getroffen. Auf der ersten Stufe ist das Spiel noch problemlos machbar, aber schon auf Normal werden die ersten Spieler kämpfen müssen. Und dann gibt es ja noch eine Stufe...
Schade, dass nach drei Abschnitten bereits alles vorbei ist. Trotzdem es nur 500 Nintendo Punkte kostet, hätte es ein kleines bisschen umfangreicher sein können. Zumal die einzelnen Level alle nach dem gleichen Muster gestrickt sind und sich nur im Detail unterscheiden. Zum anderen sucht das Spiel zwar die Nähe zu Metroid oder Castlevania, aber ist am Ende vielleicht doch mehr ein Actiontitel wie sie auch sonst in dieser Ära üblich waren. Wenig gibt es zu entdecken und die Story ist ziemlich flach. Dafür stimmt's bei den Gefechten, sieht man einmal vom Endboss ab.
Nein, Dark Void Zero ist kein überraschender Hit, das merkt man relativ schnell. Dass die Variante im Retrolook für DSiware so viel besser ist als das Original Dark Void, ist allerdings schon ungewöhnlich. Auch wenn im letzten Jahr erst Bionic Commando mit den PSN/XBL-Titel Bionic Commando: Rearmed vorgemacht hat, dass es nicht unmöglich ist. Unterhaltsam ist aber die Geschichte zu Dark Void Zero schon, denn eigentlich war es ja nur als Aprilscherz gedacht. Es sollte ein Mini-Spinoff sein, der sich im Schatten des großen Bruders bewegt und für ein bisschen Marketingwirbel sorgt. Dark Void Zero jedoch tritt klar daraus hervor, ist etwas ganz Eigenständiges geworden. Ein Spiel, dass die alten Tage nicht beschämt, sondern wieder mit Stolz erfüllt.