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Dance Evolution

Dance Evolution

Der Altmeister steigt in den Ring. Konami veröffentlicht zum Kinect Start einen Ableger ihrer beliebten Tanz-Serie. Dance Evolution muss sich diesmal jedoch mit starker Konkurrenz messen.

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Japan hat die Musikspiele quasi erfunden. In keinem Land sonst gab es so viele absurde Eingabegeräte und so viel Vielfalt. Doch der Vorsprung ist schnell zusammengeschmolzen. Guitar Hero und Singstar haben den Westen erobert, während etwa Gitaroo Man und Drum Mania in ihrer Nische blieben. Natürlich war es eine bequeme und exotische Lücke. Doch schon mit Just Dance für die Nintendo Wii müssen doch Japaner gemerkt haben, dass auch im Westen der Bedarf nach Musik- und Rhythmusspielen besteht. Denn plötzlich war selbst das Spielen mit Tanzmatten nicht mehr die beliebteste Form der Unterhaltung.

Auf der Gamescom stand und Produzent Naoki Maeda in einem Interview Rede und Antwort und gestand ein, dass Japan hier einiges verschlafen hätte. "Wir müssen versuchen da mitzuhalten und unsere Antwort heißt Dance Dance Revolution", tönte er und spielte auch auf Dance Evolution mit Kinect-Unterstützung an. Und tatsächlich hat der Komponist wieder eine Musikausawahl zusammengetragen, welche wahrlich als einzigartig angesehen werden darf. Eine abgefahrene Mischung aus Japan-Trash und Euro-Dance - so als wären die Neunziger Jahre nie vorbeigewesen.

Dance Evolution
Das einfachste Spielelement erfordert eine die Figur der Silhouette nachzuahmen.

Für einen nicht ganz unerheblichen Teil der Spieler dürfte diese Musik fast abführend wirken. Aber so unerträglich sie manchen erscheint, so ist sie dennoch qualitativ saubere Popmusik wie sie bisher in jedem Spiel der Serie vorgekommen ist. Da ging es noch nie um die großen Weltstars zum Nachtanzen, sondern um zuckersüße Elektromucke, welche die Hüften zum Schwingen bringt. Verschiedene Genres wurden dennoch integriert, wenngleich sie am Ende mehr gemeinsam haben, als man vielleicht vermutet.

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Die spielerische Umsetzung erfolgte ein wenig anders als bei der Konkurrenz von Dance Central. Konami hat sich nicht an einer Revolution für ihre Serie probiert, sondern sich ganz treffend an eine Evolution gemacht. Wir folgen weniger einer echten Choreografie, sondern müssen im richtigen Moment, die korrekte Bewegung imitieren. Dafür gibt es drei essentielle Elemente, die uns prüfen. Runde Objekte müssen mit den Händen oder Füßen angetippt werden, Pfeilen in der Luft muss mit den Händen gefolgt werden und dazu gibt es spezielle Figuren zum Nachahmen, die durch eine Silhouette dargestellt werden.

Hilfreich ist es dafür natürlich auch den restlichen Tanzbewegungen zu folgen, um in einen Fluss zu kommen. Aber bei den Dance Dance Revolutionen-Spielen ging es ja auch weniger darum, das jenes Gehampel auf der Matte Sinn wirklich ergab. Siegreich war, wer eins mit dem Spiel wurde und die Songs nach und nach auswendig kannte. Und das verlangt im Grunde auch Dance Evolution, denn trotz zahlreicher Wiederholungen von Schritten ist das Erreichen einer guten Note harte Arbeit. Eher zu vernachlässigen ist die Beinarbeit, da geht es meist eher darum, dass die sich überhaupt bewegen.

Dadurch, dass es sichtbare Elemente gibt, die vorgeben, wie wir uns bewegen sollen, ist die Choreografie nicht völlig überraschend. Allerdings ist es je nach Schwierigkeitsgrad und Geschwindigkeit des Songs trotzdem nicht immer leicht der Vortänzerin oder dem Vortänzer zu folgen. Manchmal sind es sogar die Symbole selbst, die Teile verdecken und damit empfindlich den Fluss stören. Einen Übungsmodus gibt es ebenfalls nicht, so dass wir bei schwierigeren Liedern einfach so lange scheitern müssen, wir auch den letzten Schritt gut drauf haben.

Dance Evolution
Kreise müssen getroffen werden, verdecken aber manchmal auch die Vortänzerin.
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Die drei Schwierigkeitsstufen bilden aber eine recht weite Bandbreite ab. Selbst mit zwei linken Füßen ist in der ersten Stufe ein Scheitern quasi unmöglich. Wer also zu zweit oder via Xbox Live sogar zu viert spielt, kann das auch mit Spielern machen, die unerfahren sind. Partytauglichkeit können wir also Dance Evolution durchaus bescheinigen. Schade nur, dass nicht alle Musikstücke von Anfang an verfügbar sind. Zunächst sind nur zwanzig Songs anwählbar, in zwei Schritten kann die Auswahl auf 31 aufgestockt werden. Auch herunterladbare Inhalte sind in Arbeit.

Ein weiterer Minuspunkt ist das Erkennen der Bewegungen durch Kinect. Leider funktioniert Dance Evolution hier nicht perfekt. Es gibt Momente, das reicht schon das Schütteln der Arme, damit wir Punkte kassieren. Umgekehrt werden wirklich gut umgesetzte Moves auch nicht immer als solche registriert. Wenn die Combo gerade gut war ist so etwas schon ziemlich ärgerlich, zumal wir das nicht von einem Titel wie diesem erwarten.

Dance Evolution oder übrigens auch Dance Masters, wie es in den USA heißt, bleibt definitiv in seiner Nische. Die Musikauswahl wird Dance Dance Revolution-Freunde sicher glücklich machen, aber für die breite Masse ist da wahrscheinlich nicht so viel dabei. Das es einen Mehrspielermodus gibt, selbst wenn dafür viel Platz benötigt wird, ist in Kombination mit dem Onlinemodus mit Sicherheit das größte Plus des Spiels.

Dennoch ist der Gesamteindruck von Dance Central insgesamt besser. Denn so sehr ich den Ansatz schätze, das klassische Spielprinzip mit Kinect auf den ganzen Körper zu übertragen, bleibe ich unter diesen Umständen doch lieber auf der Matte. Und falls es die Idee war, ein breiteres Publikum anzusprechen, sollte man vielleicht doch noch mal über die Songauswahl sprechen. Denn obwohl die meisten Stücke wirklich Spaß machen zu tanzen, fühlt sich ein nicht unerheblicher Teil von der Musik eher belästigt.

Dance Evolution
Ganz ohne Pfeile kommt Dance Evolution nicht aus - und es gibt einen lokalen Zweispielermodus.

Trackliste von Dance Evolution:
* Naoki feat. Yasmine - Into Your Heart (Ruffage remix)
* Naoki feat. Smile.dk - A Geisha's Dream
* Carlos Coco Garcia - La Receta
* Naoki in the Mercure - L'amour et la liberte (Darwin & DJ Silver remix)
* NM - Hysteria 2001
* NM - Keep On Movin'
* RevenG - Exotic Ethnic
* Stone Bros. - Let The Beat Hit 'em! (Classic R&B Style)
* Reven-G - Sakura
* Naoki - Brilliant 2U
* Divas - Secret Rendez-vous
* Mitsui-o! with Geila - My Summer Love
* 8-bit - Afronova Primeval
* Niko - Night of Fire
* Cherry - Yesterday
* Naoki with Y&Co. - Can't Stop Fallin' In Love -super euro version-
* Naoki - Still In My Heart
* Naoki - Burnin' The Floor
* NM feat. Sunny - Higher
* Lea Drop feat. Ant Johnston - Every Day, Every Night (NM Style)
* Jun - Kimono Princess
* D-crew feat. Matt Tucker - We Can Win The Fight
* D-crew with Val Tiatia - Crazy Control
* The Remembers . Unity
* NM feat. Jay_bee (JB Ah-Fua) - Open Your Eyes
* Tomosuke - Lover's High
* Latenighter - Mess With My Emotions
* Naoki feat. Becky Lucinda - My Only Shining Star
* Jun - Super Samurai
* Divas - Baby Baby Gimme Your Love
* Naoki - DM Star

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Euro-Dance lebt, lokaler Zweispieler-Modus, Online-Modus via Xbox Live
-
Erkennung nicht immer ideal, Musikauswahl sehr speziell, kein Übungsmodus, nicht alle Songs von Anfang an verfügbar
overall score
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