Costume Quest ist ein Download-Rollenspiel für Xbox Live Arcade und das Playstation Network, verniedlicht und reduziert aufs Wesentliche. So nach dem Prinzip: Gewinne Erfahrungspunkte durch Kämpfe gegen die Repugianer und sammle Süßes, um neue Kampfmarken kaufen zu können. Mit denen werden Angriffs- und Verteidigungsfähigkeiten verbessert, um die rundenbasierten Kämpfe besser zu überstehen. Die Kämpfe kann man teils aktiv auswählen, indem man in die Gegner rennt oder man wird hinein geschubst. Denn jedes Mal, wenn man einer Tür klopft, folgt ein Trommelwirbel und dahinter warten entweder freundliche Menschen mit Süßigkeiten oder die böse Überraschung: ein Kampf gegen einen oder mehrere Grubbin, Trowbog oder Crestwailer vom Volke der Repugianer.
Bereits nach kurzer Spielzeit hofft man inständig, dass kein Kampf hinter der Tür wartet, denn jeder davon ist so gleichförmig öde wie am Ende das gesamte Game. Zwar verwandeln sich die niedlichen Helden, die nach kurzer Zeit zu zweit und später auch zu dritt unterwegs sind, in den Kämpfen lustig in mächtige Roboter, Ritter, Ninja oder auch eine wandelnde Pommes-Schachtel, aber der Kampfmechanismus ist so stumpfsinnig, dass bereits nach kurzer Zeit jede Herausforderung verloren geht. Knopf drücken zum Kämpfen, einmal Timing-Knopf richtig drücken - das war's.
Schlimm ist, dass man alle Häuser und Orte abklappern muss, denn nur eine komplett von Repugianern befreite Welt ermöglicht das Fortkommen in die nächste. So arbeiten sich Reynold, Everett, Lucy & Co. von der Vorstadt, ins Einkaufszentrum Autumn Haven und ins Fall Valley vor. Die isometrische Optik geht okay, ist aber nichts Berauschendes. Neben den Süßigkeiten sammeln wir in den Kämpfen oder in Nebenmissionen Halloween-Karten, die keinen Zweck haben, außer das man sie zum erfolgreichen Absolvieren anderer Nebenmissionen mit im Spiel platzierten Kartensammlern tauschen kann. Zum Glück, denn selbst auf einem HDTV lässt sich kaum identifizieren, was auf der Karte zu sehen ist...
Die Missionen sind allesamt langweilig und nach dem immergleichen Muster gestrickt: versteckte Kinder suchen, Karten zum Tauschen finden, irgendwem irgendwelche Items bringen, Äpfelessen mit Händen auf dem Rücken. In jeder Welt läuft das zudem exakt nach dem gleichen Muster ab, mit latent erhöhter Schwierigkeit. Schwach. Am lustigsten ist es noch, sich die Gegenstände für die elf Kostümmuster zusammenzusuchen. Denn die Kostüme sind das tollste an Costume Quest - leider sind es nur elf.
Eigentlich spielt man das Spiel wohl nur die knapp sechs Stunden bis zum Ende durch, weil es von Tim Schafer und Double Fine kommt und man die niedliche Gruppe großäugiger Teenager im Cel-Shading-Look einfach nicht nicht mögen kann. Wie sie so mit ihren Süßigkeitenbeuteln durch die freundlich gezeichnete Welt wackeln, im Gleichschritt hintereinander, dass ist schon sehr sehr nett. Und auch wenn die Optik nicht spektakulär ist, liebevolle Gestaltung ist das hier allemal.
Aber das alleine trägt kein Spiel, dessen Gameplay in allererster Linie saulangweilig ist. Die fehlende Sprachausgabe mag man noch als netten Retrowitz akzeptieren, aber dass die Kämpfe, integraler Bestandteils jedes guten Rollenspiel, ein realer Witz sind - das dann eher doch nicht mehr. Schade eigentlich, denn die Spielidee und Charaktere sind wirklich super.