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Borderlands 2 VR

Borderlands 2 VR

Eines der besten Spiele der letzten Generation feiert sein Debut in der virtuellen Realität - wenn auch nicht ganz vollständig.

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Muss man wirklich noch viel schreiben über Borderlands 2, einen der besten Titel aus der Zeit von Playstation 3 und Xbox 360? Gibt es Leute, die dieses Spiel noch nicht kennen? Nicht einmal die „Handsome Collection", die diesen Epos und sein Prequel sowie sämtliche Zusatzinhalte auf die aktuellen Konsolen gebracht hat? Wirklich? Nun gut, dann ganz kurz:

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Für Fans ist es eine Zumutung, in der VR-Fassung all die Inhalte und Features zu verlieren, die das sechs Jahre alte Spiel auf allen halbwegs aktuellen Plattformen bietet.

Borderlands 2 ist der Nachfolger des ersten Games, das im großen Stil Rollenspielelemente mit dem Gameplay eines First-Person-Shooters verbunden hat. Diese Mixtur war ein Riesenspaß, vor allem im Koop mit bis zu vier Spielern online oder im geteilten Bildschirm an einer Konsole. Dementsprechend gab und gibt es auch vier verschiedene Klassen für die Hauptfiguren - alles gestandene Vault Hunter (au Deutsch „Kammerjäger"), die auf dem Planeten Pandora nach dem ultimativen Schatz suchen. In Teil zwei legen sich diese Superhelden mit den Schergen von Handsome Jack an, einem smarten Bösewicht, der die Kammer natürlich als Erster öffnen will.

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Egal ob man als militärischer Commando mit portablem Geschützturm, beidhändig-schießender Gunzerker, schleichender Ninja oder magische Sirene spielt, es gibt jede Menge Loot in Form von Millionen zufallsgenerierter Waffen und anderer Ausrüstungsteile zu entdecken. Die Story führt uns durch Eiswüsten, richtige Wüsten, verfallene Fabriken voller Giftschleim und tief unter die Erde. Das Ganze wird mit einer schrägen Westernatmosphäre, vielen ausgeflippten Charakteren, Dutzenden von verschiedenen Monstern und Feinden, sowie mit schrägen Sprüchen abgerundet - es ist ein wahrhaft fantastisches Erlebnis.

Und während wir nun seit mehr oder weniger sechs Jahren auf Borderlands 3 warten, möchte uns Gearbox die Wartezeit verkürzen, indem sie uns noch einmal nach Pandora schicken - nur dieses Mal eben in der virtuellen Realität. Eigentlich gar keine schlechte Idee, denn Borderlands 2 ist ein tolles, umfangreiches Spiel. Nur leider ist die VR-Anpassung ähnlich lieblos wie der Umgang mit den Fans der Serie und dem Studio 2K Australia, welches kurz nach der Fertigstellung von Borderlands: The Pre-Sequel eingestampft wurde.

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Die virtuelle Realität wird fast ausschließlich für die zusätzliche Tiefenebene genutzt, viele moderne Möglichkeiten bleiben ungenutzt.
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Was ist denn alles schiefgegangen? Erst einmal ist der Move-Support für PSVR ein schlechter Scherz. Die Bewegungssteuerung der Controller ist auf der Konsole gegenüber den PC-Konkurrenten relativ eingeschränkt, da sie weniger Knöpfe und vor allem keine Thumbsticks oder Touchpads bietet. Bei Borderlands 2 VR führt das beispielsweise dazu, dass man nicht einmal rückwärts laufen kann. Schwer zu sagen, wie man auf diese Art und Weise Kämpfe gewinnen soll, in denen ständig Gegner auf den Spieler zugerannt kommen. Auch das Gunplay, was riesiges Potenzial für VR haben müsste, wurde schön versemmelt. Gesten zum Nachladen der Knarren fand Gearbox doof, ebenso wie die Option mit der linken Hand die Waffe abzustützen. Und dass wir nicht durch das Zielfernrohr schauen dürfen, ist die Spitze der Absurdität. Da wird ein merkwürdiges Bild-im-Bild angezeigt, was gefühlt nur zehn Bilder pro Sekunde abspielt.

Dieses dubiose „Feature" plagt zwar zugegeben auch die Steuerungsvariante mit dem Controller, aber immerhin lässt sich diese einigermaßen flüssig spielen. Was in Borderlands 2 VR aber absolut gar nicht nachvollziehbar ist, ist die Laufgeschwindigkeit. Diese lässt sich zwar im Menü zwischen langsam, mittel und schnell umschalten, der Analogstick bietet allerdings keine Möglichkeit, das Lauftempo selbst zu bestimmen - muss man nicht verstehen. Auch sonst haben wir das Gefühl, dass Gearbox' Job hauptsächlich darin bestand die Grafik-Engine auf VR umzubauen. Ansonsten wurde wenig Arbeit in den VR-Port gesteckt.

Leider wurde selbst dabei geschlafen: Wegmarker, die zum Beispiel auf Personen hinweisen, stecken oft - von der dreidimensionalen Tiefe her - mitten in diesen drin, statt dass sie davor schweben. Und wenn man das Menü aufruft oder an einem Automaten shoppen möchte, werden die Anzeigen des Menüs oft von NPCs oder dem Automaten selbst überlappt. Als weiteres Detail am Rande sind die Videosequenzen viel zu hell eingestellt und die zusätzliche Arbeit, diese zumindest in 3D zu konvertieren (wenn sie schon nicht in VR erlebbar sind) hat sich natürlich auch niemand gemacht.

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Trotz vieler Kritikpunkte ist das Spiel nicht auf verlorenem Posten, denn es ist halt leider sehr geil...

Doch halt, es gibt tatsächlich eine Neuerung der VR-Version, und die nennt sich BAMF-Time: Die Bad-Ass-Mega-Fun-Time ist eine Zeitlupe, die man mit einem Button aktivieren kann. Dadurch fehlt allerdings auch ein Knopf, mit dem wir in die Hocke gehen könnten. Klar, das kann man in einem VR-Spiel natürlich auch mit seinem Körper machen, aber nicht, wenn man im Sitzen spielt. Spielt man hingegen im Stehen, erscheint es so, als wären die anderen Menschen im Spiel alle nur etwa einen Meter dreißig groß... Seufz.

Und dann ist da natürlich noch die Kleinigkeit, dass man Borderlands 2 VR nur alleine spielen kann - es gibt keinen Online-Modus. Und die tollen DLC-Episoden, die in der Handsome Collection stecken sind ... man ahnt es schon... ebenfalls nicht an Bord. Ist damit wirklich alles schlecht an Borderlands 2 VR? Nein, es gibt eine Sache, die ist nach wie vor richtig mega-toll, und die nennt sich Borderlands 2. Denn das Spiel an sich ist einfach unverwüstlich. Das Looten und Leveln macht gewohnt viel Spaß und nun kann man Pandora eben noch einmal aus einer etwas anderen Perspektive kennenlernen. Besondere „Wow-Effekte" sind rar gesät, ebenso sieht es allerdings generell im VR-Markt mit großen Titel mit viel Content aus. Deshalb ist es auf eine Art natürlich ein Segen, dass es Borderlands 2 nun auch in VR gibt. Und für Leute, die das Game noch gar nicht kennen, könnte es sogar ein echter Top-Titel sein.

Es ist nur wirklich zu hoffen, dass Gearbox wenigstens an den ganz offensichtlichen Schnitzern noch mal nachbessert. Allem voran muss eine variable Laufgeschwindigkeit auf den Analogstick gelegt werden und der Quatsch mit den Menüs sollte man auch schleunigst fixen. Dass ein so auffälliger Fehler durchrutscht, ist für ein solch hochkarätiges Studio wirklich peinlich. Wenn das erledigt ist, verbringen wir gerne noch ein paar weitere Stunden auf Pandora - denn die Zeit, bis zu Borderlands 3 muss muss man ja irgendwie rumkriegen.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Es ist Borderlands 2!
-
Sehr lieblose und teilweise nachlässige VR-Anpassung, kein Multiplayer möglich, kein DLC enthalten.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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