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Bayonetta & Vanquish 10th Anniversary Bundle

Bayonetta & Vanquish 10th Anniversary Bundle

Zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Bayonetta und Vanquish ist es an der Zeit, zwei der besten Actionspiele der letzten Konsolengeneration in diesem 4K-Bundle für PS4 und Xbox One erneut zu besuchen.

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Shinji Mikami und Hideki Kamiya sind zwei Legenden der japanischen Videospielindustrie, die einiges gemeinsam durch haben. Beide hatten ihren Durchbruch in den Neunzigern bei Capcom mit Resident Evil. Mikami war der Director der beiden ersten Teile und übernahm am beliebten vierten Kapitel wieder die Zügel, während Kamiya an Resident Evil 2 mitarbeitete und schon dort einige Ideen einbrachte, aus denen später Devil May Cry werden sollte.

2004 wechselten Mikami und Kamiya zum damals frisch gegründeten Clover Studio. Die Firma existierte nur drei kurze Jahre, allerdings entstanden in dieser Zeit Spiele, wie Viewtiful Joe 2, Okami und God Hand - ein beachtliche Resümee. Leider sah Capcom das anders und schloss die Abteilung im Jahre 2007 wieder. Die meisten Angestellten verließen das Unternehmen daraufhin gänzlich und gründeten unter der Leitung von Mikami und Kamiya PlatinumGames, wo Mikami blieb, bis er 2010 Tango Gameworks gründete.

Warum die Geschichtsstunde? Weil all das dazu führte, dass PlatinumGames diese wunderbaren Spiele voller verrücktem Zeug macht. Kreativität wird mit toller Optik, schneller Action und extrem präzisem Gameplay gemischt - ein Markenzeichen der Entwickler, die ein beeindruckendes Portfolio nachweisen können. Hier finden sich Spiele wie Metal Gear Rising: Revengeance, The Wonderful 101, das sagenumwobene Nier: Automata und Astral Chain aus 2019 wollen wir auch nicht vergessen. Zwei weitere Titel aus dem Repertoire sind jetzt als Remaster im Bayonetta & Vanquish 10th Anniversary Bundle für Playstation 4 und Xbox One neu erschienen.

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Es gibt zwar ein paar Kleinigkeiten zu bemängeln, aber insgesamt bietet das Paket hochwertige Unterhaltung.

Bayonetta erschien in Japan Ende 2009 und ist ein Spiel, in dem Kamiya seine Ideen von Devil May Cry weiterentwickeln konnte. Wir übernehmen die Rolle der namensgebenden Umbra-Hexe, einer wenig subtilen Domina, die uns mit ihren Knarren und heftiger Magie den Hintern versohlt. Bayonetta hat keinerlei Erinnerung an ihre Vergangenheit und deshalb reisen wir mit ihr nach Europa und kämpfen halt gegen göttliche Kreaturen, um mehr über die Welt zu erfahren. Es ist ein Spiel in dem schnelle und präzise Kombos im Mittelpunkt stehen, deshalb ist die fesche Hexe ohne Frage die Göttin der ballerwütigen Hack&Slash-Games.

Vanquish war Mikamis Herzensangelegenheit und erschien ein Jahr später, sprich 2010. Der Shooter aus der Schulterperspektive und dessen Spielmechaniken basieren - laut Mikami - allein auf den westlichen Actionspielen dieser Zeit (wenn ihr Shooter wie Gears of War, Halo oder Mass Effekt gespielt habt, werdet ihr einige Elemente wiedererkennen). Vanquish ist gleichzeitig jedoch viel intensiver und schneller als seine Konkurrenz von damals, denn Sam Gideon ist eine Art Superstar. Die Vereinigten Staaten werden in naher Zukunft von der sogenannten Order of the Russian Star angegriffen und gleich zu Beginn wird San Francisco von einer Satellitenwaffe aus dem All dem Erdboden gleichgemacht.

Mit seinem experimentellen Exoskelett versucht Sam und eine Gruppe Marines die Waffe zurückzuerobern, bevor sie dazu genutzt wird, um New York zu zerstören. Die Geschichte ist voller Klischees, alberner Dialoge, einer übertriebenen Sprachausgabe und maskuliner Charaktere (die in den letzten zehn Jahren nicht unbedingt weniger toxisch geworden sind). Auf der anderen Seite hat das Spiel ein hohes Tempo, ein sehr befriedigendes Kampfsystem und eine Rüstung, die Sam mit Höchstgeschwindigkeit über den Boden gleiten lässt (vermutlich hat Guillermo del Toro dieses Spiel gespielt, bevor er Pacific Rim gedreht hat - die Jaeger-Kampfanzüge aus seinen Filmen gleichen Sams Rüstung doch sehr).

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Am deutlichsten wird der technologische Fortschritt bei den Ladezeiten.

Wenn ihr die Titel noch nie gespielt habt und bisher nicht die Möglichkeit hattet, die PC-Version zu zocken, dann lohnt sich das Remaster-Bundle auf jeden Fall. Immerhin sind das zwei der unterhaltsamsten Action-Titel der letzten Konsolengeneration und Bayonetta kann immer noch mit seinem Kampfsystem, dem abgefahrenen Design und einem knackigen Soundtrack beeindrucken. Vanquish ist ein wenig schlechter gealtert, macht aber immer noch viel Laune und ist wirklich großartige Unterhaltung. Das Paket zeigt, was die Stärken von PlatinumGames sind: Fantastische Spielmechaniken in Kombination mit irrwitzigem Tempo. Aber man sieht auch deutlich, dass tolle Geschichten nicht unbedingt zu den Stärken des Studios gehören (was aber nur dafür sorgt, dass wir Nier: Automata umso mehr lieben und wertschätzen - da hat Platinum am Design gearbeitet, während sie sich für die Story Hilfe vom verrückten Yoko Taro geholt haben).

Für unseren Test hatten wir nur die Standard-PS4 zur Verfügung, doch ein hochwertiger 4K-Fernseher stellt das Erlebnis trotzdem gut dar. Wer die flotte Erfahrung in echtem 4K bei 60 fps will, sollte diese Edition mit einer PS4 Pro oder der Xbox One X und passendem Bildschirm zocken. Trotzdem bekommen auch die Spieler mit der Standard-Konsole ein verbessertes Spielerlebnis, da die beiden Remaster die Qualität der Originale gewaltig erhöhen. Das wird noch offensichtlicher, wenn man sich im Vergleich dazu die PS3-Version anschaut: Die alte Version von Bayonetta war ein berühmt-berüchtigter Port, bei dem die Frames gerne mal in die grausigen Bereiche von unter 20 Bildern pro Sekunde fallen. Die Steuerung der PS4-Version ist wesentlich besser, die Farben lebendiger und die Framerate stabiler und höher.

Trotzdem ist die Grundfarbe beider Spiele eher braun und grau, was halt ein Zeichen dieser Zeit war. Die Zwischensequenzen hätten ebenfalls ein wenig mehr Sorgfalt und Liebe vertragen können, denn zwischen alt und neu fällt der Unterschied in puncto Bildqualität und Framerate ehrlich gesagt nur gering aus. Bei Vanquish zeigen sich die Probleme noch eher: das Geschehen verlangsamt sich manchmal und in den Zwischensequenzen kommt es gern auch mal gänzlich ins Stocken. Das könnte sicherlich auch an der alten (und sehr warmen) PS4 liegen, aber damit sind wir ja nicht die Einzigen.

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Diese Titel haben eine bewegende Geschichte hinter sich, die davon zeugt, welches enorme kreative Potential PlatinumGames hervorgebracht hat.

Wenn ihr auf zusätzliche Boni hofft, habt ihr leider Pech gehabt. Die Spiele werden mit allen erhältlichen Zusatzinhalten veröffentlicht, aber es gibt kaum nützliches Zusatzmaterial. Ihr bekommt die Titel in schick(er) und eine Online-Rangliste, aber das war es dann auch schon. Auf der anderen Seite wurden die Ladezeiten erheblich reduziert, selbst auf der normalen PS4 ist das bemerkbar - ein echter Hauptgewinn. Wer Lust auf die originale, japanische Sprachausgabe hat, findet die jetzt ebenfalls in den Optionen.

Es gibt zwar ein paar Kleinigkeiten zu bemängeln, aber insgesamt bietet das Paket hochwertige Unterhaltung (vergesst nur nicht euer Gehirn in den albernen Situationen auszuschalten). Die beiden Spiele sind erstaunlich gut gealtert und die Remaster wurden schön umgesetzt. Nach etlichen Stunden wilden Knöpfedrückens und einer Herausforderung nach der anderen, wollten wir immer noch mehr (vielleicht Bayonetta 2 auf der Switch?). Egal ob ihr die Spiele zum ersten oder zum zehnten Mal zockt, es erwarten euch viele Stunden bester Unterhaltung.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Zwei exzellente Spiele, die immer noch solide und einzigartige Unterhaltung bieten. Das Remaster ist sowohl in Bezug auf Auflösung als auch auf Bilder pro Sekunde meist maßstabsgetreu. Ladezeiten sind nahezu nicht vorhanden.
-
einige peinliche Momente in den Spielen, die Zwischensequenzen hätten etwas mehr Liebe und Sorgfalt gebrauchen können, graue und braune Farbpalette, wenige technische Optionen, kaum Bonusinhalte.
overall score
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