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Apache: Air Assault

Apache: Air Assault

Helikopter-Simulationen sind nicht wirklich DER heiße Kram derzeit. Apache: Air Assault ist zudem noch ziemlich unterm Radar unterwegs gewesen in Sachen Aufmerksamkeit. Wir sind trotzdem losgeflogen.

Meine Basis steht unter schwerem, feindlichen Beschuss. Rote Markierungen zeigen die Angreifer auf dem Heads-up-Display an. Tangos überall. Die Rotorblätter beginnen zu brummen. Ich steige auf und nehme sogleich eine Reihe von gepanzerten Fahrzeugen und Fußsoldaten mit Raketenwerfer ins Visier. Mein AH-64D Apache Longbow entfesselt seine schwere Artillerie und lässt Hellfire-Raketen auf die Ziele regnen. Wer ein kleiner Militär-Fanatiker ist, dem reicht das, um Freudentränen in den Augen zu haben.

Apache: Air Assault dreht sich nur um Kampfhubschrauber. Alle Modelle sind offiziell von Hersteller Boeing lizenziert. Vor jeder Mission gibt's ein kurzes Briefing. Dessen Inhalt entspricht den typischen Klischees: spärliche Informationen über Geschichten von Terroranschlägen und Piraten. Spannend oder gar packend wird die Story nicht. Stattdessen liegt der Fokus ausschließlich auf dem, was die Boeing-Kampfhubschrauber sein wollen: todbringende Superwaffen. Apache: Air Assault ist bei der Vermittlung dieser Lektion sehr erfolgreich.

Ich nehme schnell noch einen Konvoi mit einem Dutzend Raketen auseinander, suche mit der Wärmebildkamera nach Guerilla-Truppen im Dschungel, jage Terroristen auf schneebedeckten Abhängen. Richtig intensiv wird's bei den Dogfights mit feindlichen Hubschraubern oder wenn man abgestürzten Kollegen aus dem schwebenden Helikopter mit dem Maschinengewehr den Rücken freihalten muss. Die Missionen sind alle abwechslungsreich, gut gestaltet und selten langweilig. Das Spiel ist laut, klingt trotzdem gut und sieht ziemlich realistisch aus, ohne dabei allerdings grafisch irgendwie außergewöhnlich zu sein. Die Framerate stottert schon mal vor sich hin, Texturen poppen bisweilen ein bisschen spät ins Bild und ein paar mehr Details wären auch nicht schlecht gewesen.

Apache: Air Assault
Die Luftkämpfe sind spannend und komplex, besonders in den hohen Schwierigkeitsgraden.

Das Maschinengewehr wird zum größten Teil automatisch von der Künstlichen Intelligenz gesteuert, so dass man sich selbst dem Steuern des Helis und den schweren Waffen widmen kann. Natürlich darf jederzeit in den Schwebemodus gewechselt werden, um die Bordkanone selbst präzise zu steuern. Per Knopfdruck wird in die charakteristische Schwarz-Weiß-Kamera-Ansicht gewechselt, noch einen Knopfdruck weiter wartet die Wärmebildkamera. Mit letzterer werden selbst einzelne Soldaten inklusive ihrer Raketenwerfer zu einfachen Zielen.

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Bemerkenswert ist, dass wir die Heli-Action im Koop-Modus gemeinsam mit einem Freund ohne Splitscreen genießen können. Was sich cool anhört, aber nicht cool ist. Der Koop beschränkt sich darauf, dass einer den Helikopter steuert, während der andere die Waffensysteme bedient. Man kann jetzt argumentieren, dass dies der Authentizität zuträglich ist, weil die Aufgaben im wirklichen Leben auch so verteilt sind. Leider ist genau das im Spiel nicht besonders unterhaltsam. Nur schießen ist langweilig, nur steuern auch. Persönlich hätte ich für den Koop einen Splitscreen-Modus und zwei Hubschrauber besser gefunden.

Online fliegt's sich genau aus diesem Grund viel besser. Bei den Trupp-Einsätzen kämpft jeder sich der bis zu acht Spieler in einem eigenen Helikopter dem Missionsziel entgegen. Die Missionen ähneln denen der Solo-Kampagne, fügen Kommunikation mit echten Menschen hinzu und das steigert das Erlebnis erheblich. Außerdem gibt's noch eine Option für ein frei definierbares Spiel, wo die Karte, die Zahl der Gegner sowie deren Equipment und allerlei anderer Kleinkram frei einstellbar sind.

Apache: Air Assault
Die Cockpitinnenansicht ist eine von vier Perspektiven.

Vor dem Missionsstart stehen zwei Schwierigkeitsgrade zur Auswahl. Auf erfahrene Flieger wartet ein Realismusmodus, der ziemlich kompliziert ist. Keine Ahnung, wie nah der an der Realität ist, weil ich noch nie selbst einen echten Hubschrauber gesteuert habe. Aber hier im Spiel ist es bereits eine ziemlich Herausforderung, den Vogel nur gerade in der Luft zu halten und ihn schnell zu fliegen. Und dann soll man noch parallel Ziele am Boden und in der Luft ausschalten? Puh. Der einfache Modus dagegen eignet sich perfekt für Menschen, die nicht permanent Baumkronen abrasieren oder in den Bergen abstürzen wollen. Die Flugphysik ist deutlich nachsichtiger und es wird so eher ein entspanntes Arcade-Erlebnis als eine Simulation. Wer den Realismusmodus für Schwächlingszeug hält: Man kann auch noch einen Veteran-Modus freischalten, wo die Herausforderungen ein infernalisches Niveau erreichen.

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Den Apache mit einem Standard-Controller zu steuern, das funktioniert prima. Aber in der gleichen Weise wie ein Rennspiel am besten mit einem Lenkrad gespielt werden sollte, müsste Apache: Air Assault mit einem Joystick viel besser spielbar sein. Die Auswahl an Joysticks für Konsolen ist allerdings nicht gerade umfangreich, aber es gibt einen Thrustmaster-Joystick für die Playstation 3, der angeblich wunderbar funktionieren soll mit dem Spiel. Ausprobieren konnten wir es leider nicht.

Reine Hubschrauber-Simulationen sind auf dem Markt derzeit spärlich vorhanden, da sie nur eine Nischenzielgruppe ansprechen. Aber manchmal ist es ein großer Spaß, sich mit dieser Art von Nischenspielen zu beschäftigen. Besonders wenn es ein gutes ist. Apache: Air Assault fällt in diese Kategorie. Es ist leider vielleicht nicht das schönste Spiel und dazu ziemlich anonym, aber wen der erste Absatz dieses Textes interessierte, den stören solche Details vermutlich ohnehin nicht.

HQ
07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Herausfordend, gute Luft- und Bodenkämpfe, abwechslungsreiche Missionen, gute Steuerung
-
Anonymes Spielgefühl, beliebige Durchschnittsgrafik
overall score
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