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WWE 2K20

WWE 2K20

Der Langzeit-Entwickler Yuke's hat das WWE-Team verlassen. Wie geht das jüngere Team mit dem WWE-2K-Erbe um?

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Es war ein tolles Jahr für Wrestling, da AEW endlich auf die WWE losgelassen wurde. Das WWE-Franchise hat sich lange nicht mehr weiterentwickelt, weshalb die Qualität längst nicht mehr dem gewohnten Maßstab entspricht. Leider können wir auch WWE 2K20 nicht abfeiern und wir glauben sogar, dass das eigentlich niemand so richtig tut. Der aktuelle Teil der Reihe ist nämlich so unfassbar schlecht, dass wir ehrlich gesagt kaum wissen, wo wir mit unserer Kritik ansetzen sollen. Die traurige Wahrheit ist nämlich, dass es wirklich überhaupt nichts Gutes zu berichten gibt.

Man kann 2K Sports einen Mitleidsbonus entgegenbringen, nachdem Yuke's - der langjährige Entwickler der Reihe - sich verabschiedete. Das Studio produziert seit 1995 Wrestling-Spiele und hat somit eine wichtige Rolle bei jedem WWE-Spiel seit 2000 gespielt. 2K hat sich für 2K20 jedoch an Visual Concepts gewandt, die schon seit einiger Zeit helfen, aber ganz offensichtlich nicht genug Zeit hatten. Das Spiel ist weder komplett noch funktionsfähig und es ist schon beschämend, wie kaputt einige Aspekte sind.

Die Grafik hat es irgendwie geschafft schlechter zu sein, als bei den Vorgängern und die Charaktermodelle sind - mild ausgedrückt - absoluter Schrott. Randy Savage sieht aus wie Lord Farquaad aus Shrek und der klassische Superstar - The Rock - ist einfach grauenhaft umgesetzt. Die Physik der Haare ist besonders grauenhaft, denn im Story-Modus führen die quasi ihr eigenes Leben. Stellt euch die Schlangen auf dem Kopf der Medusa vor, so ungefähr ist das. Trägt unser Wrestler einen Bart, bewegt der sich nicht, wenn sich unser Mund bewegt. Die Flusen clippen deshalb ständig in unseren Mund hinein. Es ist schon unglaublich, dass solche Dinge noch vorkommen.

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Über vieles davon könnte man ja irgendwie schmunzeln, wenn das Spiel wenigstens Spaß machen würde.

Wir müssen auch über die unglaublich vielen Bugs sprechen, die dieses Spiel plagen. 2K hat den ersten Patch bereits veröffentlicht, aber ganz ehrlich - da ist noch immer viel Luft nach oben. Es ist und bleibt unverzeihlich, ein Spiel in diesem Zustand auszuliefern. Schiedsrichter schweben 3 Meter über dem Boden oder stecken im Boden fest und die Münder und Augen einiger Athleten schweben über ihrem Nacken. Das ist echter, unfreiwilliger Body-Horror, wie wir ihn bei der Veröffentlichung von Assassin's Creed: Unity zum Start der aktuellen Konsolengeneration sahen - hat zu Halloween aber auch ganz lustig gepasst... Das waren aber gerade mal drei Beispiele für unzählige Probleme - googelt einfach selbst, wenn ihr noch mehr sehen und lachen wollt.

Viel schlimmer sind eh die Bugs, die das Spiel schlicht zerstören. Im Karrieremodus konnten wir manchmal nicht das nächste Kapitel starten, nachdem unsere Athleten verändert wurden und auf ihren Klamotten plötzlich ein Emblem abgebildet war - das ist besonders dramatisch, weil gerade die Anpassungsoptionen eine wichtige Rolle spielen und ihr zum Lohn dafür ewig im Ladebildschirm steckenbleibt. Das Spiel stürzt aber auch gerne einfach mal so ab. Im Universe-Modus ist uns das schon nach dem ersten Match passiert und das war wie gesagt nur der Start.

Der Universe-Modus ist der Manager-/Sandkasten-Modus des Spiels und gleicht dem der Vorgänger. Eine der wenigen Ausnahmen sind die bis zu vier Rivalitäten (denen es nicht gelingt, uns eine interessante Show zu liefern) und die neuen Dialoge. Das wird wirklich keinen Spieler aus dem Sessel hauen. Wir vermissen zudem immer noch den GM-Modus von vor zehn Jahren, aber die werden wohl niemals zurückkehren.

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Das Spiel ist wirklich noch in einem sehr rohen Zustand... Macht einen Bogen drum, bis es es nächstes Jahr vielleicht gefixt wurde.

Der Karrieremodus will etwas völlig Neues versuchen und lässt uns diesmal mit zwei guten Freunden loslegen - ein Mann und eine Frau. Die Idee ist gut, nur leider nicht so toll ausgeführt. Die Geschichte beginnt mit dem Karriereende, wir erinnern uns in Gesprächen mit anderen Superstars zurück an die eigenen Leistungen. Ihr könnt mit AJ Styles sprechen und er erinnert sich an das Match, dass wir früher mit ihm hatten. Wir dürfen dann auch auswählen, ob wir das Match selbst spielen wollen - quasi als eine Art Nebenmission - oder ob wir lieber mit den Hauptmissionen weitermachen möchten. Mit AJ zu sprechen ist schön und gut, nur bewegt er seinen Mund in den aufgenommenen Dialogen nicht. Das Spiel ist wirklich noch in einem sehr rohen Zustand...

Die Story hätte interessant sein können, wirkt aber manchmal wie aus der Feder eines Vierzehnjährigen. Trey bekommt seinen Spitznahmen, nachdem er ein Tablett hat fallen lassen und es gibt viele wirklich schlecht geschriebene Teeny-Witze. Außerdem sehen wir an wirklich jedem Punkt unserer Karriere exakt gleich aus - in den Highschool-Flashbacks (in denen die anderen Kids wie Zehnjährige wirken) ebenso, wie im verdienten Ruhestand. Die schlecht umgesetzte Idee bringt uns leider nichts, auch weil diese Präsentation beinahe schon für körperliche Schmerzen sorgt.

Eine weitere, nette Idee - zumindest theoretisch - ist der Showcase-Modus: Darin spielen wir jedes Jahr der Karriere eines Superstars nach. In diesem Jahr steht die Revolution der Frauen im Mittelpunkt, deshalb bekommen die weiblichen Athleten mehr Aufmerksamkeit. Wir folgen der Karriere der vier „Apokalyptischen Reiterinnen" (Bayley, Becky Lynch, Charlotte Flair und Sasha Banks) von NXT bis zu den Hauptveranstaltungen von Wrestlemania. Zwischen den Kämpfen sehen wir reale Videos der Matches, die allerdings in niedriger Auflösung wiedergegeben werden. Die Lizenzen scheinen nicht das Problem zu sein, schließlich ist das hier ein offizielles WWE-Spiel, also warum zur Hölle dürfen wir diese Clips dann nicht in HD genießen?

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Über vieles davon könnte man ja irgendwie schmunzeln, wenn das Spiel wenigstens Spaß machen würde. Aber nein, nicht einmal das hat Visual Concepts geschafft. Manchmal sorgen die Spielmechaniken dafür, dass wir unseren Gegner komplett verfehlen oder nicht mal den richtigen Schlag ausführen. Die Tastenbelegung wurde überarbeitet, um neuen Spielern den Einstieg zu erleichtern, aber seitdem hat die Steuerung immer man wieder kleine Aussetzer. Und warum muss mittlerweile eigentlich alles ein Minispiel sein? Die Submission ist nur noch ein Minigame, da muss es doch bessere Möglichkeiten geben. Mal ganz abgesehen davon, dass die KI unsere "Finisher" fast immer problemlos kontert.

WWE 2K10 ist ein Spiel, um das ihr einen möglichst großen Bogen machen solltet, selbst und vor allem, wenn ihr ein Wrestling-Fan seid. Jeder Aspekt der Serie wurde im aktuellen Teil verschlechtert. Die Grafik ist mies, es gibt jede Menge Bugs, der Karrieremodus ist lachhaft und im Ring zu stehen macht einfach keinen Spaß. Es gibt einfach nichts Gutes an diesem Spiel. Zwischen richtig miesen Games und denen, die einfach unspielbar sind, konnte sich WWE 2K20 offenbar nicht entscheiden und ist deshalb etwas von beiden. Es mag nicht so schlecht sein, wie das Fiasko WWE 2K18 für die Switch, aber offengestanden fehlt da auch nicht mehr viel.

03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
einige Ideen sind nicht Mist.
-
schreckliche Grafik, endlose Bugs, Karrieremodus wirkt als wäre er von Teenagern geschrieben worden, Action im Ring ist nicht spaßig, furchtbare Spielmechaniken .
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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