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Warface

Warface Xbox 360 Edition

Cryteks Egoshooter wird als Free-to-Play Call of Duty gehandelt. Komisch, denn es glänzt vor allem dann, wenn es sich von der Shooter-Blaupause löst.

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Ohne Einzelspieler-Erfahrung gleich ins Onlinechaos einzutauchen, es ist immer der Sprung ins kalte Wasser. Da dürften die Koop-Missionen von Warface nach dem kurzen Einführungstraining die erste Anlaufstelle für viele Spieler sein, um sich mit den Einzelheiten vertraut zu machen und dabei erste Waffen oder Upgrades freizuschalten. Ein Team aus bis zu fünf Spielern kämpft gegen die K.I.-Einheiten einer bösen, internationalen Söldner-Firma.

Die ausgewogene Auswahl der Klassen spielt besonders im Koop eine wichtige Rolle. Ohne Sanitäter ist auf den beiden höheren der drei Schwierigkeitsstufen häufig schon nach der obligatorischen Hubschrauberlandung zu Beginn jeder Mission Schluss. Es gibt keine Respawns für gefallene Teammitglieder. Entweder der Spieler wird innerhalb eines Zeitlimits wiederbelebt oder zumindest eines der Teammitglieder schafft es lebend bis zum nächsten Checkpoint. Aber gerade, weil jede Klasse so wichtig ist, kann der Verlust auch nur eines Squadmitglieds das gesamte Team vor kaum lösbare Probleme stellen.

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Die Koop-Missionen bestehen immer aus zwei Teilen.
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Ohne Soldat kann auf dem Weg zum nächsten Checkpoint schnell die Munition knapp werden. Der Scharfschütze ist wichtig gegen tödliche Spec-Ops, andere Sniper oder Panzerfaustbeschuss von den umliegenden Dächern, da selbst Sturmgewehre auf Distanz nicht zuverlässig genug sind. Der Ingenieur kann die gepanzerte Schutzkleidung reparieren und der Sanitäter heilt Verletzte oder holt Gefallene mit seinem Defibrilator zurück.

Neben den spezifischen Rollen lassen sich manche Gegner auch kaum alleine bewältigen. Der schwere Schütze feuert mit einer Gatling und seine Panzerung ist nur am Rücken verwundbar. Selbst wenn es dem Team gelingt, sich von allen Seiten in Position zu bringen, beherrscht der Heavy Gunner ein Stellungsspiel, das ihn zu einer nervenaufreibenden Aufgabe machen kann. Söldner mit Schilden stoßen unaufmerksame Spieler zu Boden, die sich dann wehrlos auf die Schützenhilfe ihres Teams verlassen müssen und es gibt Zugänge zu erhöhten Bereichen, die nur von mindestens zwei Spielern gemeinsam erreicht werden können.

Die Koop-Missionen bestehen immer aus zwei Teilen. Nach der Hubschrauberlandung im Einsatzgebiet kämpft sich das Team bis zur Abholzone. Von dort geht es im Heli zur zweiten Kampfzone, die immer mit einer Art Endgegner aufwartet. Ein Gefecht gegen einen riesigen Mech, der Kampf mit einem tödlichen Apache-Helikopter, eine Arena mit Wellen von Söldnern, eine Truck oder Bootsfahrt unter schwerem feindlichen Beschuss müssen überstanden werden, um die Mission erfolgreich abzuschließen.

Warface
Das Rotationssystem der zweigeteilten Koop-Missionen mit verändertem Gegneraufkommen sorgt für stetige Abwechslung und ist die ganz große Stärke von Warface.
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Jeden Tag steht jeweils ein Level für die drei Schwierigkeitsstufen bereit. Am nächsten Tag kommt eine neue Mission dazu und die anderen rücken eine Stufe höher und bieten mit völlig anderen Gegnern eine neue Herausforderung. Wobei die höchste Schwierigkeitsstufe selbst eingespielten Teams wirklich alles abverlangt. Die Koop-Missionen von Warface sind für Taktikfreunde ein Hochgenuss und nebenbei auch die einzige Möglichkeit im Spiel, kostenlos an die Warface-Währung zu kommen - die Kronen.

Mit denen lässt sich die beste Ausrüstung im Spiel freischalten. Je nach Geschwindigkeit und über den Verlauf der Mission ausgeteiltem Schaden wird man mit der kostbaren Währung versorgt. Während man zu Beginn vermutlich beschäftigt genug sein dürfte, die Mission überhaupt zu schaffen, bieten die täglichen Mission einen gewissen Wiederspielwert, um die verschiedenen Meilensteine für die begehrten Kronen zu erreichen. Ein prominent eingeblendetes Leaderboard im Ladebildschirm jeder Mission motiviert noch mal zusätzlich zu Höchstleistungen.

Das Rotationssystem der zweigeteilten Koop-Missionen mit verändertem Gegneraufkommen sorgt für stetige Abwechslung und ist die ganz große Stärke von Warface. Eventuell lassen sich mit ein paar Wiederbelebungsmünzen die Plätze in den täglichen Leaderboards erkaufen, aber im Koop muss man sich um Pay-To-Win wirklich keine Sorgen machen. Das ist im klassischen Versus-Modus von Warface allerdings nicht ganz so klar.

Warface
Wer grafisch die übliche Crytek-Qualität erwartet, wird bitter enttäuscht.

Hier wartet eine Fülle von unterschiedlichen Modi. Es können eigene Lobbys mit unterschiedlichsten Parametern erstellt werden, aber die eigentlichen Spielmodi bieten nichts Neues. Das schnelle Run'n'Gun-Gameplay auf den viel zu kleinen Karten macht die Klassen nahezu überflüssig. Die Teamspawns können viel zu schnell besetzt werden, häufig ist der gegnerische Spawn kaum mehr als einen Granatenwurf entfernt. Und genauso spielt sich Warface dann auch.

Die Spieler sterben häufig viel zu schnell und bringen mit jedem Spawn wieder zwei frische Granaten mit. Wer es schnell liebt, kann hier glücklich werden. Die meisten aber dürften mit dem hektischen Chaos nichts anfangen können. Selbst im Plant the Bomb-Modus, in dem jeder Spieler nur ein Leben besitzt, kommt es auf den kleinen Karten eher zu kurzen Wettrenen um die besten Positionen. Aber immerhin haben hier Klassen wie der Sanitäter wieder eine Aufgabe, denn in den anderen Versus-Modi sind die Leben einfach zu wenig wert und der Respawn häufig schneller.

Wer grafisch die übliche Crytek-Qualität erwartet, wird bitter enttäuscht. Das Spiel ist schnell, kann aber optisch nicht beeindrucken. Ob das Free-to-Play-Modell auch Pay-to-Win bedeutet, ist echt schwer zu sagen. Ein bisschen sieht das System mit den vielen verschiedenen Währungen nach Verschleierungstaktik aus. In erster Linie bedeutet Premium schnelleren Zugang zu vermeintlich besserer Ausrüstung, die wird dann häufig aber nur geliehen oder muss teuer repariert werden. Es gibt Servergruppen, in denen die Spieler nach ihrem Level eingeteilt werden. Wir konnten aber bisher nur Spieler auf den Servern für Anfänger bis Level 10 finden oder eben jene, die für alle frei sind. Es lässt sich eben nur schwer sagen, ob die Spieler mit den hohen Rängen einfach besser sind und mehr Erfahrung haben, oder ob ihnen die Ausrüstung zusätzliche Vorteile verschafft.

Das spielt aber in den großartigen Koop-Missionen überhaupt keine Rolle und die bieten jedem Taktikfreund eine wirklich intensive Herausforderung. An den Versus-Modi und der Kartengröße muss Crytek noch feilen, wenn Warface die Spieler über einen längeren Zeitraum binden soll. Warface steht aber erst am Anfang. Das Free-to-Play-Konzept hat ja den Vorteil, dass die Entwickler sich nicht mit dem Geld der Spieler zurücklehnen können, sondern immer weiter an ihrem Produkt feilen müssen. Kleine Änderungen an der Spawn-Mechanik und der Kartengröße - schon wird Warface ein überzeugender Konkurrent für die etablierten Vollpreisshooter.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
großartige undextrem fordernde Koop-Missionen, täglich wechselnde Aufgaben, eigene Lobbys mit vielen Optionen
-
zu kleine Versus-Karten, ungesicherte Spawns, seltsames System mit leihbaren Waffen oder solchen, die mit Spielwährung repariert werden müssen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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