Under Defeat HD Deluxe Edition

Die Bunkeranlagen liegen hinter uns. Keiner hat überlebt. Gleich kommt der Turm, das Herzstück der Militärbasis. Aber bevor wir ihn angreifen können, müssen wir noch seine Verteidigung durchbrechen. Die leichten Verteidigungseinrichtungen dürften kein Problem sein, aber auch sie stellen im Feuergefecht eine Gefahr dar. Der Kampf beginnt und sofort folgt der Angriff. Der ganze Bildschirm ist überströmt mit orangenroten Energiestrahlen. Mein Verbündeter kann noch rechtzeitig ausweichen und erwidert das Feuer. Glück gehabt.

Der Begrüßungsangriff ist vorüber und wir können bereits erste Erfolge verzeichnen. Dicke Rauchschwaden kommen aus den Abwehrgeschützen. Auf einmal wird der ganze Bildschirm weiß. Was war das? Ein Blitz? Ich sehe nichts mehr! Als sich das Bild normalisiert, ist der Angriff bereits direkt vor mir. Ein Energieball, der seine Projektile in alle Richtungen verschießt. Auf dieser Entfernung bedeutet das für mich den sicheren Tod. Aber mein Verbündeter aktiviert eine Bombe. Das ganze Feld wird mit einem Luftangriff eingedeckt und geht für Sekunden in Flammen auf. Der Angriff wurde abgewehrt, aber der Turm ist noch lange nicht besiegt.

Bossgegner wie dieser zerren in Under Defeat HD arg an unseren Nerven. Das Spiel ist ein HD-Remake des beliebten Dreamcast-Klassikers Under Defeat - ein Shoot'em-Up, ein bisschen wie auf Schienen. An dem Spielprinzip hat sich wenig getan. Wir fliegen in Kampfhubschraubern durch die fünf schlauchartigen Level und schießen alles ab, was sich uns nähert. Durch die Level können wir uns mit dem linken Stick bewegen und mit den Angriffstasten schießen. Dabei spielt unsere Position und die Ausrichtung eine entscheidende Rolle. Wir schießen nämlich nur in die Richtung, in die wir schauen. Über das Optionsmenü lässt sich die Dual-Stick-Steuerung aktivieren. Das erhöht die Beweglichkeit ganz erheblich, da wir nun mit dem rechten Analogstick zielen - unabhängig von oben genannten Kriterien.

Im Vergleich zum Original fühlt sich das spielerisch unfassbar leicht an. Aber leicht ist Under Defeat HD auch mit dieser Option ganz sicher nicht. Ein einziger Treffer und unser Helikopter explodiert. Bei gefühlten tausend Projektilen pro Sekunde ist das schnell der pure Wahnsinn. Sind die Leben verbraucht, drückt man wie früher in der Automatenhalle auf Continue und erhält bis zu fünf Mal neue Leben. Sind auch diese aufgebraucht und ist kein Continue mehr übrig, endet das Spiel.

Die Geschichte von Under Defeat HD ist um zwei charmante Pilotinnen experimenteller Kampfhelikopter gestrickt. Mitten in einem aussichtslosen Krieg sollen wir die Wende bringen und unserer Nation zum Sieg verhelfen. Mit unseren futuristischen Flugmaschinen haben wir genug Feuerkraft, um unentwegt feindliche Panzer, Flugzeuge und Verteidigungsanlagen auszuschalten. Groß unterscheiden sich die Gegner nicht gerade, aber die Angriffsmuster variieren. Das sorgt für den Nervenkitzel und zwingt uns, an gefährlichen Stellen neue Taktiken zu überlegen - ob nun alleine oder im lokalen Koop für Zwei.

Insbesondere die bildschirmfüllenden Bossgegner am Ende jedes Levels erfordern Können und ein bisschen Glück. Wenn sie angreifen, reißen sie alles auseinander. Oft helfen nur die limitierten Bomben, die gegnerische Angriffe vereiteln und alle normalen Gegner gleichzeitig zerstörten. Das sind echter Lebensretter, aber maximal vier davon haben wir nur dabei.

Technisch ist die HD-Version alles andere als überragend. Die Texturen sind ähnlich matschig wie noch in der Originalfassung von 2007 und der Sound ist identisch geblieben. Die fünf Level unterscheiden sich nur rudimentär voneinander, auch wenn jedes Level eine eigene musikalische Untermalung genießt. Zum Beispiel beginnt das letzte Level mit sehr ruhigen Tönen. Nicht einmal die Schüsse unserer Helikopter oder die Explosionen der Gegner hören wir. Jedes der vier Gebiete hat ein bestimmtes Setting. Ein Level wählt das Wasser als Terrain und wartet natürlich mit einem Raketenboot als Endgegner auf. In einem anderen wartet ein riesiger Panzer auf uns und zwei Level legen den Schwerpunkt auf Flugzeugkämpfe. Den Abschluss macht eine verschneite Festung hoch oben in den Bergen. Vielfalt sieht anders aus.

Außer der variablen Steuerung ist nur der Neue-Ordnung-Modus eine echte Neuheit - prinzipiell jedenfalls. Denn dieser erlaubt es uns, das Spielgefühl im FullHD-Breitbild zu erleben. Wer hingegen lieber das Retrogefühl zurückmöchte, spielt einfach wie damals im Arcade- Hochformat. Die komplizierte Originalsteuerung wurde überdacht und kann auf Wunsch abgeändert werden. Das verhindert, dass wir schon am Ende des zweiten Levels frustriert den Controller gegen die Wand werfen. Ist natürlich super für Neueinsteiger.

Die relative Spielzeit ist unheimlich kurz und der Umfang gering. Schon nach 40 Minuten sind wir einmal mit dem Spiel durch. Wenn man sich darauf einlässt, ist der Widerspielwert allerdings hoch. Denn das Spiel funktioniert im Kern über Bestenlisten und ist eben auch im Koop-Modus via Splitscreen verfügbar. Aber der Umfang ist fast schon beschämend gering. Nur fünf Karten, ebenso viele spielbare Flugzeuge und drei Schwierigkeitsgrade - das ist zu wenig. Die beiden Modi unterscheiden sich zudem kaum voneinander, aber optional können wir die Level auch spiegelverkehrt und mit veränderten Angriffsmustern spielen.

Für nebenbei und zwischendurch ist Under Defeat HD zu empfehlen, wenn gerade kein anderes Spiel zur Hand ist. Für den vergleichsweise teuren Anschaffungspreis von 39,99 Euro bekommen wir aber nur wenig geboten. Wer die alte Dreamcast-Version noch im Schrank stehen hat, braucht erst gar nicht zu überlegen.