Wunderschön. Anders kann man Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 2 kaum beschreiben. Wie in interaktiver Zeichentrickfilm oder besser gesagt Anime wirkt das Spiel. Die gezeichnete Umgebung ist so wunderschön, wie man sie oft nur von Konzeptzeichnungen kennt und auch die Charaktere sind wie Comic-Helden animiert. Da ist jeder Teil wie Kleidung und Haare eben nur in eine Farbe getaucht und statt detaillierten Texturen sorgt nur der durch den Lichteinfall produzierte Schatten für die räumliche Wirkung. Jede Momentaufnahme könnte gut und gerne der Ausschnitt aus dem Manga sein, der Naruto zu so großer Beliebtheit verholfen hat. Zum Verlieben dieser Stil.
Erzählt wird die Geschichte der Anime-Serie Naruto: Shippuden mit ihren vielen Nebengeschichten. An manchen Stellen wurde gestrafft, andere sind vollständig integriert. Die Handlung spielt drei Jahre nachdem Naruto versucht hat, seinen Freund Sasuke davon abzuhalten, mit den Otos zu Orochimaru zu gehen. Er hat hart mit Jiraiya trainiert, um besser zu werden, um seinen Freund wieder zurück nach Konohagakure zu holen. Der Heißsporn ist inzwischen Sechzehn und damit zwar älter, aber immer noch so forsch und aufbrausend wie eh und je. Wer keinen Schimmer von Naruto hat, wird sich aber ebenso zurechtfinden, da alles ausreichend erklärt ist.
Obwohl es die Geschichte gibt, ist das Spiel am Ende aber doch mehr Prügler- als Rollenspiel. Denn die Welt zum Entdecken mit ihren Schauplätzen und Charakteren treibt zwar die Handlung voran, aber ist doch sehr rudimentär gehalten. In der Essenz geht's um die Kämpfe, die zwischendurch immer eingestreut sind. Davon lebt aber schließlich auch Anime und Manga - Naruto ist ein Ninja und das zeigt er sicherlich nicht im Plausch mit den Dorfbewohnern.
Die meisten Kämpfe sind ganz gewöhnliche Auseinandersetzungen, wie sie auch im Mehrspielermodus on- und offline ausgetragen werden können. Es gibt diverse Kombos, Angriffe können abgewehrt werden und dann gibt es da natürlich die für Ninja übliche Chakra-Kraft, die Spezial-Angriffe möglich macht. Außerdem lassen sich bis zu zwei Partner festlegen, die per Tastendruck ins Geschehen eingreifen. Viele Angriffe sind individuell auf einen Charakter zugeschnitten. Charaktere allerdings werden erst im Verlauf der Geschichte freigeschaltet und sind nicht von Beginn an verfügbar. Ärgerlich ist das für jene Spieler, die eigentlich keine Lust auf das ausgedehnte Einzelspieler-Abenteuer haben, sondern sich nur ein bisschen mit Freunden prügeln wollen.
Es gibt im Story-Modus aber noch einen zweiten Teil von Kämpfen, die gewöhnlich anfangen, jedoch mit einem großen Finale abschließen. Statt direkter Steuerung schaltet das Spiel auf Quicktime-Events um, in denen bestimmte Tastenkombinationen schnell genug gedrückt werden müssen. Optisch sieht das sehr fett aus und es gibt Techniken, die so im Kampf nicht abgerufen werden können. Wer sich dabei besonders clever anstellt, schaltet noch Rückblenden frei, welche die erzählte Handlung noch intensiver machen. Diese Kämpfe dürfen im Verlauf des Spiels auch noch einmal aufgerufen werden, aber dafür ist nicht nur ein gewisser Spielfortschritt nötig, sondern auch noch die spielinterne Währung, um sie einzukaufen.
Ein bisschen fühlt man sich vom Spiel dann schon gegängelt. Alles geht eben erst nach und nach. Auch das Prügeln. Natürlich lernt man im Spiel die Steuerung kennen, erhält Tipps und Tricks. Ohne diesen Modus wüsste man vermutlich nicht, dass es eine Reihe von Items gibt, die den Charakter unterstützen oder dem Gegner Schaden zufügen - oder zumindest nur sehr oberflächlich. Aber die Entwickler haben uns die Freude an Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 2 schon etwas genommen. Sie zwingen uns entweder durch die ganze Geschichte oder - auch das geht - durch viele, viele Stunden im Freien Spiel, wenn wir den vollen Spielspaß genießen wollen.
Handelt es sich bei einem Videospiel um ein Lizenzprodukt, schraubt jeder halbwegs Fachkundige seine Erwartungen für gewöhnlich etwas runter. Die Naruto-Spiele sind da eigentlich schon fast eine Ausnahme. Ausreißer gab es, klar, aber oft gelang es, dass die Titel sogar für jene attraktiv waren, die nichts mit dem Ninja-Schüler am Hut hatten. Der Vorgänger Naruto: Ultimate Ninja Storm überzeugte da nicht in Gänze und viele der Macken vom Vorgänger wurden im zweiten Teil besser gelöst. Auch die Vielschichtigkeit der Kämpfe wird einige wahrscheinlich überraschen. Richtig, die Steuerung ist simpel. Es gibt jeweils eine Taste für alles: Nah- und Fernangriff, Blocken und Sprung sowie den Einsatz von Gegenständen und den beiden optionalen Partnern. Trotzdem kann am Ende so viel kombiniert werden, dass ein Anfänger gegen einen Profi völlig untergehen wird.
Ich kenne Naruto eigentlich kaum, habe die ersten paar Bände vom Manga gelesen und Prügelspiele sind auch nicht unbedingt mein Lieblingsthema. Aber Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 2 hat es trotzdem geschafft, mich zu überzeugen. Dieses Spiel ist so wunderschön, so glaubwürdig und wenn man von englischer auf japanische Sprachausgabe wechselt, fallen sogar die nervig-lustlosen Kommentare weg. Der Geschichte folgt man ebenso gern wie einem Anime und das Kampfsystem offenbart trotz des relativ leichten Einstiegs einige Raffinessen. Wer für die japanische Herkunft des Stoffs etwas übrig hat, hat auch ohne Naruto-Vorwissen Freude daran. Und vielleicht ist das Spiel ja dann auch nur der Anfang.