Deutsch
Gamereactor
Vorschauen
Train Simulator Railworks 2010

Train Simulator Railworks 2010

Früher wollten wir doch alle Lokführer werden. Naja, zumindest einige wollten es werden. In Anbetracht dessen, ist es doch merkwürdig, dass Zug-Simulationen zu einem solchen Nischenprodukt geworden sind. Auch Train Simulator Railworks 2010 bleibt in dieser Nische, doch ganz zaghaft winkt es aus der Senke hervor und lockt auch solche an, die keine Eisenbahnen auf der Bettwäsche haben.

Welch ein Glück für Aerosoft, dass der Name Train Simulator nicht schützbar ist. Allgemeiner Sprachgebrauch. So kann es nur als gelungener Schachzug des deutschen Simulator-Publishers bezeichnet werden, diesen Namen als Präfix in den eigenen Zugsimulator-Titel einfließen zu lassen. Train Simulator Railworks 2010 will mit dem Namen bewusst die Fans des Microsoft Train Simulator einsammeln, die seit 2001 vergeblich auf einen Nachfolger warten. Die englische Version des Zugsimulators ist bereits erhältlich, die deutsche fährt wie immer etwas später ein, nämlich erst Ende April. Wir bitten um ihr Verständnis.

Ein Zugsimulator, das klingt zuerst nach knallhartem Nischenprodukt, was ein Blick in das restliche Lineup von Aerosoft nur unterstreicht. Darunter finden sich solch kaum wahrgenommenen Titel wie der Subway Simulator, in dem wir die Berliner U7 hoch- und runterrattern, oder der Müllabfuhr Simulator, dessen Name hinreichend selbsterklärend ist. Und auch wenn Train Simulator Railworks 2010 die Nische nicht verlässt, ist er nicht nur für Hardcore-Eisenbahn-Nerds interessant.

In Train Simulator Railworks 2010 haben wir die Wahl zwischen neun Routen und 17 Zugmodellen aus Deutschland, England und den USA. Unter den deutschen Routen befinden sich die Strecke zwischen Hagen und Siegen sowie zwei fiktive Kurse. An deutschem Rollmaterial bietet das Spiel eine Dampf-, drei Elektro- und drei Dieselloks. An den Zugmodellen wird deutlich, dass den Entwicklern die Feinarbeit am Herzen liegt. Jede Lok ist dem Original bis aufs kleinste Detail nachempfunden. Seien es die vielen Schläuche unter den Zügen oder die Bremsblöcke, die sich sichtbar auf die Zugräder legen. Bis zu drei Monaten dauert es, eine solche Lok fertigzustellen, erklärt Frank Möllenhof, Experte für Zugsimulatoren.

Train Simulator Railworks 2010
Sieben deutsche Lokomotiven stehen zur Verfügung. Drei Mal Elektro, drei Mal Diesel, ein Mal Dampf, alle bis zur letzten Niete dem Original nachempfunden.

Auch die Routen wirken sehr realitätsnah, was zum großen Teil daran liegt, dass überall um uns herum reichlich Bewegung stattfindet. Auf den Bahnsteigen laufen Passagieren umher, steigen in eingefahrene Züge ein und aus und auf den Straßen neben den Strecken fahren pausenlos Lkw und Autos. Auch das Beladen unserer Züge mit Containern oder Kohle ist voll animiert. Das haucht den Routen eine Menge Leben ein.

Werbung:

In den Führerhäusern der Züge setzt sich das Detailreichtum fort. Die Dampflok ist dafür das beste Beispiel. Es gibt unzählige Hebel, Räder, Kurbeln und Anzeigen. Das eigentlich beeindruckende daran ist, dass all diese Details einen Zweck erfüllen, eben wie in einer echten Dampflok. Ob das Betätigen der Bremse oder das Beschleunigen, alles ist auf Wunsch per Mausklick auf das entsprechende Element steuerbar. Und auf den vielen Anzeigen zittern die Zeiger hin und her und geben Auskunft über Druck, Temperatur und andere Parameter. Selbst das Nachschippen von Kohle geht auf Wunsch vollständig manuell von statten.

Betont wird "auf Wunsch", denn eine solche Dampflok eigenhändig zu steuern, dass erfordert dann doch das abgeschlossene Grundstudium im Lokfahren. Zumindest erscheint mir das als Lokomotiv-Laie so. Wie jemand letztendlich selbst macht, bleibt ihm selbst überlassen. Vorgänge wie das Kohleschippen lassen sich automatisieren und die gesamte Steuerung ist auch bequem mit der Tastatur möglich. Das macht Train Simulator Railworks 2010 auch für Neulinge spielbar, ohne dabei Realismus einzubüßen.

Train Simulator Railworks 2010
So sieht es in der deutschen Dampf-Lok aus. Schlechte Aussicht, dafür jede Menge Hebel, Hähne und Anzeigen. Das Beeindruckende: Alles ist von Bedeutung.

Überhaupt lässt uns das Spiel die Freiheit, was wir damit anfangen. Wir können nach Gutdünken die Routen abfahren oder aber bestimmte Aufgaben erfüllen, was Train Simulator Railworks 2010 einen Hauch von Wirtschaftssimulation verleiht. Für Güter- und Personentransporte erhalten wir je nach Pünktlichkeit Punkte. Abzüge gibt es beispielsweise, wenn wir die Zugtüren am Bahnhof zu schnell schließen und unter Umständen noch nicht alle Passagiere an Bord sind.

Werbung:

Zum Laufen gebracht wird das Spiel über Steam. Wie passend für ein Spiel, in dem es um Dampflokomotiven geht. Spielbar ist es glücklicherweise auch offline. Über Steam werden nicht nur Updates geladen, auch reichlich Downloadinhalte werden über die Plattform erhältlich sein. Die sind allerdings teilweise ziemlich teuer, wie ein Blick in die Preisliste zeigt. Da kostet eine neue Lok gut und gerne 15 Euro. Günstigere Modelle gibt es bereits ab sechs Euro. Das ist zweifelsohne reichlich Geld für eine digitale Lok, dafür bekommt der Käufer aber auch die Arbeit von bis zu drei Monaten bis ins letzte Detail.

Originalrouten wird es ebenfalls zum Herunterladen geben. Die werden allerdings noch etwas mehr als die Loks kosten. Glücklicherweise können wir in diesem Punkt auf kostenlosen User Generated Content zurückgreifen. Dank des umfangreichen Editors können wir unsere eigenen Strecken entwerfen und diese dann zum Download anbieten. Die Möglichkeit Kartenmaterial, beispielsweise aus Google Maps, zu importieren, vereinfacht das Ganze.

Train Simulator Railworks 2010 bleibt ein Nischenprodukt, das machen auch die Preise für die Loks deutlich. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand mit nur mäßiger Begeisterung für Lokomotiven dann für nicht greibare Modelleisenbahnen Geld ausgeben möchte. Das darf aber nicht davon ablenken, dass Train Simulator Railworks 2010 auch für Nicht-Eisenbahn-Fanatiker einen Blick Wert ist. Denn es in Aktion zu sehen, ist weitaus interessanter, als es zunächst klingen mag.

Train Simulator Railworks 2010Train Simulator Railworks 2010Train Simulator Railworks 2010

Ähnliche Texte



Lädt nächsten Inhalt