Total War Saga: Thrones of Britannia erzählt eine Saga und das ist quasi ein neues Label, das die fokussierteren Spiele beschreibt, die eine bestimmte Periode der Geschichte sehr genau unter die Lupe nehmen. Thrones of Britiannia hat da einen sehr spezifischen Startpunkt, das Jahr 878, kurz nachdem Alfred der Große die Wikingerarmee aus dem Südwesten Britanniens vertrieben hat. Wir beginnen mit den Angelsachsen im Süden und den Wikingern im Norden und Osten, deren Aufeinandertreffen von den walisischen und den gaelischen Königreichen im Norden und Westen eingerahmt wird. Und so beginnt der Krieg, der später zur Formierung Englands führte und die Identität der Engländer entstehen ließ.
Wie bei jedem Total War steigert die persönliche Verbindung zur jeweiligen Periode die Begeisterung - und ich selbst bin fasziniert von dieser Zeitperiode. Ich bin sicher kein Experte, aber ich weiß genug, um zu erkennen, dass einige der Eigenheiten dieser Zeit in interessante Spielmechaniken umgesetzt wurden.
Ein offensichtliches Beispiel ist der Witan, ein Konzil, das die Angelegenheiten des Staates diskutiert. Mit diesem Feature kann der Spieler generelle Gesetze erlassen, die sich auf die gesamte Kampagne auswirken, wie etwa das Erhöhen oder Senken von Steuern. Ein weiteres Beispiel ist die Rekrutierung von Generälen und Gouverneuren, die nur mit Geldzahlungen bei Laune gehalten werden können. Das ist gerade anfangs mitunter wirklich nervig. Die angelsächsische Hierarchie basierte auf einer geschenkegebenden Kultur. Die mächtigsten Fürsten und Könige mussten Geschenke machen oder ihnen drohte Meuterei. Es war das Zeitalter der Söldner.
Thrones of Britannias' direkter Fokus erlaubt es Creative Assembly, tief in die Ära einzutauchen - und dieser größere Detailgrad funktioniert hervorragend. Die Karte ist extrem detailreich und auch wenn sie nur die Britischen Inseln beinhaltet, fühlt sich alles trotzdem riesig an. Jedes wichtige Königreich ist vorhanden und die größeren Städte werden von kleineren Siedlungen unterstützt. Wir verdienen wieder unser Geld durch die Gebäude unserer Stadt und leveln diese auf, während wir die Produktivität mit der Stabilität und dem Aufbau unserer Armee in Einklang bringen müssen. Hier gab es so gut wie keine Veränderungen.
Das gilt auch für den Kampf. Wenn ihr das Grundprinzip von Schere-Stein-Papier der Echtzeitkämpfe kennt, bei denen Hunderte von Soldaten auf riesigen Schlachtfeldern aneinander geraten, dann werdet ihr euch sofort wie zuhause fühlen. Es kommt einem vieles bekannt vor und auch die Einheiten sehen nicht wesentlich anders aus als in früheren Teilen. Aber die Änderungen beim Fortschrittssystem und der Politik haben es zu einem der packendsten Total War-Titel der letzten Jahre gemacht.
Was die Tiefe der Charaktere angeht, kann Thrones of Britannia nicht mit einem Paradox-Titel mithalten, aber Creative Assembly hat einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht und dieser Teil des Spiels ist wesentlich zugänglicher geworden. Während des Fortschritts leveln wir nicht nur unseren Fraktionsanführer, sondern auch alle seine Untergebenen und müssen die Bedürfnisse unserer Armee und des gesamten Königreichs ausbalancieren. Dabei sehen wir jetzt viel klarer, wie sich diese Werte und Fähigkeiten auf die gesamte Kampagne auswirken und die einzelnen Charaktere die Ereignisse beeinflussen. Jetzt kommt es zu kleinen Geschichten zwischen den Schlachten mit verbündeten oder intrigierenden Charakteren.
Was mir gut gefallen hat, ist der Abschied von den 3D-Charaktermodellen hin zu eher künstlerischen Porträts. Das gesamte Interface hat von einer subtilen aber bedeutungsvollen Überarbeitung profitiert und wir gelangen jederzeit leicht an die gewünschten Informationen.
Es gibt einige Gebiete die noch weiter verbessert werden könnten, darunter die Diplomatie. Mit den Gegnern klarzukommen ist kein großes Problem, denn die Optionen sind ziemlich gradlinig und auf den Punkt. Aber ich hätte mir eine größere Kontrolle über meine Vasallen-Königreiche gewünscht. Wir können unseren Verbündeten einen Feind zum Angriff suggerieren, aber meistens machen die Anführer, was ihnen beliebt. Ich hatte nie das Gefühl, die Autorität eines Königs von Königen zu besitzen. Zudem wäre eine größere Anzahl diplomatischer Optionen wirklich schön gewesen.
Was manche Spieler abschrecken könnte, ist das Überangebot an Total War-Titeln in der letzten Zeit. Wer sich jeden Total War-Titel vorgeknöpft hat, der wird dieses Spiel nicht allzu frisch finden. Auch wenn diese Zeitperiode nicht behandelt wurde, befinden wir uns doch nur einen Steinwurf von den Dingen entfernt, die schon im Attila-Game und einem der DLC zu Rome II abgehandelt wurde. So tief in nur eine bestimmte Zeitperiode einzutauchen und der Schwerpunkt auf den Charakterfortschritt ist sicher ein Alleinstellungsmerkmal für Thrones of Britannia. Aber das könnte manchen Spielern nicht genug sein. Unsere Wertung wurde sicher auch von meinem persönlichen Interesse an dieser Zeitperiode beeinflusst.
Der detailliertere Fokus dieses neuen Saga-Spin-Offs funktioniert großartig und der größere Schwerpunkt auf den Charakterfortschritt haucht der Strategie der Kampagne neues Leben ein. Creative Assembly ist es gelungen, dem rundenbasierten Abschnitt des Spiels mehr Persönlichkeit zu verpassen - und dieser Zeitabschnitt wirkt noch lebendiger- Trotzdem wäre es schön, wenn sie beim nächsten Titel dieser Saga-Serie mehr Risiken eingehen würden.