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The Technomancer

The Technomancer

Ein Liebesbrief an Fans älterer Rollenspiele ist das Werk von Spiders Studio, das mit kleinen Budget ein großes Ergebnis produziert.

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Stellt euch eine Zukunft vor, in der die Menschheit den Mars kolonisiert hat. Nach fast einhundert Jahren fällt der Planet der neuen Marsianer aus der Umlaufbahn und rückt näher an die Sonne. Das Disaster setzt eine Reihe von Ereignissen in Bewegung, die den Mars als Ödland zurücklassen und die Menschheit in unterschiedliche Enklaven ohne Kontakt zur Erde teilt. Das Leben auf dem Planeten ist harsch und die Überlebenden werden misstrauisch untereinander. In The Technomancer übernehmen wir nun die Kontrolle von Zachariah Mancer aus der Stadt Ophir, einem Mann, der kürzlich zum Technomancer wurde.

Aber was genau ist ein Technomancer? Nun, das ist ein Individuum, das die elektrischen Signale seines Körpers zum Beispiel dazu einsetzen kann, Lichtblitze aus seinen Händen zu schießen. Aus diesen elektrischen Kriegsmönchen besteht der Orden, der wieder Kontakt mit der Erde herstellen will. Natürlich gibt es eine Organisation, die die Technomancer nicht leiden kann - die ASC (Abundance Secret Police), angeführt vom üblen Faschisten Colonel Viktor.

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The Technomancer ist ein Liebesbrief an alle Fans älterer Rollenspiele.
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Die Geschichte des Spiels ist fantastisch geschrieben und die Welt ist gut realisiert worden. Ich mag die vielen kleinen und interessanten Dinge, wie etwa, dass jeder Nachname auf dem Beruf der Figur basiert. Alle Technomancer heißen also Mancer und so ist es schwer, sich zu verstecken. Die Beziehungen zwischen den Figuren sind fesselnd und wir bekommen die Reaktionen wirklich ein Gefühl für die feindliche Umgebung des Mars. Das heißt nicht, dass es keine hübschen Orte gäbe - und zudem wird das alles von einem netten Sci-Fi-Soundtrack begleitet.

The Technomancer ist ein Liebesbrief an alle Fans älterer Rollenspiele wie Star Wars: Knights of the Old Republic, aber es gibt auch moderne Elemente wie etwas aus The Witcher 3: Wild Hunt. Das Spiel bedient sich aus Biowares altem Designhandbuch und das ist sicher keine schlechte Sache. Man findet eine gut geschriebene Geschichte mit interessanten Charakteren, ein Spiel voller Missionen und Nebenmissionen, die auf unser Squad aus Freunden warten - ganz so wie in KOTOR.

Leider erinnert nicht nur das Design von The Technomancer an ältere Spiele. Technisch sieht das Spiel veraltet aus - mit steifen, unnatürlichen Charaktermodellen. Bestenfalls kann The Technomancer mit Mass Effect 2 verglichen werden. Andererseits bekommt man konstante 60 Frames pro Sekunde - dadurch lässt sich die Grafik-Kröte besser schlucken. Die Kampfanimationen sind glücklicherweise besser - hier läuft alles flüssig.

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Die Umgebungen sind nicht sehr variantenreich, aber die größeren Städte triefen vor Blade Runner-Ästhetik und die Wüstenlandschaften sorgen für apokalyptische Gefühle.

Die Kämpfe gehören zu den Stärken des Spiels. Es gibt drei Grundstile oder Kategorien, aus denen man wählen darf und der Übergang ist nahtlos. Es gibt den Rogue-Typ mit Pistolen und Messern, dann den Wächter mit Prügel und Schild sowie den Kämpfer mit einem zweihändigen Stab. Der vierte Fertigkeitenbaum konzentriert sich auf die elektrischen Angriffe des Technomancers. Ich selbst habe als Rogue mit einer guten Portion Technomancer gespielt

Ein Makel des sonst exzellenten Spiels ist die Sprachausgabe. Das gute Skript und die Dialoge an sich sind fesselnd, aber einige der Darsteller können mit den aktuellen Standards nicht mithalten. Das gilt auch für die Hauptfigur Zach, deren Performance zwischen okay und unterirdisch mies wechselt. Es ist nicht so übel, dass es das Spiel ruiniert, aber schon frustrierend.

Im Spiel hackt man sich durch Banditen, ASC-Schläger, Mutanten und andere Monster auf dem roten Planeten. Es gibt auch einige spaßige Bosskämpfe mit Spezialattacken, die die feindliche Fauna noch mal erweitern. Die Umgebungen sind nicht sehr variantenreich, aber die größeren Städte triefen vor Blade Runner-Ästhetik und die Wüstenlandschaften sorgen für apokalyptische Gefühle.

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The TechnomancerThe Technomancer
Dass ein kleiner Entwickler wie Spiders Studio mit einem relativ kleinen Budget so ein Spiel so gut hinbekommt, überrascht mich.

The Technomancer bietet eine interessante Spielmechanik nach den Kämpfen - die besiegten menschlichen Gegner liegen bewusstlos am Boden. Nachdem man sie nach Beute durchsucht hat, bekommt man die Wahl, sie zu töten, um an Serum zu kommen - die Währung des Spiels. Durch das Töten verringern wir die Population auf dem Mars und werden mit schlechtem Karma bestraft. Das Karma-System beeinflusst dabei, wie unsere Begleiter uns wahrnehmen. Und wer es übertreibt, wird vielleicht irgendwann von seinen Freunden hintergangen. Vom einem ethischen Standpunkt aus betrachtet eine interessante Designentscheidung. Natürlich will man seine Begleiter hinter sich haben, aber andererseits kann man mit dem zusätzlichen Serum Rüstung und Upgrades kaufen. Es gibt andere Möglichkeiten, an Serum zu kommen - aber der "böse" Weg ist der leichteste.

Für die Kämpfe gibt es Erfahrungspunkte und bei jedem Levelaufstieg darf man einen der vier Fähigkeitsbäume verbessern, aber man bekommt auch Punkte, die man auf Charisma oder Crafting verteilen darf. Man kann auch Zachs Attribute wie Stärke, Beweglichkeit und Konstitution verbessern, was sich darauf auswirkt, welche Rüstung er tragen kann, aber auch auf Parameter wie Gesundheit oder kritische Trefferchance. Was mir wirklich gut gefällt, ist das Missionsdesign. Es fühlt sich immer so an, als hätten unsere Entscheidungen echte Konsequenzen. Wenn man sich entscheidet, einem Begleiter in Not nicht zu helfen, folgt er uns beim nächsten Mal vielleicht nicht mehr und bleibt in der Basis. Oder eine wichtige Figur hilft uns nicht mehr, wenn wir sie später im Spiel vielleicht ganz besonders brauchen. Manche Entscheidungen können auch dazu führen, dass wir einen Begleiter komplett verlieren - ein guter Grund für mehrere Durchgänge, wenn man andere Möglichkeiten erkunden möchte.

Insgesamt ist The Technomancer eine echte Überraschung. Dass ein kleiner Entwickler wie Spiders Studio mit einem relativ kleinen Budget so ein Spiel so gut hinbekommt, überrascht mich. Nach nur einer Stunde hatte mich das Spiel und ließ mich nicht wieder los. Das liegt auch an meiner großen Liebe für ältere Rollenspiele, aber ich glaube wirklich, dass The Technomancer ein Rohdiamant ist, den viele Genre-Fans zu schätzen wissen werden.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
gutes Upgrade-System, unterhaltsame Kämpfe, schöne Story, interessante Charaktere, feiner Soundtrack
-
technisch und grafisch veraltet, mittelmäßiges Synchronisation
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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