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The Persistence

The Persistence

The Persistence verströmt intensiven VR-Horror, indem es auf den Spuren von Alien wandelt. Also gilt ganz nerdig: Im Weltraum hört das ganze Haus dich schreien.

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Virtual Reality ist eine tolle Technologie, die momentan leider von den großen Firmen nur ziemlich stiefmütterlich mit Spieleentwicklungen bedacht wird. Stattdessen sollen die Indies in die Bresche springen und greifen dabei sogar Ideen auf, die von den AAA-Studios einfach links liegen gelassen werden. Denn wer schon mal die bescheiden angepasste VR-Mod von Alien: Isolation angespielt hat, wird sich in The Persistence von Firesprite Studios sofort heimisch fühlen.

Namensgeber des Spiels ist das Raumschiff The Persistence, das eine Anomalie in der Nähe eines schwarzen Loches untersuchen sollte. Doch wie das in solchen Fällen dann immer so ist, gibt es statt wertvoller Forschungsergebnisse nur eine komplett zu Zombies mutierte Crew. Auch die Hauptfigur des Spieles fiel den mysteriösen Geschehnissen zum Opfer, wird aber von der Bord-KI Serena wiederbelebt, um Ordnung auf der Persistence herzustellen und das Schiff davor zu bewahren, in das schwarze Loch gesaugt zu werden.

Dazu ist es nötig, auf den fünf verschiedenen Decks die wichtigsten Systeme wieder anzuschalten, doch im Wege stehen besagte Zombies. Der größte Feind des Spielers ist allerdings vielleicht sogar die eigene Angst. Die eigene Spielfigur ist nämlich äußerst schwach, verträgt nur einige wenige Treffer und hat zu Beginn nur sehr bescheidene Möglichkeiten zur Verteidigung und zum Angriff. Dadurch wirken die grunzenden und schreienden, hyperaggressiven ehemaligen Crewmitglieder extrem bedrohlich. Doch auch die zahlreichen Jumpscares, die die Entwickler geschickt eingebaut haben, verpassen dem Survival Horror eine ansprechende Würze.

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Dabei ist natürlich auch bei The Persistence der Tod keineswegs das Ende, im Gegenteil gehört er sogar zum Konzept. Denn im Kern ist das Spiel ein Roguelike, das bedeutet, die Anordnung der Räume eines Decks wird jedesmal neu ausgewürfelt, und das Einzige, was dem Spieler von seinen Beutezügen bleibt, sind freigeschaltete Upgrades der diversen Fähigkeiten und Waffen, die sich an diversen Terminals ausführen lassen. Vorausgesetzt, es wurde bereits genug von den dafür nötigen Materialien gesammelt. So wird mit jedem neuen Leben die Chance größer, etwas weiter zu kommen. Und mit genug Hartnäckigkeit (das bedeutet der Name des Spieles nämlich auf Deutsch) ist nach geschätzten acht bis zwölf Spielstunden das Ende in Sicht.

Den Anfang macht ein stimmungsvolles Tutorial, das unaufdringlich ins Spielgeschehen einführt und auch gleich einen Überblick der VR-Komfortoptionen bietet. Gesteuert werden kann leider nur mittels eines DualShock-Controllers, dafür gibt es eine Vielzahl von Helfern gegen Motion Sickness wie eine stufenweise Drehung oder eine Abdunklung der Bildränder bei Drehbewegungen. Trotzdem fällt direkt auf, dass The Persistence kein besonders ausgemachtes VR-Spiel ist.

Das Gameplay bietet die typische Ego-Stealth-Formel im Sci-Fi-Gewand, so wie Prey oder das bereits erwähnte Alien: Isolation sie schon perfektioniert haben. Genau wie Resident Evil 7 könnte man The Persistence deswegen auch gut in 2D spielen - nur würde darunter natürlich die Immersion und der empfundene Grusel leiden.

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Furchteinflößend ist das Spiel allemal, was neben der Verletzlichkeit der Spielfigur auch durch die gelungene Soundkulisse und die oft vorherrschenden Dunkelheit gesteigert wird. Dazu gibt es unterschiedliche Gegnerarten, deren erstes Auftauchen immer sofort für erhöhten Puls sorgt. Sehr ängstliche Naturen freuen sich deswegen über ein witziges Feature, das gerade im VR-Bereich neu ist und durchaus einen interessanten Impuls setzt.

Eine zweite Person, die mit ihrem Handy im gleichen WLAN angemeldet ist wie die Konsole, kann ebenfalls auf das Spielgeschehen Einfluss nehmen. In der Persistence-App ist das jeweilige Deck des Raumschiffes als schematische Darstellung zu sehen und diverse Interaktionspunkte lassen sich ansteuern. So kann dem Hauptspieler geholfen werden, indem auf die Anwesenheit von Ressourcen hingewiesen wird oder sogar Feinde abgelenkt werden. Gehässige Naturen könnten hingegen das Licht ausschalten oder anwesende Zombiemutanten auf den Spieler aufmerksam machen. Ein wirklich interessanter Ansatz.

Unterm Strich ist The Persistence gerade für Playstation VR ein wertvoller, neuer Titel, der jedoch sehr von den Möglichkeiten eines größeren Studios profitiert hätte. Die zufällige Neuanordnung der Decks wirkt häufig kurios, da doch immer wieder die gleichen, deutlich wiedererkennbaren Räume an neuen Orten auftauchen, was eine gewisse Desorientierung erzeugt - und das läuft dem VR-Erlebnis zuwider. Generell hält sich zudem der Eindruck, dass klassische 2D-Mechaniken hier zu großen Raum einnehmen - wenn die Spielfigur die zahlreichen Computerkonsolen bedient, wäre das eine super Gelegenheit für VR-Minispiele im Stil von Star Trek: Bridge Crew oder Rick and Morty: Virtual Rick-ality gewesen. Fans von virtuellem Survival-Horror werden aber trotzdem jede Menge Spaß mit dem Titel haben. Gerade der Mangel an Alternativen macht The Persistence für diese Zielgruppe eigentlich zum Pflichtkauf.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
packende SciFi-Horror-Atmosphäre, viele Waffen und Gadgets, guter Umfang, innovative Handy-App
-
Roguelike-Ansatz stört eher, etwas wenig VR-Gefühl
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