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The Girl of Glass

The Girl of Glass

Ein gläsernes Mädchen namens Kristal führt uns in eine fantastische Welt, geplagt von tyrannischen Geschäftsmenschen und noch größeren Gefahren.

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The Girl of GlassThe Girl of Glass
Die emotionale Reise von Kristal und ihren Zirkusfreunden bietet einige schöne Momente, doch letztendlich finden die Spieler nicht genügend Inhalt, um sich in der Welt von The Girl of Glass zu verlieren.

In The Girl of Glass: A Summer Bird's Tale erleben wir die Coming-of-Age-Geschichte von Kristal, einem gläsernen Mädchen, welches ihren Platz in der Welt sucht und dabei jede Menge Abenteuer durchlebt. In einem ortsansässigen Zirkus hat das Mädchen aus Glas ihr Zuhause gefunden und sich mit einer Gruppe wundersamer Charaktere angefreundet: Ein übermäßig starkes Mädchen, ein deprimierter Clown, eine Frau im Bärenkostüm, die den Großteil der Zeit schlafend verbringt, sowie eine schnöselige, übergroße Dame. Angeführt wird die Truppe von einem Mann namens "Ringmeister", der sich mit einem überdimensionalen Hut schmückt. Er wird durch eine Sprache charakterisiert, die ihn wie einen Roboter wirken lässt.

Angekommen im sesshaften Zirkus, in dem Kristal ihr Leben verbringt, fällt zuerst der starke visuelle Stil des Spiels auf, der wie ein Aquarellbild wirkt, unterstützt von 3D-Elementen. Die auffällige Präsentation wird von verträumter, hoffnungsvoller Musik unterstützt, wodurch die Welt von The Girl of Glass beinahe so wirkt, als könnte sie aus der Hand von Hayao Miyazaki stammen. Mit jedem Kapitel des Spiels erfahren wir mehr über Kristal und ihre Welt. Im Zentrum des Konflikts steht der Adler - Tier und Symbolbild der gegnerischen Mächte. Dazu gehört unter anderem der Sheriff, der nicht lange fackelt und gleich zu Beginn des Spiels seine bösen Pläne offenbart: Der Zirkus soll abgerissen und durch einen neuartigen Gebäudekomplex ersetzt werden.

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In Abschnitten, die in der Vergangenheit spielen, klärt uns das Spiel über die Anfänge von Kristals Reise auf. Diese Ereignisse weisen vorrangig Elemente von Visual Novels und Point-and-Click-Adventures auf und sie verraten uns mehr über den Zirkus und die Ereignisse, die zur aktuellen Situation geführt haben. Die Gegenwart hingegen präsentiert uns ein eher dystopisches Bild, denn wir erfahren mehr über die Machenschaften des Adlers und treten in rundenbasierten Kämpfen gegen dessen Diener an. Was als eher überschaubarer Plan für einen Zirkus-Abriss beginnt, entpuppt sich schon bald als üble Tyrannei, die sämtliche Gegner der ideologischen Ansichten des Adlers versklaven will.

The Girl of Glass
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Die auffällige Präsentation wird von verträumter, hoffnungsvoller Musik unterstützt.

Stets im Schlepptau befindet sich unsere Zirkustruppe, deren Mitglieder im Laufe des Spiels - ebenso wie Kristal - viel über sich selbst erfahren. Unsere Begleiter müssen die düsteren Seiten ihrer Persönlichkeiten kennen und akzeptieren lernen, um einen positiven Wandel zu durchleben. Als Coming-of-Age-Geschichte dreht sich bei The Girl of Glass quasi alles um die Themen Erwachsenwerden, wie man die Vergangenheit hinter sich lässt und sich dabei die Hoffnung bewahrt. Während wir die ersten Spielstunden fast ausschließlich mit Dialogen und seichtem Point-and-Click-Gameplay verbringen, entfällt der Großteil unserer Spielzeit ab dem zweiten Kapitel auf die rundenbasierten Kämpfe. Die narrativen Elemente begleiten uns zwar durch das gesamte Spiel, sie treten ab diesem Zeitpunkt jedoch nur noch flüchtig auf.

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Auf dem zweispaltigen Raster platzieren wir unsere Charaktere für den Kampf und dabei müssen wir besonders auf die Positionierung achten. Die hintere Figur kann zum Beispiel nicht die hintere Seite des gegnerischen Spielfelds angreifen, da dieses Feld außer Reichweite liegt. Die Stärken und Schwächen einer Einheit orientieren sich an den Grundgesetzen der Elemente: Wasser ist effektiv gegen Feuer, allerdings anfällig für elektrische Attacken. Falls ihr in eurem Leben jemals ein Pokémon-Spiel angefasst habt, kennt ihr das Prinzip ganz sicher. Die Komplexität der Gefechte passt sich insgesamt gut an den sonst eher seichten, primär narrativen Stil des Spiels an. An einigen Stellen ist das System hinter den Kämpfen jedoch undurchlässig, was mich stellenweise frustrierte.

Neben dem Zusammenspiel der Elemente muss man im Kampf nämlich noch eine zweite Komponente beachten, da bestimmte Einheiten unabhängig von ihrem Element unterschiedlich effizient gegen andere Figurentypen vorgehen. Diese versteckten Stärken und Schwächen werden jedoch nicht angezeigt und deshalb könnt ihr euch sehr schnell in einer unangenehmen Situation wiederfinden. Diese unklare Logik des Kampfsystems beeinflusst nicht nur die Stärke der Angriffe, sie führt auch dazu, dass sich einige Gegner trotz rundenbasierter Regeln vordrängeln dürfen (was meine Pläne oftmals durchkreuzte). Es ist gut möglich, dass ich die entsprechenden Erklärungen übersehen habe und somit selbst Schuld an meinem Schlamassel war. Es wäre aber trotzdem Aufgabe der Entwickler gewesen, den Spielern mit einer helfenden Hand beizustehen, anstatt sie immer und immer wieder frustriert scheitern zu lassen.

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Während wir die ersten Spielstunden fast ausschließlich mit Dialogen und seichtem Point-and-Click-Gameplay verbringen, entfällt der Großteil unserer Spielzeit ab dem zweiten Kapitel auf die rundenbasierten Kämpfe.

Die Kombination aus Point-and-Click-Abenteuer, rundenbasierten Kämpfen und einer Visual Novel gestaltet sich als interessanter Ansatz, doch The Girl of Glass gelingt es nicht, die richtige Balance zwischen all seinen Spielelementen zu finden. Dadurch bekommen die Inhalte nicht den nötigen Raum, um sich selbst zu entfalten. Ich bin ein großer Fan von Coming-of-Age-Geschichten und auch der Stil des Spiels sagt mir zu, doch die Erzählung konnte mich am Ende nicht genug packen. Die emotionale Reise von Kristal und ihren Zirkusfreunden bietet einige schöne Momente, doch letztendlich erhielt ich zu wenig narrativen Stoff, um mich in der Welt von The Girl of Glass zu verlieren.

Ohne Frage steckt in diesem Spiel viel Liebe zum Detail und wenn ihr mit der richtigen Erwartungshaltung an den Titel herantretet, dann kann Kristals Welt durchaus entzücken. Fernab der manchmal etwas plumpen, grundsätzlich aber interessanten Geschichte bietet The Girl of Glass: A Summer Bird's Tale einige schöne Momente, die von einem rundenbasierten Kampfsystem unterstützt werden. Falls ihr noch nicht wisst, ob euch das Spiel zusagt oder nicht, dann könnt ihr euch auch die kostenlose Demo herunterladen, die auf der Steam-Seite zur Verfügung steht. The Girl of Glass erscheint in voller Pracht am 22. September auf dem PC.

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06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
schöner visueller Stil mit Kombination aus 2D und 3D, rundenbasiertes Kampfsystem im Schere-Stein-Papier-Prinzip ist spaßig und sorgt für einige Knobelei.
-
Unausgeglichene Balance zwischen Geschichte, rundenbasierten Kämpfen und Point-and-Click-Konzept verwässert die Konzentration einzelner Spielelemente. Präsentation der Geschichte an einigen Stellen sehr plump.
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KRITIK. Von Anne Zarnecke

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