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The Division 2

The Division 2

Ein paar Tage ist The Division schon am Start. Zeit für ein finales Urteil über den Nachfolger des Looter-Shooters.

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Ubisoft hat sich sehr genau das Feedback nach der Veröffentlichung des originalen The Division angehört. Sie haben die darauf folgenden Monate damit verbracht, ein sowieso schon tolles Spiel noch besser zu machen. Warum also nicht das weiter verbessern und neue Inhalte bringen, statt ein Sequel zu produzieren? Nun ja, weil The Division 2 wirklich große Verbesserungen bietet, die mit dem Original als Basis so nicht möglich gewesen wären. Als Resultat haben wir einen der besten Looter-Shooter da draußen bekommen.

Ja, das ist eine wirklich starke Ansage, die ihr nach 30 Minuten im Spiel kaum glauben werdet, denn die Geschichte und Charaktere fangen sehr lahm an. Wir könnten kaum erklären, warum wir jene Mission erledigen müssen oder wie der Name des Typen war, der uns die Aufgabe gegeben hat. In The Division 2 dreht sich alles darum, Washington D.C. zu befreien. Aber die Geschichte wirkt erzwungen, in The Division 2 ist das Gameplay der Star.

Fangen wir mit der Welt an. Manhattan war und ist immer noch beeindruckend, aber Washington D.C. bringt das alles auf eine andere Ebene. Egal wohin wir uns in der amerikanischen Hauptstadt wenden, überall warten interessante Details, die die Stadt lebendig und real wirken lassen. Als würde Washingtons endlose Auswahl an Sehenswürdigkeiten und Museen nicht reichen, die zerstörten und geplünderten Umgebungen haben eine seltsame Schönheit und lassen uns Vermutungen anstellen, was wohl vorgefallen ist.

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The Division 2The Division 2

Was ist mit dem kleinen Mädchen passiert, das seine Familie gemalt hat, bevor es das Haus so plötzlich verließ, dass es seinen Teddy auf dem Bett zurückließ? Warum ist der Truck in das Geschäft gerast? Manche dieser Fragen werden mit Aufnahmen oder den faszinierenden „Echos" erklärt, andere müssen wir uns selbst zusammenreimen. Das lässt die Welt real wirken - und dieser Realismus zeigt sich auch in den Kämpfen. Erinnert ihr euch noch an die Gegner aus dem Original mit ihren scheinbar kugelsicheren Jacken?

Die sind aus The Division 2 so gut wie verschwunden. Sowohl wir, als auch unsere Gegner sind jetzt wesentlich tödlicher. Klar, für die stärksten Gegner braucht es immer noch ein paar Magazine, aber alles fühlt sich wesentlich realistischer an, weil sie jetzt Schutzanzüge tragen, deren Elemente wir einzeln wegballern können, um an verwundbare Punkte zu gelangen. Dazu kommt, das sich die Waffen wirklich einzigartig anfühlen und uns eine Vielzahl an modifizierbaren Gadgets zur Verfügung stehen. Das macht jeden Kampf spannend und ihr werdet eine Gänsehaut bekommen, wenn ihr einen Selbstmordbomber mit der letzten Kugel aus eurem Magazin erledigt und er bei der Explosion seine Mitstreiter ins Verderben reißt.

Die Vielzahl an Gegnertypen macht die Begegnungen abwechslungsreich und die so unterschiedlichen Umgebungen verstärken das noch. Da ist noch das Wettersystem und ein Tag-Nacht-Zyklus, der uns im Dunkeln, bei Nebel, starkem Regen oder Sonnenschein kämpfen lässt. Und gleichzeitig dafür sorgt, dass keine Begegnung der anderen gleicht.

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Das einzige Problem dabei: Das Spiel besteht hauptsächlich aus diesen Begegnungen. Wir müssen quasi immer von A nach B laufen, mit irgendetwas interagieren und dann gegen Horden von Gegnern kämpfen. Das ist nicht so übel wie bei anderen Spielen dieses Genre, denn The Division 2 sorgt mit kleinen Umgebungsrätseln für Abwechslung. Trotzdem ist das Gameplay nicht unbedingt abwechslungsreich. Kein wirklich großes Problem, denn uns hat die Balance zwischen Kämpfen und den kleinen Rätseln gut gefallen.

Und das ist auch vierzig Stunden später noch die Wahrheit. Und ein Grund ist, wie sich die Welt durch unsere Taten verändert. Ubisoft-Spiele sind dafür bekannt, sich Mechaniken untereinander auszuborgen und The Division 2 hat das Siedlungssystem von Far Cry: New Dawn in vielerlei Hinsicht verbessert. Wenn wir die Gegner an einem der vielen Kontrollpunkte töten, bekommen wir nicht nur einen neuen Schnellreisepunkt, sondern auch freundlich gesinnte Patrouillen, die uns bei Kämpfen unterstützen können. Es lohnt sich, sie von Zeit zu Zeit zu besuchen, denn wenn wir unsere Ressourcen mit ihnen teilen, bekommen wir Erfahrungspunkte und andere nützliche Boni. Ein lohnender Gameplay-Loop ist bei dieser Art Spiel besonders wichtig und The Division 2 liefert.

Jede Waffe und jedes Stück Ausrüstung besitzt nahezu endlose Perks und Attribute, aus denen wir wählen können. Daher lässt jede Beute euer Herz schneller schlagen. Es lohnt sich also, einfach nur die Stadt zu durchstreifen und nach zufälligen Begegnungen Ausschau zu halten, Container zu plündern oder einer der vielen Nebenaktivitäten nachzugehen. Nahezu alles, was ihr macht, wird belohnt - ob mit Erfahrungspunkten, Beute, der Spielwährung, Klamotten, Blaupausen für Ausrüstung oder SHD-Punkten für eure Perks. Man kommt keine paar Schritte in diesem Spiel, ohne auf irgendetwas interessantes zu stoßen - selbst im Endgame.

Die Leute bei Ubisoft haben nicht übertrieben, als sie ankündigten, das Endgame wäre integraler Bestandteil von The Division 2 und das die Black Tusks für das Endgame aufgespart würden, um dort für frischen Wind zu sorgen. Und die Rechnung ist aufgegangen. Diese extrem fähige Fraktion bietet einzigartig Herausforderungen. Plötzlich kämpfen wir gegen feindliche Dronen, Roboterhunde und professionellere Soldaten.

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Wir dachten, dass diese Fraktion Kontrollpunkte zurückerobern würde und uns dazu zwingen würde, Dinge zu wiederholen, mit denen wir in der Kampagne schon Stunden verbracht haben, aber die Entwickler hatten hier tolle Ideen. Die sogenannten Invaded Missions haben neue Aufgaben und zwingen uns dazu, die Taktik anzupassen und die drei Spezialisierungsklassen und neuen Waffen geben uns völlig neue Option. Es ist fast wie ein neues Spiel.

Tatsächlich könnte man sagen, The Division 2 besteht aus verschiedenen Spielen. Es gibt die Kampagne, das Endgame und natürlich die Dark Zone für PvP und PvE. Das hier der Level unserer Ausrüstung neutralisiert wird, sorgt für eine bessere Spielerfahrung. Trotzdem werden es euch die Teams hier schwer machen und wir müssen nicht unbedingt die Beute extrahieren, wir konnten einige High-End-Gegenstände auch sofort ausrüsten. Sich vor feindlichen Agenten zu verstecken ist also auch eine Option.

Dann sind da noch die Conflict-Modi Gefecht und Domination. Die sind nicht unbedingt, wonach wir in einem Spiel wie diesem suchen. Aber man kann hier sicher einige Stunden verbringen - auch weil das Gunplay wirklich gut ist. Hier werden wir auch an Orte außerhalb der Stadt geschickt, aber mir hat die Atmosphäre von Washington D.C. besser gefallen.

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Trotzdem ist The Division 2 nicht ganz ohne Fehler. Spiele mit komplexen geteilten Welten haben schon immer mit technischen Problemen zu kämpfen gehabt und das ist hier nicht anders. Das Spiel läuft überraschend stabil (ich habe auf der Xbox One gespielt), aber wir sind Gegnern begegnet, bei denen Treffer keine Wirkung zeigten. Oder unsere Spielfigur starb mehrere Sekunden nach einem Treffer, was sehr frustrierend ist, wenn es passiert. Manchmal setzen sich unsere Fähigkeiten plötzlich zurück, sofort nachdem sie aktiviert wurden (Ubisoft hat aber gesagt, das kürzliche Update hätte diese Dinge behoben). Dazu kommen ein paar Serverabstürze und geschlossene Tore, die uns dazu zwangen Missionen abzubrechen und neu zu starten und ein paar Audioprobleme.

Aber diese Probleme sind schnell vergessen, denn The Division 2 hat nahezu alle Aspekte, die das Original so toll gemacht haben, weiter ausgebaut. Das Spiel ist sowohl optisch als auch beim Gameplay wirklich atemberaubend. Washington D.C. ist wunderschön und abwechslungsreich und dabei voller Aktivitäten, die auf uns warten, von denen jede einzelne lohnend ist und das reicht vom Prolog bis zum Endgame nach dem Abspann.

Das Online-Rollenspiel hat eine vernachlässigbare Story, einige technische Probleme und das Gameplay wiederholt sich ein wenig, auch wenn hier mehr Abwechslung geboten wird als bei vergleichbaren Titeln. Aber diese kleinen Fehler können nicht davon ablenken, dass The Division 2 einer der - wenn nicht sogar der - beste Looter-Shooter seit Jahren ist.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
Schöne und lebendige Welt, Waffen fühlen sich großartig an, herrliche Vielfalt an Feinden, sehr lohnendes Beutesystem
-
langweilige Geschichte, etwas repetitives Gameplay, ein paar technische Probleme
overall score
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